Menden. Cannabis-Konsum ist jetzt legal und am Wochenende ist Biergartenwetter: Wie stehen Mendener Wirte zum Kiffen in ihrer Außengastronomie?

Legaler Cannabis-Konsum in der Außengastronomie? Dazu sagen alle befragten Mendener Gastronominnen und Gastronomen auf Anfrage der WP bis auf einen ein klares Nein. Die Frage ist unterdessen brandaktuell, nicht nur wegen der gerade erfolgten Legalisierung von „Gras“ seit dem 1. April. Sondern auch, weil die Biergartensaison früher als gedacht bevorsteht. Schon fürs kommende Wochenende sind frühsommerliche Temperaturen bei Sonnenschein angesagt. Es ist daher kein Zufall, dass Mendener Gastronomen wie Jozeh Ramazani vom Salsa oder Alisa Chuprasert („Am Turm“) sich dazu online bereits an ihre Gäste gewandt haben.

Salsa-Wirt: „Unsere Bar soll ein sicherer und gemütlicher Ort für alle bleiben“

Auf der Facebook-Seite des „Salsa“ an der Marktstraße heißt es: „Wir möchten sicherstellen, dass unsere Bar ein sicherer und gemütlicher Ort für alle bleibt. Deshalb haben wir beschlossen, vorerst keinen Cannabis-Konsum auf unseren Terrassen zuzulassen. Wir wollen, dass jeder eine tolle Zeit bei uns hat, ohne sich Sorgen machen zu müssen! Danke für dein Verständnis!“ Jozeh Ramazani stört zum einen der durchdringende süßliche Geruch, der beim Rauchen von Joints entsteht: „Das ist nicht vergleichbar mit Zigarettenrauch. Und wir haben im Sommer oft die Türen zum Restaurant offen stehen, wo es dann ebenfalls nach Cannabis riechen würde.“ Dass Menschen bei Cannabis dann besondere Angst vor dem Passivrauchen haben, könne er gut verstehen.

Wir müssten ständig darauf achten, ob eine Familie draußen bei uns Platz nimmt.
Salsa-Wirt Jozeh Ramazani - zum Verbot des Cannabis-Konsums vor den Augen von Kindern

Salsa-Wirt: Generelles Biergarten-Verbot mit Ausnahmen wäre besser gewesen

Hinzu komme das gesetzliche Verbot im Beisein von Kindern einen Joint zu rauchen. „Wir müssten also ständig darauf achten, ob eine Familie draußen bei uns Platz nimmt, um dann auf die Cannabis-Konsumenten einzuwirken, damit die den Konsum sofort unterlassen.“ Ärger mit Gästen zu bekommen, das wolle jedoch kein Wirt und keine Wirtin. Umso unverständlicher sei es für ihn, dass der Gesetzgeber das Haschrauchen in Biergärten bis auf Ausnahmen nicht grundsätzlich verboten hat. „Dann könnten die Kolleginnen und Kollegen das zulassen, die das ausdrücklich wollen, und für alle anderen hätten wir eine klare Regelung“, findet Ramazani. So aber müsse sich jeder Wirt und jede Wirtin mit den Gästen auf Debatten darüber einlassen, warum der Konsum der jahrzehntelang verbotenen Droge anders als bei Nikotin und Alkohol im jeweiligen Lokal untersagt bleibt.

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    Turm-Wirtin Alisa Chuprasert hat erste Gäste schon auf das Cannabis-Verbot aufmerksam gemacht.
    Turm-Wirtin Alisa Chuprasert hat erste Gäste schon auf das Cannabis-Verbot aufmerksam gemacht. © WP | Jennifer Wirth

    „Am Turm“ schon erste Gäste auf Verbot des Haschisch-Konsums hingewiesen

    Alisa Chuprasert hat das in ihrer Gaststätte „Am Turm“ schon erlebt. Sie sprach Gäste an, die beim Hereinkommen einen deutlichen Cannabis-Geruch verströmten, und machte sie darauf aufmerksam, dass sie das an ihren Tischen draußen nicht erlaube. „Daraufhin haben die beteuert, dass sie nicht auf unserem Gelände konsumiert hatten und jetzt auch nur Getränke wollten“, schmunzelt sie. Ansonsten sehe sie es genau wie Jozeh Ramazani, vor allem, was die Umsetzbarkeit der jetzt geltenden Regelungen im Gastro-Betrieb angeht. Alles andere als ein Verbot sei für die Außengastro einer Gastwirtschaft kaum zu händeln.

