Menden/Arnsberg. . Dieser Angriff hätte für die junge Frau auch tödlich enden können. Wäre das Messer anders in ihren Nackenbereich eingedrungen, dann wäre die 19-Jährige womöglich an Ort und Stelle an der Galbreite gestorben. Vor der Schwurgerichtskammer in Arnsberg hat gegen ihn der Prozess wegen versuchten Mordes begonnen. Weitere vier Verhandlungstage sind angesetzt.
Der mutmaßliche Täter ist ein 39-jähriger Familienvater aus Menden. Er ist jetzt wegen versuchten Mordes angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, die junge Frau am 12. Oktober 2012 gegen 19.40 Uhr von hinten mit dem Messer attackiert zu haben und dann weggerannt zu sein. Die 19-Jährige stürzte zu Boden und blieb blutend liegen, bis Zeugen sie fanden und den Notarzt riefen. Warum die junge Frau Opfer der Gewalttat geworden war, ist unklar. Denn Opfer und mutmaßlicher Täter kennen sich nicht.
Angeklagter redet nur über Alkoholkrankheit
Vor dem Gericht unter Vorsitz von Richter Willi Erdmann wollte der Mann nur Angaben zu seiner Person machen. Er, ein dreifacher Familienvater, sei alkoholkrank. Bereits zweimal habe er eine Therapie gemacht. „Wenn ich betrunken bin, dann tickt bei mir alles anders“, sagte er. „Da mache ich Sachen, die ich sonst nie machen würde.“ Zum Vorwurf des versuchten Mordes schwieg der Mann. Und so waren es das Opfer und die Zeugen, die als erste am Tatort eingetroffen waren, die das Gericht anhörte.
Überfall geschah an der Unterführung Galbreite
Eindrücklich schilderte die 19-Jährige den Abend und die Attacke. Sie sei mit einer Freundin in der Stadt verabredet gewesen, hatte sich zu Fuß auf den Weg gemacht. Kurz vor der Unterführung an der Galbreite habe sie sich umgedreht: „Da stand dann ein Mann vor mir, der hat mich die ganze Zeit angegrinst, die Augen weit aufgerissen.“ Als sie ihn gefragt habe, was er wolle, habe er nur „Komm’, komm’“ gesagt. „Da habe ich Schiss gekriegt und bin weggerannt.“ Nur ein paar Schritte weiter habe sie von hinten einen Schlag gespürt und sei gestürzt. Und dann habe sie nur noch rennende Schritte gehört, die sich entfernten.
Ob der Mann, der sie angesprochen habe, im Raum sitze, wollte Richter Erdmann von der jungen Frau wissen. „Das ist er“, sagte sie mit Blick auf den Angeklagten. „Ich bin mir tausendprozentig sicher.“ Wer mit dem Messer zugestochen hat, haben weder die junge Frau, noch die beiden Zeugen gesehen.
19-jähriges Opfer war nach Tat halbseitig gelähmt
Noch immer sind nicht alle Wunden verheilt, weder die körperlichen, noch die seelischen. Im Krankenhaus diagnostizierten die Ärzte, dass ihr Rückenmark verletzt wurde. Die 19-Jährige war zunächst halbseitig rechts gelähmt und hat bereits einige Zeit in einer Reha-Klinik verbracht. Auch derzeit ist sie in Therapie in einem Reha-Zentrum. Ihre rechte Hand krampft sich regelmäßig zusammen, ihr rechtes Bein kann sie noch nicht richtig belasten. Und auch die Angst ist noch präsent. Ob sie ihre Wunschausbildung zur Altenpflegerin wird antreten können, ist wegen ihrer körperlichen Einschränkungen unklar. „Ich habe Angst, dass es alles nicht mehr so wird“, sagte die 19-Jährige gefasst.