Eslohe. . Zum 25-jährigen Bestehen soll der Partnerschaft zwischen Eslohe und Kisbér frischer Wind eingehaucht werden. Dazu gibt es ein straffes Programm.
- 45 Gäste aus Ungarn haben sich zum Esloher Herbst angekündigt
- Herausforderung: Gastfamilien für die ungarischen Besucher zu finden
- Straffes Programm mit Gesprächen, Workshops, Vorträgen und Exkursionen
Der Leader-Antrag ist genehmigt, das umfangreiche Festprogramm steht: Zum 25-jährigen Bestehen soll der Städtepartnerschaft zwischen Eslohe und dem ungarischen Kisbér frischer Wind eingehaucht werden. „Anbahnung einer Kooperation zwischen der Gemeinde Eslohe und der Stadt Kisbér in Ungarn“ ist das Leader-Projekt bürokratisch überschrieben.
Was konkret dahintersteckt, weiß Gudrun Kobilke. Als Sekretärin des Bürgermeisters ist sie im Rathaus auch die zuständige Sachbearbeiterin für die Städtepartnerschaft und seit Anfang des Jahres mit den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten betraut. Eine ihrer derzeitigen Herausforderungen in dieser Sache: Gastfamilien für die ungarischen Gäste zu finden. Die kommen Anfang Oktober nämlich in großer Zahl.
Straffes Programm
45 Gäste haben sich angekündigt - darunter eine offizielle Abordnung aus Vertretern von Rat und Verwaltung um Kisbérs Bürgermeister Zoltán Sinkowicz, Schülerinnen und Schüler sowie eine ungarische Tanzgruppe. Sie alle erwartet ein straffes Programm. Ihr Aufenthalt ist bewusst während des Esloher Herbstes geplant. „Die Zeit soll genutzt werden, um in gemeinsamen Gesprächen, Workshops, Vorträgen und Exkursionen voneinander zu lernen und Lösungsansätze zur Bewältigung ähnlicher Herausforderungen aufzuzeigen“, sagt Kobilke.
Nach der Ankunft der Gäste am Donnerstag, 5. Oktober, startet der Freitag bereits um 9.30 Uhr mit Workshops. Dabei wird Marie Ting, Regionalmarketing-Managerin Südwestfalen zum Thema „Regionalmarketing und Initiative zur Gewinnung von Fach- und Führungskräften“ sprechen. Ludwig Klens vom Integrationskreis widmet sich dem Thema „Integration von Flüchtlingen in der Gemeinde“, das von einer Bilderausstellung begleitet wird. Außerdem steht ein Vortrag des Instituts für europäische Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit an, bevor um 11 Uhr vor dem Rathaus eine Stehle enthüllt wird.
Nach Besichtigungen der Firma Rüther im Gewerbegebiet Stakelbrauk und des Hofes Vormweg in Oesterberge startet um 18 Uhr ein Festabend mit 200 geladenen Gästen in der Kückelheimer Schützenhalle. An dem Programm wirkt die Realschule ebenso mit, wie die ungarische Tanzgruppe. Festredner ist der Landtagabgeordnete Klaus Kaiser mit dem Thema „Europa vernetzt sich: Schüleraustausch, eine Möglichkeit, Ungarn, das Partnerland der Gemeinde Eslohe, mit seinen Menschen, seiner Kultur und seinen Lebensgewohnheiten kennen zu lernen“. „Dolmetscher werden das Programm des Abends ins Ungarische übersetzen“, sagt Kobilke. Insgesamt seien an den Tagen drei Übersetzer im Einsatz, die über das Mescheder Benediktiner-Gymnasium vermittelt worden seien.
Möglichkeit zur Begegnung
Möglichkeit zur Begegnung wird es dann am Samstag beim Fassanstich des Esloher Herbstes geben, bevor um 16 Uhr bei einer Feier im Museum ein weiteres Jubiläum thematisiert wird. Denn nicht nur die Städtepartnerschaft besteht inzwischen seit 25 Jahren - die Koenig‘sche Stiftung gibt es ebenso lange. „Rudolf Franzen, der Eberhard Koenig lange begleitet hat, wird den Stifter in einer Kurzbiografie vorstellen“, kündigt Gudrun Kobilke an.
