Meschede. Mescheder Investoren planen im alten Arbeitsamt ein Modellprojekt für die Umnutzung von Bürogebäuden. Scheitert es, gibt es einen Plan B.

  • Eine Mescheder Kanzlei hat das alte Arbeitsamt gekauft
  • Die Gesellschafter wollen dort Büroräume und Studierenden-Wohnungen schaffen
  • Gemeinsam mit dem Bundesbauministerium soll ein Modellprojekt entstehen

16 Jahre war nichts los mit dem alten Arbeitsamt an der Steinstraße 26. Seit Dezember 2000 steht der braune Kasten, direkt an der Einfahrtstraße in die Stadt gegenüber des Kreishauses, leer, gammelt vor sich hin und kostet: Allein bis 2013 rund 70 000 Euro, ärgerte sich der Bund der Steuerzahler und forderte in seinem Schwarzbuch den Abriss. Doch jetzt scheint es wirklich voranzugehen.

Balkone und neue Fassade

Die Kanzlei Droste, Schulte-Sprenger, Schmidt – Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte – aus Meschede hat das Gebäude inklusive Grundstück von der Bundesagentur für Arbeit gekauft und will dort mehrere Millionen Euro investieren. „Wir planen dort – als Sanierung im Bestand – moderne Büroräume und Wohnungen für Studierende“, erläutert Ulrich Schulte-Sprenger. Dazu wird das Haus entkernt, erhält Balkone und eine neue Fassade.

Unterstützt wurden und werden die Mescheder Investoren dabei von der Stadt Meschede und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Patrick Sensburg. Die Stadt brachte die Idee mit den Studentenwohnungen ein, verspricht schnell Baurecht zu schaffen und Patrick Sensburg öffnete entscheidende Türen in Berlin.

Modellprojekt made in Meschede

Das Spannende daran: Meschede könnte Modellprojekt werden. „Denn leerstehende Bürogebäude sind ein Thema, das deutschlandweit für Probleme sorgt“, sagte Klaus Wahle, Fachbereichsleiter Planung und Bauordnung, bei der Vorstellung der Pläne. Was macht man mit solchen – oft innenstadtnahen – Kästen, wie kann man sie sinnvoll nutzen? Dafür haben sich die Gesellschafter der Kanzlei jetzt auf ein Modellprojekt mit dem Bund eingelassen, das auch wissenschaftlich begleitet werden soll.

Platz für 35 Studierende

Im dritten und vierten Obergeschoss entstehen danach moderne Büroräume. Im Erdgeschoss sowie in der ersten und zweiten Etage planen die Bauherren Einzelappartements, Zweier- und Dreier-WGs sowie Gemeinschaftsräume für 35 Studierende. Diese sollen – nach Ablauf der zehnjährigen Bindungsfrist – relativ einfach in größere Einheiten, zum Beispiel Seniorenwohnungen, umzubauen sein. Der Fachbergriff dafür lautet Vario-Wohnungen. Ihre Grundgröße beträgt 25 Quadratmeter und kosten werden sie maximal 300 Euro warm inklusive Internetzugang und Gemeinschaftsräume. Für das geplante Qualitätssiegel „Nachhaltiger Wohnungsbau“ müssen hohe technische, ökologische und ökonomische Standards erfüllt werden. Auch die Barrierefreiheit ist vorbereitet.

Erste Hürde ist überwunden

Noch gibt es natürlich Unwägbarkeiten. Sollte man zum Beispiel „gegen alle Erwartungen“, wie sowohl Schulte-Sprenger, als auch die Architekten, Roland Otte aus Sundern und Andreas Busch aus Nuttlar, betonten, Schadstoffe im Gemäuer finden, würde das Modellprojekt platzen. Dann würde die Kanzlei das Haus abreißen lassen und dort einen Büro-Neubau errichten. Für Ulrich Schulte-Sprenger, Mitglied der Kanzlei, und Bürgermeister Christoph Weber stehen die Chancen aber gut, dass das Modellprojekt den Förderbescheid bis Mitte April erhält und zum Wintersemester 2018/19 fertiggestellt ist. „90 zu 10 Prozent“, so schätzt Schulte-Sprenger, „stehen die Chancen, dass alles klar geht.“

Und die Stadt Meschede erwartet von dem Projekt nicht nur attraktive Wohn- und Büroflächen, sondern weitere Impulse für die Stadtentwicklung. Klaus Wahle: „Wenn hier ein solches Gebäude entsteht, wird das auch im Umfeld der Steinstraße etwas auslösen.“

Zahlen und Daten 

Das alte Arbeitsamt ist 1970 bis 1972 erbaut worden.

Es umfasst eine Nutzfläche von 2100 Quadratmetern sowie 43 Stellplätze und fünf Garagen.

Der Kaufvertrag wurde am 13. Februar unterzeichnet. Der Baubeginn soll im Oktober 2017 sein, die Fertigstellung ist für Juni 2018 – vor Beginn des Wintersemesters – geplant.

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Weitre Texte zum Alten Arbeitsamt finde sich hier

vom Oktober 2013 Bund der Steuerzahler fordert: Endlich abreißen

vom Februar 2013 Doch Studentenwohnungen im alten Arbeitsamt

vom Mai 2014 Altes Arbeitsamt in Meschede wird abgerissen

vom Februar 2015 Abriss wieder vom Tisch