Meschede. In Meschede schließt heute das letzte kleine Lebensmittelgschäft in der Innenstadt - Schröjahrs. Die Besitzer kapitulieren vor den großen Discountern.
„Alles hat seine Zeit“, sagt Monika Schröjahr. 40 Jahre haben sie und ihr Mann Wolfgang das gleichnamige Lebensmittelgeschäft mit Bäckerei in der Mescheder Innenstadt betrieben. Zum Ende des Jahres schließt es. Ihr Sohn Frederick will sich auf das Café Schröjahrs am Rathaus konzentrieren und dort das Angebot weiter ausbauen.
Damit endet eine über 100-jährige Einzelhandelsgeschichte zwischen Beringhauser und Hennestraße. Denn schon im Jahr 1904 hatte Anton Schröjahr, der Ur-Ur-Großvater von Frederick Schröjahr, die Eröffnung der „Grob- und Feinbäckerei Schröjahr” in der Mescheder Zeitung bekanntgegeben.
Er eröffnete sein Geschäft in dem damals schon mehr als 100 Jahre alten verschieferten Fachwerkhaus, das schräg gegenüber vom heutigen Ladenlokal lag. Anfang 1991 musste dieses Haus dem Neubau der „Stadtkern-Südtangente“ weichen.
Auf eine Sache konzentrieren
1975 hatten Monika und Wolfgang Schröjahr das Geschäft in dritter Generation übernommen. Sie bauten auch das neue Ladenlokal an der Hennestraße. Seit 2007 führt ihr heute 37-jähriger Sohn Frederick das Geschäft. „Ich musste mich auf eine Sache konzentrieren“, sagt der nun - angesichts der Schließung - im Gespräch mit unserer Zeitung. „Und ich sehe die Zukunft eher in der Gastronomie als im Lebensmittelhandel.“ Sein Dank gilt den Kunden, die dem Geschäft über Jahrzehnte die Treue gehalten haben.
Discounter als Konkurrenz
Doch diese alten Kunden würden weniger und die jüngeren Mescheder kauften, egal wie lautstark ein Lebenmittelgeschäft in der Innenstadt immer gefordert worden sei, dann doch in den großen Supermärkten.
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Ähnlich sei es mit dem Lieferservice, von vielen als Lichtblick in der Service-Wüste gesehen. „Als Salingré schloss hat das Angebot erstmal einen Auftrieb erlebt, aber auch die Kunden, die diesen Service nutzten, sind nach und nach verstorben oder leben heute in Heimen.“ Es sei nun Zeit für einen Neuanfang. Dabei hat er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Zuletzt habe er oft abends bis 22 Uhr im Café gestanden, um dann am nächsten Tage wieder im Geschäft an der Hennestraße zu arbeiten. „Das war nur möglich, weil meine Eltern beide mitgearbeitet haben.“ Beide werden nun 70. „Sie haben es verdient, in Rente zu gehen.“
Das Ladenlokal an der Hennestraße, über dem auch die Wohnung der Familie liegt, steht erstmal leer. „Wenn wir einen guten Mieter finden, ist auch eine Verpachtung möglich“, sagt Frederick Schröjahr. In der dahinterliegenden Backstube wird der gelernte Bäckermeister und Konditor weiter für das Bernhard-Salzmann-Haus und für sein Café Brot, Brötchen und Kuchen backen.
Auch Interesse am Meschede-Center
In den vergangenen Jahren hat er sich in verschiedene Richtungen umgesehen. „Ich habe mich auch für Lebensmittel und Café im Meschede-Center interessiert, um näher an die Stadt und die Kunden zu rücken.“ Doch die Mietpreise seien astronomisch hoch gewesen. „16 Euro pro Quadratmeter für Lebensmittel und 22 Euro für die Gastronomie“ habe Bövingloh verlangt - „das geht vielleicht in Dortmund“, ärgert sich Frederick Schröjahr.
Nun will er seine ganze Kraft aufs Café am Rathausplatz konzentrieren und dort auch das Angebot mit Live-Musik, Events, Snacks und Brunch ausbauen, „soweit das die kleine Küche zulässt“.