Weiterer Höhepunkt sei der Besuch des ungarischen Honorarkonsuls Prof. Hubert Schulte-Kemper. Sein Thema: „Die Menschen verbinden Europa: Einige Gedanken zum Sinn einer europäischen Partnerschaft“. Das Ende der Veranstaltung ist für 20.30 Uhr geplant. Danach besteht die Möglichkeit, den Esloher Herbst zu besuchen. Auch dabei wird die Tanzgruppe im Laufe des Wochenendes mit Auftritten vertreten sein. „Details müssen aber noch mit der Werbegemeinschaft geklärt werden“, sagt Gudrun Kobilke.
Von Euphorie geprägt
Im nächsten Jahr ist dann der Gegenbesuch der Esloher in Kisbér geplant - allerdings mit einer kleineren Delegation. Das Leader-Projekt soll eine Initialzündung für einen Neustart der Partnerschaft sein. Denn so eng wie seit den Anfängen in den 90ern ist die Bindung schon längst nicht mehr. „Wir wollen der Partnerschaft neue Impulse geben und sie wieder mit mehr Leben füllen“, hatte Bürgermeister Stephan Kersting damals gegenüber unserer Zeitung betont.
Die Zeiten, in denen es nötig war, ausgemusterte Krankenwagen und andere materielle Dinge in großem Maße nach Ungarn zu schaffen, um damit zu helfen, seien längst Vergangenheit. „Der Anfang war von Euphorie geprägt, weil alles neu war. Es sind Freundschaften entstanden und die damals noch notwendige materielle Hilfe hat natürlich auch eine deutlich emotionale Wirkung gehabt“, so Kersting. Diese Euphorie habe über Jahre getragen. „Während viele andere Partnerschaften im Laufe der Zeit in die Brüche gehen, soll eben das in Eslohe verhindert werden“, sagt Gudrun Kobilke.
Idee entsteht bereits im Jahr 1990
Seit dem 3. Oktober 1992 besteht die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Kisbér in Ungarn und der Gemeinde Eslohe. Geboren wurde die Idee am Tag der Deutschen Einheit im Jahre 1990, bei dem Csilla Freifrau von Boeselager in Eslohe die Festrede hielt. Sie war zum damaligen Zeitpunkt Vorsitzende des Ungarischen Malteser-Caritas-Verbandes und maßgeblich daran beteiligt, als 1989 Ungarn mit der Öffnung der Grenze für die ostdeutsche Bevölkerung den Eisernen Vorhang zerriss. Sie war durch Beziehungen zu Georg von Weichs nach Eslohe gekommen.
Der „Engel von Budapest“
Im Sommer 1989 hatte Csilla Freifrau von Boeselager spontan die Nothilfe-Versorgung und Unterbringung von über 30 000 Flüchtlingen aus der DDR unter anderem in Budapest und Prag organisiert. Sie wurde zum Schnittpunkt zwischen internationalen Medien, den DDR-Flüchtlingen, der deutschen Botschaft und der ungarischen Politik, indem sie die Menschen beruhigte, die Weltpresse informierte, Gespräche hinter den diplomatischen Kulissen führte und so zur friedlichen Öffnung des Eisernen Vorhangs beitrug. Sie dolmetschte in Budapest den Flüchtlingen die Worte des ungarischen Außenministers Gyula Horn „Die Bürger der DDR dürfen aus Ungarn nach Westen ausreisen“. Nach diesem Einsatz wurde ihr in den Medien der Beiname „Engel von Budapest“ gegeben.
Staatspferdezuchtanstalt macht Kisbér berühmt
Kisbér hat rund 7000 Einwohner und eine Größe von 70 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Eslohe hat bei einer Größe von 113
Quadratkilometern rund 9000 Einwohner.
In Kisbér wurde im Jahr 1853 das Gestüt Kisbér errichtet, das eine Staatspferdezuchtanstalt für die gemeinsame Armee war. Aus diesem Gestüt stammt auch die Pferderasse Kisbéri félvér. Das Gestüt existiert heute nicht mehr.
Städtepartnerschaften bestehen nicht nur mit Eslohe, sondern auch mit Kolárovo in der Slowakei sowie mit Câmpia Turzii in Rumänien.
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