Meschede/Schmallenberg/Olpe. . Ein Familienvater aus Schmallenberg prellt die Zeche am Tegernsee und fährt monatelang einen Neuwagen, ohne Raten zu zahlen. Nun stand er vor Gericht.

  • Familienvater aus Schmallenberg prellt die Zeche in einem Hotel am Tegernsee
  • Außerdem fährt er monatelang einen Neuwagen ohne Raten zu zahlen
  • Der 47-Jährige ist bereits wegen Betrugs ins Millionenhöhe vorbestraft

Ein selbstständiger Handwerker macht Weihnachtsurlaub in einem Nobel-Hotel am Tegernsee und fährt monatelang im schicken Geländewagen durchs Land – nur er zahlt für all diesen Luxus nicht. Irgendwann fliegt der Schwindel des 47-jährigen Mannes auf, im Juli wird er verhaftet. Diesen dreisten Betrugsfall hatten die Mescheder Richter jetzt zu verhandeln.

Nach knapp drei Monaten in Untersuchungshaft musste der Mann, der in einem Schmallenberger Ortsteil lebt, nun auf der Anklagebank im Mescheder Schöffengericht Platz nehmen. Er erschien in Begleitung von gleich zwei Anwälten – ein Grund dafür könnte sein Vorstrafenregister sein.

Vorstrafe wegen Millionenbetrugs

Wegen Betrugs in Millionenhöhe hatte ihn die Wirtschaftsstrafkammer des Siegener Landgerichts im Sommer 2008 zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt (wir berichteten). Er lebte damals noch in Olpe und hatte sich fälschlicherweise als Ingenieur ausgegeben, fiktive Rechnungen gestellt, Scheinfirmen gegründet und sich Gelder erschwindelt. Mehrere Autos und eine VIP-Lounge auf Schalke soll er sich davon geleistet haben.

Obwohl er sich vor Gericht damals als „geläutert“ bezeichnet hatte, war der Mann nun wieder wegen zweifachen Betrugs angeklagt. Er hatte im vergangenen Dezember bei einem Autohändler einen Geländewagen bestellt, er gab sich dort als Sohn eines Mannes aus Menden aus. Der wolle den Wagen kaufen, sei aber schwer krank, so dass er als Sohn die Angelegenheiten regeln solle. Mit seinen Lügen und einer gefälschten Unterschrift bekam der 47-Jährige auch tatsächlich, was er wollte. Bis zum April konnte er das Auto ungehindert fahren – ohne die vereinbarten Raten zu zahlen.

Eine Anzahlung hatte er dagegen im zweiten Fall gemacht, um die Gegenseite in Sicherheit zu wiegen. Dabei handelte es sich um bayerische Hoteliers. Über Weihnachten und Silvester mietete der Angeklagte in einem Vier-Sterne-Haus am Tegernsee eine Suite und ein Zimmer, für 250 beziehungsweise 180 Euro am Tag. Außerdem ließ er sich und seinen Gästen im hoteleigenen Restaurant mehrere Menüs servieren.

Wieder auf freiem Fuß

Insgesamt drei Zeugen sollten nun vor Gericht zu beiden Betrugsfällen aussagen – zu Wort kamen sie aber erst gar nicht. Die Anwälte des Angeklagten führten hinter verschlossenen Türen ein langes Rechtsgespräch mit Richtern und Staatsanwältin. Das Ergebnis war ein Deal.

Der Angeklagte ließ über seine Anwälte ein volles Geständnis ablegen, im Gegenzug konnte er mit einer Freiheitsstrafe rechnen, die in jedem Fall zur Bewährung ausgesetzt wird. Genauso kam es – die abschließenden Worte des Angeklagten fielen knapp aus: „Es ist alles gesagt worden.“ Zu seinem Motiv und dem konkreten Ablauf der Betrugsfälle sagte er nichts. In den Gerichtssaal war er noch in Handschellen geführt worden, verlassen durfte er ihn wieder auf freiem Fuß.

Positive Sozialprognose

Auch wenn die einschlägige Vorstrafe zu Lasten des Angeklagten ausgelegt wurde, hielten Staatsanwältin und Richterin Christina Spenner ihm zugute, dass er vor der Haft eine Arbeit und ein Einkommen hatte, mit seiner Familie in geregelten Verhältnissen lebte und außerdem mittlerweile die Rechnung des Hotels am Tegernsee beglichen hatte. Sie hofften zudem, dass die Untersuchungshaft bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Das Schöffengericht hat den 47-jährigen Schmallenberger zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt.

Die Strafe wurde allerdings zur Bewährung ausgesetzt – drei Jahre lang darf er sich nun nichts zu Schulden kommen lassen, ansonsten muss er die Strafe doch noch absitzen.

Außerdem muss der Mann insgesamt 2000 Euro an den Kinderschutzbund in Meschede zahlen.