Nuttlar/Ramsbeck. . Der Schlag gegen die Drogen-Szene in der Gemeinde Bestwig war kein regionaler. Die Polizei will ein bundesweites Netzwerk getroffen haben.

Nach einem Großeinsatz in Nuttlar und Ramsbeck hat die Polizei weitere Details veröffentlicht. Demnach ist es in der Nacht zum Samstag ein bisschen wie in einem Krimi zugegangen: Die Ermittler lagen verdeckt auf der Lauer - und schlugen zu, als Drogen in einem erheblichen Umfang von einem Kurier übergeben werden sollten.

Verstärkte Kräfte der Polizei

Der Schauplatz: die Briloner Straße in Nuttlar. Dort war die Polizei mit verstärkten Kräften angerückt. Die Beamten hatten eine Werkstatt im Blick. Sie wussten, dass es dort an jenem Abend zu einer Übergabe kommen sollte. Deshalb hatten sie seit Wochen intensiv ermittelt. In der Drogen-Szene war der Anlaufpunkt darüber hinaus längst ein offenes Geheimnis.

Für die Polizei lief der Zugriff nach Plan: Es ist gegen 23 Uhr , als ein niederländisches Fahrzeug vorfährt. An Bord: die Drogen. In der Werkstatt liegen als Gegenwert bereit: Geldbündel - ein „hoher vierstelliger Betrag“, wie die Ermittler sagen.

Die Beteiligten in der Werkstatt ahnen nicht, was gleich passieren wird. Sie wickeln ihr Geschäft mit Routine ab. Bis es laut wird.

Die Polizei hat den Einsatz so geschickt vorbereitet, dass Gegenwehr zwecklos ist: Fünf Personen halten sich am Tatort auf. Sie werden zunächst alle festgenommen.

In dem Gebäude stehen die mitgebrachten Drogen offen herum: Amphetaminbase in Kanistern. Die gelblich-ölige Flüssigkeit ist aufwändig in einem Labor hergestellt worden, die Polizei vermutet in den Niederlanden.

In jeder Haushaltsküche umwandelbar

Die so aufbereitete Chemikalie lässt sich in jeder Haushaltsküche ohne viel Aufwand zu Drogen umwandeln - ein sehr einträgliches Geschäft für Dealer. Mehrere Liter entdecken die Beamten. Marktwert in der Drogen-Szene: 50- bis 75 000 Euro.

Drei der fünf Festgenommenen werden am nächsten Tag dem Haftrichter vorgeführt: Er schickt sie in die Untersuchungshaft. Es handelt sich nach Informationen dieser Zeitung um einen 29-jährigen türkischen Staatsangehörigen aus Nuttlar. Bei ihm war der Deal abgelaufen. Als Mittäter verdächtigt die Polizei einen ebenfalls 29-jährigen türkischen Staatsangehörigen aus Ramsbeck.

Durchsuchung in Ramsbeck - nicht in Bigge

Auch seine Wohnung wird im Anschluss durchsucht. Dort werden die Ermittler aber nicht weiter fündig. Das Trio komplettiert ein 21-jähriger Niederländer. Er hatte den Stoff über die Grenze transportiert und war bis nach Nuttlar gefahren. Sein Auto hat die Polizei beschlagnahmt. Zufallsfund am Rande in der Werkstatt: ein gefälschter ausländischer Führerschein.

Ein 17-jähriger Türke und ein 23-jähriger Deutscher, die sich ebenfalls am Tatort aufgehalten hatten, sind wieder auf freiem Fuß. Informationen, wonach im Anschluss eine Durchsuchung in Bigge stattgefunden habe, dementierte die Polizei. Der Einsatz habe sich ausschließlich auf die Gemeinde Bestwig beschränkt.

Drehkreuz für Drogen

Die Ermittlungen der Polizei laufen intensiv weiter - denn das Verfahren wird aufwändig: Das Kriminalkommissariat ist überzeugt davon, dass die Drogen nicht allein für das Sauerland bestimmt waren. Vielmehr gehen sie davon aus, dass Nuttlar und Ramsbeck ein Drehkreuz für Drogen in der gesamten Bundesrepublik waren. Von hier aus sind die chemischen Stoffe offenbar quer durch Deutschland weiter vertrieben worden.

Es ist ein „dicker Fisch“, wie es im Polizeijargon heißt, der hier an der Angel hängt. Der Nuttlarer und der Bestwiger werden als Hauptverdächtige angesehen. Gegen sie wird wegen Handeltreibens in nicht geringer Menge ermittelt - darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft.

Szene wird weiterhin beobachtet

Polizei-Pressesprecher Holger Glaremin spricht von einem „empfindlichen Schlag gegen die Drogen-Szene“. Er appelliert an mögliche Zielgruppen: „Echte Sauerländer brauchen keine Drogen!“ Zugleich kündigte Glaremin an, dass die Behörde die Szene weiterhin beobachten und konsequent gegen Drogenhandel vorgehen wird.

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