Schmallenberg/Siegen. . Landrat Dr. Karl Schneider, Gastronomen und Walbauern positionieren sich in Siegen klar gegen Wisente. Die Tiere seien zu sehr an Menschen gewöhnt.

Der Angriff auf die Wanderin hat das Fass zum Überlaufen gebracht. „Nur wenn gesichert ist, dass es keine weiteren potentiellen Gefahren für die Menschen im Hochsauerlandkreis gibt, werde ich meine Einwilligung zur Weiterführung des Wisent-Projektes geben.“

Landrat Dr. Karl Schneider fand auch im Anschluss an die gestrige Sitzung der Koordinierungsgruppe zum Wisentprojekt im Gespräch mit unserer Zeitung deutliche Worte: „Ich fürchte allerdings, dass der Trägerverein die entsprechenden Ideen nicht liefern wird.“

Zaun als letzte Konsequenz

Vier Wochen hat dieser nun Zeit, um solche „geeigneten Maßnahmen“ zu finden. Den Zaun nennt Schneider als letzte Konsequenz, auch wenn damit das Wisent-Projekt der freilebenden Wildtiere gescheitert wäre. „Ich möchte nicht irgendwann den Staatsanwalt im Haus haben und erklären müssen, warum wir ein Unglück nicht verhindert haben.“

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Ende Mai war eine Frau beim Spaziergang auf dem Rothaarsteig von einer Wisentkuh angegriffen worden. Sie wurde leicht verletzt. Jetzt hat die Koordinierungsgruppe sich des Themas angenommen. Neben dem Landrat waren aus Schmallenberg auch Gastronomen, Touristiker und die Waldbauern Georg Droste und Alfons Höwer in Siegen.

Georg Droste kritisierte, dass der Trägerverein seit der letzten Sitzung im Herbst 2015 keine echten Ideen entwickelt habe, um die Tiere vom Schmallenberger Stadtgebiet fernzuhalten. „Die spielen weiter auf Zeit.“ Ihm geht es vor allem um die Schälschäden. Die jedoch sieht der Landrat erst an zweiter Stelle: „Das sollen die Gerichte klären.“ Er sorgt sich um die Menschen.

Tiere seien Menschen gewöhnt

Auch Rudolf Grobbel als Vorsitzender des Gesamtverkehrsvereins Schmallenberger Sauerland hat bei der Sitzung klar gemacht, dass er keine Wisente in den Sauerländer Wäldern mehr will: „Sie schaden uns mehr, als dass sie uns nutzen.“

Leider seien die negativen Befürchtungen der Gastronomen eingetreten. Ursprünglich habe es geheißen, die Tiere meiden den Menschen, sie halten 150 bis 200 Meter Abstand. „Aber diese Tiere sind keine echten Wildtiere, sie haben keine Fluchtdistanz. Sie sind an den Menschen gewöhnt.“

Schilder sind keine Lösung

Auch Schilder aufzustellen und so auf die Gefahren hinzuweisen, hält er für den falschen Weg. Das stelle eine ganze Region als gefährlich dar. Noch habe er keinen Gast begrüßen können, der extra wegen der Wisente gekommen sei. Er habe aber schon einige beruhigen müssen, die die Tiere nicht treffen wollten.

„Wir Schmallenberger Gastronomen brauchen die Wisente nicht“, sagt er. „Ein Zaun wäre eine Lösung, aber der beendet das Projekt.“ Und beschädigt wahrscheinlich die guten Beziehungen, die dadurch nach Bad Berleburg gewachsen sind. Für Grobbel wäre das der größte Verlust.