Meschede. . In der Abtei Königsmünster gibt es eine besondere Herde: Waldschafe - eine fast verdrängte Rasse. Wir stellen ihren Hirten vor.
- Bruder Isidor Feldewert ist zuständig für die 29 Schafe in der Abtei Königsmünster
- Es handelt sich um eine besondere, fast schon verdrängte Rasse: Waldschafe
- Wenn ihn die Tiere brauchen, kann der Mönch nicht immer die Gebetszeiten einhalten
Der gute Hirte für Renate, Anna, Ilse, Frensi und all die anderen heißt Bruder Isidor. Er sorgt für ihr Essen, für ihr Obdach, achtet auf ihre Männer, kümmert sich darum, dass ihre Kinder gut zur Welt kommen. Manchmal kommt er deswegen zu spät zum Beten.
Seine Herde hat es eben nicht so mit den offiziellen Betzeiten im Kloster. Denn die Herde dieses guten Hirten ist eine echte Herde. Bruder Isidor Feldewert ist zuständig für die 29 Schafe in der Abtei Königsmünster.
Lebende „Rasenmäher“ als Lösung
Die Landwirtschaft ist zurück im Kloster – ein wenig zumindest. Sie ist eigentlich vor Jahren aufgegeben worden, weil sie unwirtschaftlich wurde. Aber die fünf Hektar großen Flächen sind ja geblieben. Darunter ist auch die Streuobstwiese rund um das Haus der Stille. Wer sollte sie pflegen? Die Lösung sind lebende „Rasenmäher“.
2015 besorgten sich die Mönche versuchsweise einige Pensionsschafe aus Elleringhausen. Sie fraßen zur Zufriedenheit aller, hielten das Gras wunschgemäß kurz. Über den Winter wurden dann drei Mutterschafe und ein Bock in Meschede behalten. Und seit August 2016 baut Bruder Isidor jetzt eine eigene kleine Herde auf, die dauerhaft bleiben soll. Inzwischen ist sie auf 29 angewachsen. 6 Mutterschafe, 10 Jährlinge und 13 Lämmer.
Seltene Waldschafe - eine fast verdrängte Rasse
Es sind nicht irgendwelche Schafe, sondern seltene Waldschafe. Eine alte Rasse, basierend auf dem Zaupelschaf, früher ein genügsames Schaf in der Landwirtschaft. Mit den ertragsreicheren Fleischschafen hielt es nicht mit, die Rasse wurde verdrängt, zuletzt lebten in den 80er-Jahren nur noch 90 Tiere im Bayerischen Wald und im österreichischen Waldviertel – daher ihr Name.
Gefährdet sind die Waldschafe immer noch in ihrem Bestand. Da hilft auch ein kleines Zuchtprogramm vor Ort in Meschede weiter. „Die Rasse kann nur erhalten werden, wenn jemand Zucht betreibt“, sagt der 47-jährige Bruder Isidor.
Decken und Kissen aus der Wolle
Die Waldschafe des Klosters sind Nutztiere. Sie fließen mit ein in die Selbstversorgung des Klosters. Für ihre Wolle möchte Bruder Isidor die „Lebensgemeinschaft Sassen“ in Hessen gewinnen – dort wird auch gewebt und gesponnen, die Decken und Kissen aus der Wolle könnten in Meschede verkauft werden.
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Und die Tiere werden geschlachtet: „Warum soll ich neuseeländisches Fleisch auf den Tisch packen, wenn ich selber die Tiere hier habe?“ Kurze Wege sind Teil des Selbstversorgungs-Gedankens in der Abtei.
Der Bruder, der jetzt auch ein Schäfer ist. Natürlich kommt ihm zugute, dass er früher in der Landwirtschaft gearbeitet hat. 1993 ist der gebürtige Erwitter ins Kloster eingetreten. Ein Jahr lang probierte Bruder Isidor, der sich auch um die Töpferei kümmert, wie die Schafe in seinen und in den Kloster-Alltag integriert werden könnten. Das funktioniert.
Tiere leben in einem offenen Stall
Die Tiere leben in dem Offenstall, in dem früher die Rinder und Mutterkühe untergebracht waren. „Morgens kommen sie auf die Weide, abends wieder rein, den Sommer über bleiben sie draußen“, sagt er.
Zweimal musste er auch schon bei Geburten als Helfer eingreifen. Natürlich muss man Kompromisse eingehen: „Wenn ich um 2 Uhr Geburtshilfe leisten muss, dann kann ich nicht um 6 Uhr mit Hurra zum Beten gehen“, sagt er. Das wird von der Gemeinschaft akzeptiert. Und man muss ja nicht zum Beten zwingend in einer Kirche sein.
Bruder Isidor schätzt den Spruch des Mystikers Meister Eckhart, „Wenn du Gott bei der Arbeit im Stalle weniger hast als im Hochamt, dann hast du ihn nicht.“ Deshalb: Die Meditationszeit verbringt er auch gerne bei seinen Schafen.
Zuletzt 13 Lämmer geboren
„Das sind keine Einheitsschafe“, lobt Bruder Isidor seine Herde: Genetisch breit aufgestellt, gibt es schwarze und weiße, größere und kompaktere, es gibt welche mit und andere ohne Hörner.
Es sind ruhige Tiere, die gerne in der Herde zusammenbleiben. Sehr fruchtbar sind sie, sie können das ganze Jahr über gedeckt werden. 13 Lämmer kamen gerade zwischen Ende Februar und Mitte März auf die Welt.
Bruder Isidor legt aber auch Wert darauf, dass er beim Schlachten (in Brilon-Madfeld) dabei ist: „Es gehört doch beides dazu. Das Lamm bei der Geburt herauszuholen, dann auch, es am Ende zu begleiten.“ Sein Vater hat ihm damals mit elf Jahren schon die Verantwortung über Hühner überlassen: „Aber er hat da schon ganz klar gemacht, dass der Tag kommen wird, wenn die Hühner geschlachtet werden.“
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