Meschede. . Die Pläne für den Beginenhof Meschede nehmen langsam Gestalt an. Die Organisatorinnen suchen noch junge Frauen.

Es ist ein kleines, besonderes Wohnprojekt geworden - viel kleiner als die Initiatorinnen Ingrid Wiechert und Christel Hauert es sich am Anfang gewünscht hatten. Sechs Wohnungen entstehen im Beginen-Projekt zwischen Beringhauser Straße und Überhenne nur - zwei sind noch frei. Doch die Außenwirkung soll trotzdem umso größer werden. „Das ist uns sehr wichtig“, erklären beide Frauen übereinstimmend.

Sie sind froh, dass es endlich vorangeht. „Im März wird das alte Haus an der Überhenne voraussichtlich abgerissen und dann beginnt der Neubau.“ Im Sommer 2019 wollen sie einziehen. Investoren und Vermieter sind Jörg und Frank Hohmann, die Anfang 2017 auf die Frauen zugekommen waren.

Junge Frauen gesucht

„Schön wäre es, wenn sich jetzt noch zwei Frauen für die beiden verbliebenen Wohnungen finden würden“, wünschen sich die Initiatorinnen. Gern jüngere Frauen, gern auch mit Kind, denn die fehlen noch. Die aktuellen Mieterinnen sind zwischen 50 und 80 Jahre alt. Die „Neuen“ müssten bereit sein, in ein reines Frauenwohnprojekt einzuziehen. „Das heißt nicht, dass Männer hier nicht erlaubt sind“, betont Ingrid Wiechert, „sie erhalten nur keinen Mietvertrag.“

Der Standort für den geplanten Beginenhof  an der Beringhauser Straße.  
Der Standort für den geplanten Beginenhof an der Beringhauser Straße.   © Jürgen Kortmann

Und die Mieterinnen müssten das nachbarschaftliche Wohnung unterstützen. „Manche Frauen haben offenbar Sorge, dass sie die Älteren pflegen müssen“, erzählt Christel Hauert. Das sei natürlich Unsinn. „Jede Mieterin, die pflegebedürftig wird, muss sich selbst um die Unterstützung kümmern.“

Es gehe beim nachbarschaftlichen Wohnen um kleinere Hilfen im Alltag. Und da könnten die Jüngeren durchaus auch von den Älteren profitieren, die mehr Zeit haben. „In den anderen Beginenhäusern kümmern sich die Nachbarinnen zum Beispiel um die Kinder, solange die Mütter noch arbeiten“, berichtet Hauert.

Kein Stützpunkt einsamer Frauen

Ansonsten ist den Frauen vor allem der Kontakt nach außen wichtig: „Wir sind kein Stützpunkt einsamer Frauen“, betont Ingried Wiechert. Schon jetzt gebe es Kontakte zum Bürgertreff, zu den Stadtgesprächen, zur evangelischen Kirchengemeinde und zur Frauengeschichtswerkstatt. „Das wird von uns weiter gepflegt.“ Konzerte, Lesungen, Sport-Kurse und Vorträge können sich die Initiatorinnen im Beginenhof an der Beringhauser Straße vorstellen.

Ingrid Wiechert (links) und Christel Hauert vom Beginenverein Meschede mit den Plänen für das Beginenhaus an der Beringhauser Straße.
Ingrid Wiechert (links) und Christel Hauert vom Beginenverein Meschede mit den Plänen für das Beginenhaus an der Beringhauser Straße. © Ute Tolksdorf

Ein wichtiger Platz dafür ist der 35 Quadratmeter große Gemeinschaftsraum. „Aber wir werden sicher auch andere Räume nutzen“, sagt Ingrid Wiechert.

Als Erstes wolle man jetzt den Kontakt zur Nachbarschaft aufbauen, sagt Christel Hauert. Und da auch noch mal erklären, was eigentlich Beginen sind. „Denn da gibt es immer noch viele falsche Vorstellungen. “

>>>HINTERGRUND

Beginen wurden ab dem 13. Jahrhundert in Deutschland, Frankreich, Oberitalien und der Schweiz die Angehörigen einer christlichen Gemeinschaft genannt, die keine Ordensgelübde ablegten und nicht in Klausur lebten. Beginen führten ein religiöses, eheloses Leben in Gemeinschaft, in sogenannten Beginenhöfen oder -häusern.

„Moderne Beginen“ heute verbinden den Wunsch nach einem eigenständigen Leben mit dem eines gemeinschaftlichen Mit­einanders im Wohnen, teilweise auch im Arbeiten. Sie sind bezüglich Alter, Herkunft, Ausbildung und Lebensläufen sehr vielfältig: verwitwet, geschieden, ledig oder getrennt lebend, lesbisch oder heterosexuell, mit oder ohne Kinder.

Spiritualität und soziales wie auch politisches Engagement können in den verschiedenen Gemeinschaften moderner Beginen eine mehr oder minder große Rolle spielen. Den Mescheder Beginen ist auch der Bezug zu den historischen Beginen wichtig.

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