Menden. Gruppe mit antisemitischen Inhalten sorgt unter den Kameraden für Entsetzen: „Kultur der Offenheit, des Dialogs und der Vielfalt“
Nach dem Auffliegen einer Chatgruppe, in der ehrenamtliche Mendener Feuerwehrleuteverfassungsfeindliche Inhalte gepostet haben sollen, wenden sich die Leitung der Feuerwehr und der Stadtverwaltung in einer gemeinsamen Presseerklärung an die Öffentlichkeit. Darin berichten sie zunächst, dass an Führungskräfte der Mendener Feuerwehr Hinweise auf die geschlossene Chatgruppe herangetragen wurden. Darin soll es bekanntlich zum Austausch von Bildern und Texten mit rechtsradikalem Inhalt gekommen sein: „Entsprechende Screenshots liegen der Feuerwehr und der Stadtverwaltung vor“ (die WP berichtete).
Wie viele Beteiligte, wie viele aus Menden? Noch einige Fragen offen
Nach Rücksprache mit dem Verwaltungsvorstand der Stadt Menden habe man dann gemeinsam entschieden, umgehend den Staatsschutz in Hagen einzuschalten. Nach Informationen der WP sollen unter anderem Hitlerbilder, antisemitische Inhalte wie „Gaskammer-Witze“ und Zeichen verfassungsfeindlicher Organisationen in die Gruppe gepostet und mit Beifall bedacht worden sein. Allerdings ist bislang noch nicht klar, ob es sich tatsächlich um eine Mendener Gruppe oder eine größere mit Mendener Mitgliedern handelt. Anzahl, Alter und Identitäten sind noch ebensowenig bekannt wie die Tatsache, ob es sich bei den Mitgliedern tatsächlich nur um ehrenamtliche Wehrleute handelt. Auch die sind indes als Ehrenbeamte gehalten, für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten.
Als Verantwortliche von jedem rechtsradikalen Gedankengut distanziert
„Aktuell müssen auch wir die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten“, heißt es in der Stellungnahme von Feuerwehr und Stadt weiter. Hier hatte sich Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier zuletzt optimistisch gezeigt, da der Anbieter WhatsApp die Inhalte längere Zeit speichern müsse. Auf die Fragen erwartet man in Menden daher nun Antworten der Staatsanwaltschaft Arnsberg. Und: „Als Verantwortliche möchten wir an dieser Stelle deutlich und unmissverständlich klarstellen, dass wir uns von jeglichem rechtsradikalen Gedankengut und Verhalten distanzieren.“
Rechtsextremismus und Rassismus mit eigenen Werten nicht vereinbar
Die Feuerwehr Menden stehe für Werte wie Toleranz, Respekt und Hilfsbereitschaft gegenüber allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder politischen Einstellung. „Wir verurteilen jegliche Form von Extremismus und Rassismus auf das Schärfste, diese sind mit den Werten und somit der Mitgliedschaft in der Feuerwehr in keiner Weise vereinbar. Wir unterstützen eine Kultur der Offenheit, des Dialogs und der Vielfalt innerhalb unserer Organisation.“
Alle Vorwürfe sollen restlos aufgeklärt werden
Von den Kleinsten in der Kinderfeuerwehr bis zu den langjährig Aktiven der Ehrenabteilung sei die Feuerwehr Menden „immer bestrebt, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitglieder sicher und respektiert fühlen können. Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und werden die Ermittlungen selbstverständlich in jeder Weise unterstützen, um alle Vorwürfe restlos aufklären zu können.“ Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, werde man entsprechend konsequent handeln. „Denn rechtsradikales Gedankengut hat keinen Platz in unserer Feuerwehr und auch nicht in unserer Stadt! Wir stehen für eine Feuerwehr, die für alle Bürgerinnen und Bürger da ist und ihnen in Notlagen professionelle Hilfe bietet.“
Bürgermeister lobt den Melder: „Mutig, sich Vorgesetzten anzuvertrauen“
Für Bürgermeister Roland Schröder ist das einzig Positive an diesem Vorfall die Tatsache, dass es ein Mitglied gab, das den Chat gemeldet hat. „Es ist sehr mutig, damit nach draußen zu gehen und sich einem Vorgesetzten anzuvertrauen, statt nur wegzusehen.“
Neuer Leiter der Wache: Die Feuerwehr Menden ist bunt
Laut Christian Boike, dem designierten Leiter der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache, ist die Betroffenheit innerhalb der Feuerwehr groß: „Die Feuerwehr Menden ist bunt. Wir repräsentieren die Gesellschaft, und wir sind für die Gesellschaft da. Ohne Ansehen von Herkunft, Hautfarbe, Nationalität oder Religion.“ Darauf, so Boike, könne sich auch in Zukunft jeder verlassen.