Meschede. Bislang ist die Wolf-Sichtung bei Meschede ein Einzelfall geblieben. Die Jäger begrüßen seine Ankunft im Sauerland. Er sei keine Konkurrenz. Sie fordern aber Aufklärung, wie mit Wölfen umgegangen werden soll.

Die erste Wolfs-Sichtung durch den Jäger Josef Schulte-Stiefermann bei Heggen am vergangenen Samstag ist bislang ein Einzelfall geblieben. Bei der Unteren Jagdbehörde im Mescheder Kreishaus hat sich danach noch kein weiterer Zeuge gemeldet: Dort wird aber ausdrücklich darum gebeten, weitere Entdeckungen zu melden – und zwar nicht nur von Seiten der Jäger.

Diskussionen auf FacebookEntdeckung

Der Wolf begeistert die meisten – das zeigen die Diskussionen auf unseren Internet- und Facebook-Seiten. Auch die Fachleute freuen sich über den Neuzugang. Aber sie tun das nicht unkritisch.

Bei der Kreisversammlung der Jäger im Frühjahr stand der Wolf schon thematisch im Mittelpunkt. „Da wurde uns gesagt, er kommt in drei bis fünf Jahren – oder schon in vier Wochen“, sagt der Esloher Christoph Bernholz, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Hochsauerland. Jetzt hat der Wolf offenbar nur ein paar Wochen länger gebraucht.

Überrascht habe ihn die Meldung über die Wolfs-Begegnung nicht: „Wir haben den Wolf erwartet – und wir begrüßen ihn. Wir freuen uns darüber.“ „Fresstechnisch“ finde der Wolf im Hochsauerland beste Möglichkeiten – es gebe genug Wild für ihn: Der Wolf sei deshalb keine Konkurrenz für die Jäger; einzelne Gegenstimmen aus den eigenen Reihen „nehmen wir nicht ernst“.

Bei Wisenten war alles andersNatur

Doch Christoph Bernholz warnt vor einer reinen Euphorie. Er sieht die Landesregierung am Zuge: Es fehle die nötige Aufklärung der Öffentlichkeit, wie sie auf den Wolf reagieren solle. Er erinnert an die Wiedereinführung der Wisente: „Bei den Wisenten ist alles vorwärts und rückwärts durchdiskutiert worden. Den Wolf wollen offenbar auch alle, aber wir wissen nicht, wie wir mit ihm umgehen sollen. Man tut so, als wäre der Wolf nur ein besserer Fuchs.“

Denn schließlich sei der Wald „auch ein Freizeitplatz“: Was, wenn Spaziergänger mit ihrem Hund plötzlich einem Wolf begegnen? Das Hauptproblem für Wölfe im HSK werde der Autoverkehr sein: Wie aber habe sich ein Autofahrer zu verhalten, wenn er am Stimmstamm einen Wolf anfahre – wen müsse er anrufen, dürfe er überhaupt angesichts eines verletzten Wolfes sein Auto verlassen?

Meschedes Stadtförster Roland Wiese ist überrascht, dass der Wolf ausgerechnet bei Heggen entdeckt wurde: Er hätte ihn im Arnsberger Wald, einem größeren zusammenhängenden Waldgebiet, vermutet. Auch Wiese begrüßt den Neuankömmling: „Der gehört mit ins Gefüge hinein.“

Gezielt den Rückzug antreten

Angesichts von Abschussplänen, die für die Jagdpächter gelten, könne der Wolf „ein stillschweigender Begleiter sein, der aus dem Bauch heraus jagt“ – vor allem alte, langsame und kranke Tiere. Auch Wiese warnt vor einer reinen „Wildniseuphorie“: „Was, wenn Übergriffe passieren?“ Bei einer Wolfs-Begegnung rät er: „Gesundes Misstrauen zeigen, nicht auf ihn losstürmen, gezielt den Rückzug antreten.“