Menden. . Aggressive Spendensammler setzten in Menden junge Mütter unter Druck. Die Werbemänner der Björn-Schweiger-Stiftung zeichneten ein Horrorszenario vom eigenen Kind im Überlebenskampf. Eine Spende sichere aber die ärztliche Versorgung. Die Stiftung gibt sich Mühe nicht als Drückerkolonne dazustehen.
Die junge Mutter muss schlucken. Der Spendensammler hat sie gerade beim Einkaufen mit dem drohenden Tod ihres Kindes konfrontiert. Wie sich die Frau wohl fühle, wenn ihr Kind im Sterben liegt und dann keine Hilfe da ist, weil der Baby-Krankenwagen nicht finanziert werden kann? Die Frau soll spenden. Das tut sie nicht und geht weiter. Der Werbemann ruft ihr laut schimpfend hinterher.
Agressive Werbung in der Fußgängerzone
Diese Szene wiederholt sich viele Male. Die Björn-Steiger-Stiftung wirbt in der Hauptstraße um neue Spender. Ziel sind vor allem junge Mütter mit Kinderwagen, die in der Fußgängerzone unterwegs sind. Wer weitergeht, wird beschimpft. Ist das seriös?
Eine Sprecherin der Stuttgarter Organisation zeigt sich wenig begeistert über das Vorgehen der Werber in Menden: „Sie sollten über die Arbeit der Stiftung informieren“, sagt Franca Buzza. Es sei keine Absicht der Organisation, dass sich Menschen unter Druck gesetzt fühlen. Ein Zusammenhang zwischen Spenden und Unfallhilfe dürfe nicht gezogen werden. „Das war vielleicht ein bisschen missverständlich ausgedrückt. Wir wollen niemanden in Angst und Schrecken versetzen.“ Die Sammler sollten die Ziele der Stiftung „höflich und informierend übermitteln“.
Tatsächlich zahlt für jeden medizinisch notwendigen Rettungseinsatz oder Krankentransport die Krankenkasse. Die Spenden seien vor allem für die Anschaffung der Babynotarztwagen, erklärt Buzza: „Je schneller wir das Geld zusammenbekommen, umso schneller können wir Babynotarztwagen übergeben.“ Es sei Ziel, flächendeckend solche Wagen zum Einsatz zu bringen. Die 1969 gegründete Stiftung setzt sich außerdem für die Verbesserung der Rettungssysteme in Deutschland ein.
Die Spendensammler mögen zwar aussehen wie Sanitäter. Tatsächlich gehören die drei Männer aber zu einer Agentur, die ausschließlich fürs Spendeneintreiben zuständig ist. Erhalten die Männer zusätzlich Provision für jeden abgeschlossenen Spendenvertrag? „Es macht niemand umsonst“, sagt Buzza. Wie das Vergütungsmodell für die Spendensammler genau geregelt ist, will die Steiger-Stiftung heute ausführlich erklären.
Spendensammler der Björn-Steiger-Stiftung in der Kritik
Es ist nicht zum ersten Mal, dass Spendensammler der Steiger-Stiftung unangenehm auffallen. In Duisburg hatte ein Mitarbeiter einer nicht spendenwilligen Passantin vor zwei Jahren „noch einen angenehmen Unfalltod gewünscht.“ Übrigens: Wer unter Druck einen Vertrag abgeschlossen hat, kann diesen schnell wieder kündigen, erklärt die Sprecherin. Einzige Bedingung: „Die Kündigung muss schriftlich erfolgen.“