Velmede. Seit 15 Jahren betreibt Bäckermeister Jörg Liese inzwischen sein Stehcafé Panino direkt an der Bundesstraße 7. Er rechnet zwar mit Umsatzeinbußen, wenn die Autobahn in ein paar Jahren fertig ist und dann nur noch die Hälfte der Fahrzeuge an seinem Laden vorbeikommt. Als Verlierer bei der A 46 sieht er sich deswegen aber noch längst nicht.

„Verloren habe ich erst, wenn ich den Laden schließen muss“, sagt Liese.

Damit es so weit nicht kommt, hat er vorgesorgt. „Ich weiß ja nicht erst seit gestern, dass irgendwann die A 46 eröffnet wird“, betont der Bäckermeister. Dann muss er lächeln, weil er sich an seine Jugendjahre zurückerinnert. „Als ich 16 Jahre alt war, bin ich sogar mit meinem Mofa zu einer Demonstration gefahren, um für den Weiterbau der Autobahn zu demonstrieren.“ Da könne er sich ja jetzt schlecht beschweren, wenn die A46 endlich fertig werde - auch wenn er sich darauf einstellen müsse, dass das Stehcafé Panino danach rund ein Drittel weniger Umsatz bringt.

Breiter aufgestellt

Liese sieht die Sache ganz pragmatisch: „Wenn an einer Stelle nicht mehr so viel übrig bleibt, muss ich es woanders herholen.“ Deswegen habe er sich schon in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt und Filialen in Bigge und Brilon eröffnet. Er habe keine Angst vor der Eröffnung der Autobahn. Ganz im Gegenteil. Vielleicht stecke darin ja sogar eine Chance. Weil er fest daran glaubt, dass sein Panino trotz der A 46 eine Zukunft an der Bundesstraße 7 hat, hat er Ende des vergangenen Jahres rund 50 000 Euro in die Modernisierung gesteckt. Vielleicht ergebe es sich ja später, dass sich ein größerer Café-Betrieb für das Panino lohnt. „Wenn es hier an der Straße erstmal ruhiger wird, kann man zum Beispiel darüber nachdenken, mehr Sitzplätze zu schaffen und die Terrasse zu erweitern“, sagt Liese.

15 Möglichkeiten

Möglicherweise lohne es sich dann ja auch, den Laden sonntagnachmittags zu öffnen. Diese Pläne seien zwar nicht konkret, weil ja noch niemand wisse, „wo der Hase hinläuft“, aber einen Gedanken sei dieses Szenario allemal wert.

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„Natürlich“, sagt Liese, „werden mit der Fertigstellung der Autobahn auch Betriebe auf der Strecke bleiben“. Zwischen dem Ortsausgang von Meschede und dem Ortsausgang von Nuttlar gebe es direkt an der Straße insgesamt 15 Möglichkeiten, sich belegte Brötchen und Snacks zu kaufen - in sechs Bäckereien, in fünf Supermärkten (teils sogar mit zwei Brotverkaufstellen, im Markt und in der Vorkasse) sowie an vier Tankstellen. Unter den sechs Bäckereien seien nur zwei Bestwiger Unternehmen. „Ich bin mir sicher, dass die Filialen der Bäckerei-Ketten als erstes schließen“, sagt Liese.

Das Herz spielt eine Rolle

In solchen Konzernen werde nämlich ausschließlich auf die Zahlen geschaut. Bei inhabergeführten Bäckereien wie seiner spiele aber auch das Herz eine große Rolle. „Das Panino ist mein Baby. Das werde ich weiter füttern“, sagt Liese. „Und um bei diesem Bild zu bleiben: Wenn die Autobahn in drei Jahren fertig sein wird, ist das Panino volljährig und sollte ohnehin auf eigenen Beinen stehen“, ergänzt Liese und lacht.