Nuttlar. . Abenteuer und Nervenkitzel war das - Apnoe-Taucher aus ganz Deutschland erkundeten das geflutete Schieferbergwerk in Nuttlar.

Noch ein letzter Atemzug. Volle Konzentration. Behutsam gleitet der Kopf unter die Wasseroberfläche. Die Welt draußen steht für einen Moment still. Grazil bewegen sich die Freitaucher ganz ohne Atemgeräte durch das geflutete Schieferbergwerk. Eine beeindruckende Kulisse. Das erste „Cave-Freediving-Event“ Deutschlands bot zwei Tage lang Nervenkitzel und Abenteuer – und am Ende wurde sogar ein Weltrekord aufgestellt.

Es ist kalt im alten Schieferbergwerk in Nuttlar. Sogar sehr kalt. Gerade einmal sieben Grad misst das Thermometer im Wasser. Alles andere als Normalbedingung für die 17 Apnoe-Taucher aus ganz Deutschland.

Luft anhalten - und weit tauchen

Apnoe ist griechisch und bedeutet so viel wie „ohne Atmung“. Das einfache Prinzip dahinter: Wer kann am längsten die Luft anhalten und dabei am weitesten tauchen?

Werner Giowe ist Organisator der Veranstaltung. „Es ist kaum in Worte zu fassen, welchen Reiz das Tauchen hier besitzt. Es ist wohl das Mystische und Neue“, vermutet der Besitzer einer Tauchschule im Rhein-Main-Gebiet.

Einer der Apnoe-Taucher startet seinen Tauchgang. Giowe erklärt: „Wir haben hier die Möglichkeit, in verschiedenen Bereichen zu tauchen, teilweise mit Möglichkeit aufzutauchen, teilweise auch nicht.“ 60 Meter Strecke, maximal sechs Meter tief, kann es gehen. Begleitet werden die Sportler von Sicherungstauchern mit Atemgerät der Tauchschule Sorpesee, verantwortlich für das Bergwerktauchen in Nuttlar. Schon einige Sekunden befindet sich der Taucher im Wasser. Der Atmungsreiz mache sich so langsam bemerkbar, weiß Giowe. Doch damit lerne man umzugehen. „Durch Mentaltraining und Entspannungstechniken lernen wir diese Grenzen zu verschieben.“

In warmen Gewässern schaffen die anwesenden Taucher bis zu fünf Minuten. Und die sind allesamt keine Profis. „Heutzutage werden Grenzen gebrochen, die vor Jahren und Jahrzehnten unvorstellbar waren“, so der Frankfurter.

Doch im Nuttlarer Bergwerk muss ein anderer Maßstab angelegt werden. Fast eine Minute ist der Taucher mittlerweile schon unter Wasser. Giowe: „Hier ist die Tauchphase wesentlich kürzer. Durch die Kälte lassen sich die Muskeln nur unter extremer Anstrengung bewegen. Das alles kostet Sauerstoff.“

Wettkampf an einzigartigem Ort

Und tatsächlich - der Taucher kommt an die Luft. Hektisches Schnappen nach Luft? Fehlanzeige. Alle Bewegungen sind völlig konzentriert. „Der Tauchgang ist ziemlich entspannend. Man schaltet komplett ab“, meint Taucher Ingo Braun aus Lüdenscheid, der begeistert ist vom Event. Und da ist er nicht alleine. Wo man auch hinschaut, sieht man strahlende Gesichter.

„Es ist das Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren. Ausschlaggebend ist aber natürlich die Möglichkeit einen solch einzigartigen Ort zu betauchen“, so Werner Giowe auf die Frage nach dem Erfolgsrezept. Nicht ganz unerheblich sei aber auch das Wirken der Sponsoren, führenden Herstellern von Freitauch-Equipment, die für eine beeindruckende Beleuchtung im Werk gesorgt und Ausrüstung zum Testen zur Verfügung gestellt haben.

Besonders der erste Tag des Wettbewerbs bot dafür die beste Gelegenheit. Hier ging es darum, die geflutete Grube zu erkunden und sich mit der Strecke vertraut zu machen, ehe am nächsten Tag nach dem Weltrekord gegriffen wird. Die Disziplin: Streckentauchen in einem Bergwerk. Weltpremiere. Noch nie hat jemand diesen Versuch gewagt. Die freudigen Gewinner und damit Weltrekordhalter heißen am Ende Sarah Römer mit 58 Metern und Patrick Eickhoff mit 48 Metern. Mal sehen, wie lange dieser Rekord halten wird.

Matthias Richter von der Tauchschule Sorpesee ist sich bereits jetzt sicher, dass es so ein Event wieder geben wird im gefluteten Nuttlarer Schieferbergwerk.