    Regelungen zur Einschränkung schaffen in Innenstadt große Cannabis-Tabuzonen

    Zu den Entscheidungen der Gastronomen kommen indes die Regeln, die den öffentlichen Konsum von Cannabis beschränken sollen. So darf nicht in unmittelbarer Nähe von Personen unter 18 Jahren Hasch geraucht werden, in Fußgängerzonen ist der Konsum zwischen 7 und 20 Uhr untersagt. Nicht erlaubt ist es auch in Sichtweite von 100 Metern rund um Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Spielplätze und öffentlich zugängliche Sportstätten. Da das Jugendzentrum am Kirchplatz nah genug am „Salsa“ liegen dürfte, müsste Ramazani das Rauchen von Cannabis vermutlich ohnehin untersagen. Aus den genannten Einschränkungen ergeben sich für jede Stadt Karten mit Tabuzonen. Diese wirken zwar noch ungenau, eines aber ist aber auch für Menden schon ganz sicher zu erkennen: Große Teile der Mendener Innenstadt zählen wegen ihrer Nähe zu Schulen oder Kitas sowie der Fußgängerzone ohnehin zur Sperrzone. Zudem gelten im Sommer im Wald und in Waldnähe zeitweilig generelle Rauchverbote.

    Dawid Poloczek vom „Bonkers“ setzt auf die Rücksichtnahme von Cannabis-Konsumenten in der Außen-Gastro.
    Dawid Poloczek vom „Bonkers“ setzt auf die Rücksichtnahme von Cannabis-Konsumenten in der Außen-Gastro. © WP | Sophie Beckmann

    Dawid Poloczek vom „Bonkers“ am Bahnhof will das Cannabis-Rauchverbot vor seiner Haustür ebenfalls durchsetzen. Wie wohl alle Wirtinnen und Wirte müsse er sonst befürchten, einen Teil seiner Stammgäste zu verprellen. Poloczek setzt indes auch auf die Einsicht und Rücksicht der Konsumenten: „Für mich ist das ähnlich wie bei E-Zigaretten, die zwar nicht stark riechen, aber enormen Qualm produzieren.“ Die E-Raucher wüssten das sehr wohl, und die allermeisten müsse man nicht erst darauf hinweisen, dass am Nebentisch gerade gegessen wird. Auch Jozeh Ramazani setzt darauf, dass sich Haschkonsumenten wie bisher nahe dem alten Hospiz versammeln, dort „eine durchziehen“ und erst dann zum Essen und Trinken in die Innenstadt gehen.

    Mühlenwirt Vitantonio Castrignano, hier im Archivbild vor der Außengastronomie.
    Mühlenwirt Vitantonio Castrignano, hier im Archivbild vor der Außengastronomie. © WP | Sophie Beckmann

    Mühlenwirt Toni Castrignano überlegt eine Erlaubnis ab 23 Uhr

    Ein Schlupfloch, allerdings nur ein kleines, will Mühlenwirt Vitantonio „Toni“ Castrignano offenlassen: „Tagsüber gilt das Verbot bei mir wie bei den anderen. Ganz klar“, sagt er. Auch ihn störe allein schon der durchdringende Geruch: „Wenn es im Hochsommer windstill ist, dann stinkt da draußen alles nach Shit“, das komme ihm buchstäblich nicht in die Tüte. Vorstellen könne er sich aber, zumindest testweise, eine Erlaubnis fürs Kiffen an den Tischen vor der Mühle ab 23 oder 23.30 Uhr. „Dann sind da keine Kinder mehr, gegessen wird auch nicht mehr. Wenn einzelne Leute dann draußen ruhig einen Joint durchziehen, so wie andere heute schon zum Rauchen vor die Tür gehen, dann würden die niemanden mehr stören“, sogar der Geruch wäre anderntags wieder verflogen. Castrignano wil jetzt aber ohnehin erst abwarten. Denn noch sei zwar das Kiffen legal, nicht aber der Stoff. „Alles, was heute konsumiert wird, ist ja noch illegal gekauft worden. Richtig losgehen dürfte es eigentlich erst im Spätsommer.“