Nuttlar. . Das Tauchen im alten Nuttlarer Schieferbergwerk ist nicht ganz ungefährlich. Eine unscheibare Leine kann dabei zum Lebensretter werden.
In voller Montur gehen beide Taucher zunächst jeden Arbeitsschritt durch. Wo geht es lang? Was gilt es zu erledigen? Was muss repariert werden? Anschließend überprüfen beide jede einzelne Funktion ihrer Ausrüstung. Die Sauerstoffflasche funktioniert, beide Atemmasken sind vorhanden. Doch dann die Überraschung: Beim Druck auf den Inflator wird die Weste auch nach mehrmaligen Versuchen nicht mit Druckluft aufgeblasen. Maren Isigkeit kommt zur Hilfe, drückt beherzt und der Anzug füllt sich mit Luft. Sicherheit ist überlebenswichtig, denn die Mitglieder von „Global Underwater Explorers“ (GUE), erkunden in den nächsten Tagen zum mittlerweile fünften Mal das einstige Schieferbergwerk in Nuttlar.
Isigkeit ist die Projektleiterin und erkundet mit ihrem 17-köpfigen Team neue Strecken im Stollen, um diese dann auch zu kartieren. „Wir legen Leinen, um Orientierungen bieten zu können, explorieren die Gänge und Hallen und vermessen dabei auch alles“, erklärt Isigkeit.
Die Ausrüstung für die Kartierung
Das Ganze geschieht natürlich unter Wasser. Die Taucher sind mit einem Sonar ausgerüstet, das die Abstände zu den Wänden an den Seiten, der Decke und dem Boden misst. Ein Kompass gibt jederzeit an, wo sich die Leine befindet und auf wasserfestem Papier werden alle Notizen festgehalten.
Im Nachhinein entsteht dann nach und nach eine exakte Karte, die Angaben macht über die Wassertiefe und ob es eine Möglichkeit zum Auftauchen gibt oder nicht. Das Wasser hat eine Temperatur von acht Grad, so dass im Trockenanzug getaucht werden kann.
Die Leine ist das Wichtigste
Der Stollen ist in zwei Bereiche eingeteilt. In der „Katze“ können sich Einsteiger versuchen, wie zum Beispiel Sporttaucher, um in das Bergwerktauchen hinein zu schnuppern. Dort sind die Sichtverhältnisse sehr gut, obwohl offensichtlich dennoch eine Taschenlampe benötigt wird. Die Leine zur Orientierung ist dort außerdem dick. „Das ist die Nabelschnur des Höhlentauchers“, sagt Isigkeit. „Sie darf nur nicht durchtrennt werden“, ergänzt Matthias Richter, Betreiber der Tauchschule Sorpesee, der den Anfang der Höhle bereits erkundet hat.
Nichts für Anfänger
Auf die „Katze“ folgt der „Kaiser-Wilhelm-Stollen“. Isigkeit sagt, dass dieser Bereich deutlich größer und komplexer ist. Er erstreckt sich auch über mehrere Ebenen. „Das ist dann nur noch etwas für fortgeschrittene Höhlentaucher.“ Pro zweieinhalbstündigem Tauchgang kommen ungefähr 100 weitere Meter hinzu. Mit der Zeit werden auch die Wege weiter, ehe ein neues Areal erreicht wird. „Besser, wir erkunden wenig, aber messen dafür genau“, gibt die Leiterin die Devise an.
Equipmentlastiges Hobby
Das Projekt ist nur ein Hobby, die Kosten trägt die Gruppe selbst. Das Team arbeitet sogar mit mehren Kameras, um später eine virtuelle Tour des Stollens erstellen zu können. Richter gibt an, dass es den Zuschauern so vorkommen soll, als wären sie selbst Teil der Exploration. Auch 3D-Modelle kommen zum Einsatz, damit die Taucher ganz genau wissen, was auf sie zukommt.
Das Team besteht auch aus internationalen Explorationstauchern, die beispielsweise aus Belgien und den USA kommen.
Erstmals untersuchte die Gruppe die Höhle im Jahr 2013 und kommt seitdem jeden Frühling für vier Tage wieder.
Nach Angaben von Tauchschul-Inhaber Matthias Richter kamen im vergangenen Jahr kamen von April bis November über 1000 Menschen aus aller Welt zum Tauchen ins Schieferbergwerk.
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