Meschede. . Zu viele Tiere, zu hohe Schäden: Der HSK mit Sitz in Meschede möchte die Schonzeit für Wildschweine streichen. Das Land blockt ab.

  • Nach Ansicht des Hochsauerlandkreises verursachen Wildschweine erhebliche Schäden
  • Deshalb wollte die Behörde die Schonzeit für die Tiere ab April aussetzen
  • Das NRW-Umweltministerium stoppte die Pläne im letzten Moment

Noch nie haben Wildschweine in der Region schlimmere Schäden angerichtet als jetzt, noch nie war ihre Anzahl so hoch. Hochsauerlandkreis, Kreisjägerschaft und Landwirtschaftskammer sind davon überzeugt. Deshalb wollten sie die Tiere auch während der Schonzeit zum Abschuss freigeben. Doch das NRW-Umweltministerium hat die Pläne im allerletzten Moment gestoppt. Die Betroffenen scharren verärgert mit den Hufen.

„Ich finde es äußerst bedauerlich, dass das Ministerium die vor Ort gefundenen Lösungsversuche blockiert“, schreibt Ingo Stange, zuständiger Sachbearbeiter beim Hochsauerlandkreis, in einer Mitteilung an den heimischen Jagdbeirat.

Remmel für Jäger eine Reizfigur

An der Formulierung wird deutlich: Der Hochsauerlandkreis und die vorgesetzte Behörde in Düsseldorf zoffen sich. Für die Jäger ist Johannes Remmel (Grüne), der Chef des Ministeriums, ohnehin eine Reizfigur. Sie fühlen sich von seiner Weltanschauung gegängelt.

Die Vorgeschichte: Seit 2016 stellt der Hochsauerlandkreis nach eigenen Angaben „erhebliche Wildschäden in den landwirtschaftlichen Flächen, insbesondere im Grünland“ fest. In der Verordnung, die hätte in Kraft treten sollen, heißt es: „Inzwischen hat der Schwarzwildbestand in vielen Bereichen des Hochsauerlandkreises ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Begleitet wird diese Entwicklung durch immense Wildschäden in den Feldern und Wiesen, welche für die Landwirtschaft nicht mehr tragbar sind.“ Von Ernteausfällen ist die Rede.

Wildschweine mit großen Appetit

Sachbearbeiter Stange vom Hochsauerlandkreis sagt: „Wildschweine pflügen vor allem Grünland auf der Suche nach Nahrung regelrecht um.“ Ebenso Mais- und manchmal auch Getreide-Felder lieben die Tiere nach seiner Schilderung. Von der ersten Saat bis zum erntereifen Gewächs: Wildschweine fressen sich durch. Sie haben einen großen Appetit. Und Forscher glauben: Je besser das Nahrungsangebot, desto mehr vermehren sich die Tiere.

Aus Sicht des Hochsauerlandkreises bleibt nur diese Lösung: Abschuss von Wildschweinen auch innerhalb der Schonzeit. Nur Frischlinge, die besonders jungen Tiere, dürfen ansonsten das ganze Jahr über geschossen werden, um den Bestand kleiner zu halten. Erwachsene Tiere sind dagegen gesetzlich geschützt zwischen April und Juli. Eine Ausnahme von dieser Regelung war bereits im Kreishaus in Meschede formuliert. Doch das NRW-Umweltministerium schritt wenige Stunden vor dem Inkrafttreten ein.

Verlust des Muttertieres nicht zu bewältigen

Seitdem wird zwischen beiden Behörden gerungen: Die einen verweisen auf die Schäden für die Landwirtschaft, die anderen auf den Tierschutz. Es kommt zu Scharmützeln mit Belehrungen: Das Remmel-Ministerium verweist darauf, dass Frischlinge den Verlust des Muttertiers nicht bewältigen könnten. Die Behörde von Landrat Dr. Karl Schneider hält dagegen: „Wenn man dieser Sichtweise folgt, müssten die Jagdzeiten in anderen Bundesländern tierschutzwidrig sein.“

Das NRW-Umweltministerium kündigt an, hart zu bleiben: Flächendeckend werde es nicht zu einer Aufhebung der Schonzeit im Hochsauerlandkreis kommen, das sei unverhältnismäßig. Allenfalls für einzelne Gebiete mit „gefährdeten landwirtschaftlichen Flächen“ seien Ausnahmen vorstellbar, keinesfalls aber im Wald. Nach seitenlangen Schriftwechseln sind die Beteiligten immerhin im Gespräch. Beim Hochsauerlandkreis wird weiter auf eine Lösung gehofft.

Vom fernen Schreibtisch aus

Die stellvertretende Landrätin Ursula Beckmann (CDU) nutzte die Versammlung der Kreisjägerschaft unterdessen zu einer öffentlichen Attacke auf Minister Remmel: „Als reichte die Fachkompetenz von Kreisjagdberatern, Jagdbeirat, Kreisjägerschaft und Landwirtschaftlichem Kreisverband nicht aus, sich ein Urteil über die Situation von Wildschäden zu verschaffen, macht das Düsseldorfer Ministerium den Strich durch die Rechnung. Wer so vom fernen Schreibtisch aus mit der Basis umgeht, zeigt schon mal, was er von den Argumenten dieser Basis hält.“ Der Applaus der Jäger war ihr sicher.

Folgen Sie der WP Meschede auch auf Facebook!