Menden. Trotz Protestlisten mit mehr als 300 Unterschriften: Hönnebrücke zur Kirche Heilig Kreuz soll in Kürze fallen. Abriss schon beauftragt.

Der Kampf der Anlieger um den Erhalt der kleinen Hönnebrücke zur Kirche Heilig Kreuz geht trotz mehr als 300 Protest-Unterschriften offenbar verloren. Das ergab eine WP-Nachfrage im Mendener Rathaus unmittelbar nach dem Ende der Osterferien. Es habe in städtischen Fachausschüssen bereits drei Abriss-Beschlüsse gegeben, zuletzt am 21. März im Bauausschuss, erklärte Stadt-Sprecherin Vanessa Wittenburg nach Rücksprache mit der Bau-Abteilung. Der Abriss sei bereits für Mitte April beauftragt.

Doch ganz so einfach, wie aussieht, ist es offenbar nicht. Denn dem Antragsteller und Unterschriftensammler Peter Müller hatte die Stadtverwaltung jüngst noch bestätigt, dass sein Antrag im Haupt- und Finanzausschuss am 24. April beraten werden soll. Darin könnte theoretisch die Brücke doch noch gerettet werden, allerdings sei das angesichts der vorherigen Beschlüsse schwerlich vorstellbar, erklärte Wittenburg. Und die Hauptvoraussetzung ist naturgemäß, dass sie dann überhaupt noch steht.

Abriss oder Beratung? Verwirrende Auskünfte des Rathauses für den Antragsteller

Wie berichtet, hatte Müller zum Erhalt der kleinen Brücke über der Hönne zur Kirche Heilig Kreuz am 11. März einen Bürgerantrag ans Bürgermeisterbüro geschickt und ihn mit einem ersten Schwung von mehr als 200 Unterschriften untermauert. Hierzu bekam der Anlieger der Schützenstraße zu seiner Verwunderung zwei völlig unterschiedliche Antworten aus dem Rathaus. In der ersten heißt es, der Beschluss zum Abriss der Brücke sei am 21. März im Bauausschuss endgültig gefallen. Die Arbeiten zum Rückbau würden Mitte April beginnen. Doch in der zweiten Antwort, die nur einen Tag später in Müllers Briefkasten lag, heißt es dann, der städtische Haupt- und Finanzausschuss werde sich in seiner kommenden Sitzung am 24. April mit dem Antrag befassen. Da aber könnte die Brücke laut dem ersten Schreiben bereits Geschichte sein. Und schließlich, nachdem Müller Anfang April weitere Unterschriften nachgeliefert hatte, bekam er auch noch mitgeteilt, dass sich damit nun die städtische Finanzabteilung befassen werde. Die Verwirrung war komplett.

Stadt-Sprecherin: Alle Bürgeranträge gehen an den Haupt- und Finanzausschuss

Vanessa Wittenburg erklärte dazu: Die Finanzabteilung betreue den Haupt- und Finanzausschuss, von daher sei die letzte Auskunft korrekt. Was die widersprüchlichen ersten beiden Antworten angeht, so werde jeder Bürgerantrag grundsätzlich an den Haupt- und Finanzausschuss weitergeleitet und dies dem Antragsteller oder der Antragstellerin auch so mitgeteilt. Zugleich sei es aber auch richtig, dass der Abriss-Beschluss bereits gefallen sei, laut Auskunft von Baudezernent Jörg Müller sogar in verschiedenen Gremien und mit jeweils klarer Mehrheit. Auch die erfolgte Beauftragung des Abrissunternehmens habe die Bauabteilung bestätigt.

Abstruse Lage: Abrissbagger könnte der Politik jetzt zuvorkommen

Die wahrscheinlichsten Szenarien sind deshalb jetzt, dass sich der Hauptausschuss entweder auf die Entscheidung des Ausschusses für Planen und Bauen beruft und Müllers Antrag ablehnt. Oder dass sich eine Beratung wegen eines bereits erfolgten Abrisses erledigt hat. Peter Müller gibt die Hoffnung auf eine Wende indes nicht auf und zeigt sich weiter überzeugt: „Diese Brücke wird von vielen Menschen an der Balver Straße und aus der Umgebung dringend gebraucht.“

Anlieger: Fußgängerbrücke spart vielen in Menden weite Umwege ein

Dazu zählt er auch die Schülerinnen und Schüler, die das Bauwerk morgens und mittags nutzen. Auch sie müssten, wie die Anlieger, ohne diese Abkürzung über die Hönne weite Umwege laufen. Und die Argumente, mit denen der Abriss vonseiten der Mendener Stadtverwaltung begründet wird, ziehen laut Peter Müller nicht. Die kleine Brücke sei weder marode noch stelle sie ein Fließhindernis bei Hochwasser dar.

Ortstermin mit WP zeigt: Viele Fußgänger nutzen Brücke als Abkürzung

Bei einem Ortstermin mit der WP an der Brücke war festzustellen: Der Beton-Unterbau überspannt die Hönne in luftiger Höhe und sieht aus wie neu. Nur der löchrige Belag des Gehwegs darüber und das alte, schiefe Geländer mit viel Unkraut lassen die Brücke ungepflegt und baufällig erscheinen. Trotzdem nutzten ihn viele Menschen. „Die Brücke ist nicht baufällig, sondern nur vernachlässigt“, das haben laut Müller auch Bau-Experten erklärt. Die derzeit fehlende Barrierefreiheit sei mit zwei kleinen Rampen an den Fußenden der Brücke herzustellen, wo sich jetzt noch Stufen befinden. Den Aufwand dafür nennt Müller überschaubar.

Davon, dass die Brücke im Ausschuss überhaupt ein Thema werden soll, hatte mir niemand etwas gesagt.
Peter Müller - Anlieger und Antragsteller

Sprecherin widerspricht Anlieger: Politiker kannten Bürgerantrag bei der Entscheidung

Zu den drei unterschiedlichen Antworten aus dem Rathaus erklärt Müller: „Die Mail aus dem Bürgermeisterbüro erweckt bei mir den Eindruck, dass ich glauben soll, mein Bürgerantrag sei zu spät eingegangen. Der Antrag war aber zehn Tage vor der besagten Sitzung dort. Und davon, dass die Brücke im Ausschuss überhaupt ein Thema werden soll, hatte mir niemand etwas gesagt.“ Die Mail lasse zudem vermuten, dass sein Antrag dem Ausschuss gar nicht vorgelegt wurde. Das aber bestreitet Wittenburg entschieden: Die Bauausschuss-Mitglieder hätten ihre letzte Entscheidung gegen die Brücke in voller Kenntnis des Bürgerantrags getroffen.

Peter Müller gibt nicht auf: Letzte Hoffnung Hauptausschuss

Peter Müller irritiert indes noch etwas anderes an der Antwort, und zwar der Satz: „Der Abriss wurde bereits beschlossen.“ Das könne so nicht stimmen: „Beim bestätigten Eingang meines Antrags war noch gar nichts beschlossen.“ Müller setzt jetzt darauf, dass die Frage angesichts eines klaren Bürgerwillens zum Erhalt doch noch einmal aufs Tapet kommt. Und dass die Brücke dann noch steht.