Meschede. . Eigentlich hätte ein Beginenhof im Rinschen Park entstehen sollen. Das scheiterte. Jetzt gibt es einen neuen Ort.
- Beginenhof sollte anfang im Rinschen Park eröffnen
- Jetzt wird das Projekt an der Beringhauser Straße verwirklicht
- Es ist deutschlandweit eines der kleinsten Frauenwohnprojekte
Zwischendurch hatten sie schon fast den Glauben daran verloren, dass ihr Wohnprojekt noch mal Wirklichkeit wird. Doch jetzt ist der Beginenhof tatsächlich zum Greifen nah. Christel Hauert, Ingrid Wiechert und Annette Bogon sind froh, dass der Beginenhof Meschede nun Formen annimmt.
Es ist deutschlandweit zwar eines der kleinsten Frauenwohnprojekte, liegt aber geschichtsträchtig in einem der ältesten Teile Meschedes fußläufig zur Innenstadt. Investoren sind Jörg und Frank Hohmann.
Der Rückblick
2011 hatte sich aus dem Frauengeschichtsverein heraus eine Gruppe von Frauen zusammengefunden, die das gemeinschaftliche Wohnprojekt der Beginenhöfe auch für Meschede umsetzen wollte. Eine Zeit lang war der Rinschen Park als Domizil gesetzt, bis die Frauen Anfang 2014 aus verschiedenen Gründen kurzfristig ausstiegen.
In den Folgejahren hatten sie auch über Meschede hinaus nach einem Investor gesucht, allerdings letztlich erfolglos. „Vor zwei Jahren hatten wir auch das erste Mal Kontakt zu Jörg Hohmann“, berichtet Ingrid Wiechert. Damals konnte er allerdings nichts für die Frauen tun. „Anfang 2017 hat er sich dann bei uns gemeldet und gefragt, ob wir noch Interesse hätten. Und wir haben begeistert zugestimmt.“
Der Bau
Das neue Beginenhaus soll nun auf zwei Grundstücken entstehen. Das vordere - eine Baulücke - liegt an der Beringhauser Straße direkt gegenüber vom Restaurants Kam Loon. Auf dem hinteren Grundstück in der Straße Überhenne steht ein Haus, das erst noch abgerissen werden muss.
Beide Grundstücke werden bebaut und über einen überdachten Durchgang verbunden. „Eigentlich ist es ein bisschen klein für ein Beginenwohnprojekt“, bedauert Ingrid Wiechert. Aber auf dem Land gebe es eben weniger Interessentinnen, weil die Familienbande noch trügen.
Die Wohnungen
Insgesamt entstehen in jedem Haus drei Wohnungen, für ein bis zwei Personen, die zwischen 49 und 63 Quadratmeter groß sind. Es gibt einen Gemeinschaftsraum, der auch als Gästewohnung genutzt werden kann und eine gemeinsam zu nutzende Dachterrasse. „Wir sind sehr glücklich über den kreativen Architekten“, loben die Frauen einhellig. „Er hat sofort verstanden, was uns wichtig ist.“
Beide, Architekt und Investor, hätten die Frauen in die Planungen mit einbezogen. Da auch hier - wie beim Rinschen Park - keine öffentlichen Mittel in Anspruch genommen werden, liegen die Mieten zum Bedauern der Frauen relativ hoch.
„Es war eigentlich immer unser Anliegen, dass auch Frauen mit geringem Einkommen, beispielsweise Alleinerziehende mit Kindern, einziehen können“, erklärt Christel Hauert. Jetzt rechnet sie mit 7,50 Euro Kaltmiete, wobei die Kosten für die Gemeinschaftsräume auch von allen anteilig zu tragen sind.
Die Mieterinnen
Drei Wohnungen sind bereits vergeben, über die drei übrigen werden die Beginen selbst entscheiden. Schon bald wollen sie Bewerbungsgespräche führen.
Denn der Mietvertrag läuft zwar über die Hohmanns, doch die Mieterinnen, ausschließlich Frauen sind erlaubt, sollen sich mit den Idealen der Beginenbewegung identifizieren. „Auch Männer sind keinesfalls verboten“, betont Annette Bogon, „sondern gern gesehene Gäste.“
Die Idee
„Unser Ziel bleibt, eine neue und nachhaltige Kultur von Gemeinschaft und Alltagsleben für Frauen jeden Alters, jeder Religion und jeder Nationalität zu schaffen“, heißt es schon auf der Internet-Seite der Mescheder Beginen. „In dem Wohnprojekt sollen Einzelne vor Vereinsamung bewahrt werden und gleichzeitig Raum für die Privatsphäre haben.“ Das heißt im Klartext: Man hilft und unterstützt sich, darf aber durchaus seine Tür hinter sich schließen.
Kulturprojekte
„Auch nach außen will sich der Beginenhof öffnen. Wir wollen unseren Gemeinschaftsraum für Vorträge, Lesungen, Musikveranstaltungen oder andere kulturelle Projekte öffnen“, betont Ingrid Wiechert. „Gerade weil wir ein so kleiner Beginenhof sind - in Iserlohn entsteht gerade einer mit 32 Wohnungen - wollen und müssen wir uns nach außen öffnen“, sagen die Frauen. „Wir wollen uns nicht abschotten.“
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