Meschede. . Mescheder Karosseriebauer baut Container für atomaren Ernstfall. „Hoffentlich kommen sie nie zum Einsatz“, sagt Geschäftsführer Meinolf Ewers.

  • Der Mescheder Fahrzeugbauer Ewers baut Notfallfall-Container
  • Sie kommen bei Atomunfällen zum Einsatz
  • Firma beweist erneut Marktführerschaft bei Fahrzeugen im Katastrophenschutz

Der Mescheder Fahrzeugbauer Ewers hat seine Marktführerposition in Deutschland bei Fahrzeugen für den Katastrophenschutz erneut unter Beweis gestellt. Das Unternehmen sicherte sich einen 2,4-Millionen-Euro-Großauftrag aus Baden-Württemberg.

Der Container ist randvoll mit Rollwagen mit dem nötigen Material.
Der Container ist randvoll mit Rollwagen mit dem nötigen Material. © Ewers

Beim Gedanken, was das Unternehmen dafür anfertigen musste, wird Geschäftsführer Meinolf Ewers selbst mulmig: „Ich bete, dass unsere Container nur ein- oder zweimal im Jahr für Übungen aufgemacht werden müssen.“ Denn diesmal musste sich Ewers mit den möglichen Folgen einer Atom-Katastrophe beschäftigen.

Elf Spezial-Abrollcontainer, „Made in Meschede“, sind an die Feuerwehren ins Ländle geliefert worden. Als erstes deutsches Bundesland könnte Baden-Württemberg damit Notfallstationen im Fall eines atomaren Unglücks einsetzen. Darin lagert spezielle Schutzausrüstung für die Einsatzkräfte, aber auch Tragen und Rollwagen, bis hin zu Desinfektionsmitteln.

Ewers aus Meschede liefert Notfallstationen nach Baden-Württemberg. Im Einsatzfall kann der Container mit der Station vom Lkw abgeladen werden.
Ewers aus Meschede liefert Notfallstationen nach Baden-Württemberg. Im Einsatzfall kann der Container mit der Station vom Lkw abgeladen werden. © Ewers

Das Ganze hat etwas Beängstigendes: Die Notfallstationen aus Meschede werden beispielsweise an Schulen oder Turnhallen angedockt, in denen die Bevölkerung nach einem Unglück untergebracht würde – bevor jemand dort hinein gelangt, wird über die vorgelagerte Notfallstation aber festgestellt, wer möglicherweise radioaktiv verstrahlt ist. In den Container lagert deshalb auch die entsprechende Messtechnik.

Innenministerium und Feuerwehr

Nach Messen der Dosis geht es unter die Duschen, auch mehrmals. Danach wird wieder gemessen und letztlich entschieden, wer ärztlich behandelt werden muss. Alles Material im Container wird auf schnell ausladbaren Rollwagen gelagert. Die Entwicklung der Notfallstationen ist eine Reaktion auf die Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima, wo die Menschen anfangs kaum versorgt waren.

Vertreter des Stuttgarter Innenministeriums und der Feuerwehren haben jetzt in Meschede eine Inventur der Container gemacht, bevor sie ausgeliefert wurden. Gleichzeitig bekamen die Feuerwehrleute eine Einweisung in den Gebrauch – als Multiplikatoren geben sie das dann in Baden-Württemberg an die Spezialeinheiten weiter.

Ja, beklemmend sei die Beschäftigung mit dem Thema schon gewesen, räumt Meinolf Ewers ein. Aber Vorsorge sei eben sinnvoll: „Es gibt schließlich auch in Friedenszeiten Katastrophen“, sagt er und erinnert nicht nur an die Verwüstungen durch den Orkan „Kyrill“, sondern auch an das ICE-Unglück bei Eschede, an die Schneemassen im Münsterland, an die Love-Parade in Oberhausen, an das Elbe-Hochwasser.

Brand am Düsseldorfer Flughafen

Eine dieser Katastrophen brachte das Mescheder Unternehmen ins Geschäft: Nach dem Flughafenbrand 1996 in Düsseldorf wurde wieder in den bis dahin stiefmütterlich behandelten Katastrophenschutz investiert. Ewers lieferte in der Folge allein 240 Geräte-Anhänger mit Technik-Ausstattung und 151 mit Betreuungsmaterial, baute für Daimler-Chrysler Aufbauten für 108 neue Sanitätswagen. Die Ewers-Container und -Fahrzeuge stehen inzwischen bei allen Großveranstaltungen im Hintergrund.

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