Menden. Die beiden Mendener Mädchen Malin und Merle wollen, dass Zöliakie bekannter wird. Nun sprechen sie mit Politikern in Düsseldorf.
Obwohl sie noch so jung sind, wissen Malin und Merle genau, was es heißt, an einer chronischen Erkrankung zu leiden. Die beiden Mendener Mädchen haben Zöliakie, leiden also an einer Glutenunverträglichkeit. Vieles wäre leichter, wenn mehr Menschen wüssten, was Zöliakie ist – davon sind Merle Kicinski (11) und Malin Venus (12) überzeugt. Deshalb haben die Mendenerinnen nun mit Politikern im nordrhein-westfälischen Landtag gesprochen.
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„Die Politiker haben sich echt viel Zeit genommen“, fasst Merles Mutter Jessica Weber ihre Eindrücke zusammen. „Sie haben sich auch viele Notizen gemacht und hatten Ideen.“ Darüber hinaus seien die Gesundheitspolitiker überrascht gewesen, „wie gut vorbereitet die Mädels waren“.
Ob Zöliakie nun tatsächlich ein Thema sei, mit dem sich die Politik langfristig und intensiv beschäftigen werde, bleibe sicherlich abzuwarten, so Jessica Weber: „Sie haben uns aber auf alle Fälle versprochen, das Thema in die verschiedenen Ausschüsse mitzunehmen.“
Zu dem Besuch von Merle und Malin im Düsseldorfer Landtag war es gekommen, nachdem die beiden Mädchen vor einigen Monaten dem Landtagsabgeordneten Matthias Eggers, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann geschrieben hatten. Darin hatten sie erklärt, dass Zöliakie eine chronische Erkrankung ist, „die sich nicht nur auf den Darm beschränkt, sondern die verschiedensten Organsysteme betreffen kann.“ Daher werde sie auch als Systemerkrankung bezeichnet. „Dies hat zur Folge, dass wir kein Gluten essen dürfen. Das Klebereiweiß aus Getreide ist in Weizen, Dinkel, Roggen, Bulgur, Couscous, Emmer, Saitan und vielen anderen Getreidesorten enthalten.“
Einzig Matthias Eggers reagierte auf das Schreiben der Mädchen
Einzig der Mendener Matthias Eggers (CDU) reagierte auf das Schreiben, traf sich mit den beiden Mädchen und ihren Familien in der Hönnestadt. Nach dem persönlichen Gespräch lud er Malin, Merle und ihre Mütter in den Düsseldorfer Landtag ein.
Bei der Stippvisite in der Landeshauptstadt bekamen die Besucherinnen aus Menden auch eine Führung durch das Gebäude und durften auf die Besuchertribüne. An dem anschließenden Gespräch nahmen neben Matthias Eggers auch die CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach sowie der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Berger, beide Mitglieder des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, teil.
Malin und Merle müssen ihr Leben lang auf glutenfreie Ernährung achten
Malin, Merle und ihre Mütter konnten den Politikern von den Problemen und Herausforderungen, denen sie im täglichen Leben gegenüberstehen, berichten. Dazu gehört beispielsweise der Besuch in einer Eisdiele oder der Kauf von Lebensmitteln im Supermarkt. Denn bei Zöliakie gilt, dass sich Betroffene nicht nur für eine bestimmte Zeit glutenfrei ernähren müssen, sondern ihr Leben lang. Dabei müssen sie ganz penibel sei, denn bereits nach einer halben Haferflocke reagiere der Körper, hatten Merle und Malin und ihre Familien berichtet. Also müssen die Mädchen immer streng darauf achten, dass sie ausschließlich glutenfreie Lebensmittel zu sich nehmen.
„Diese Krankheit ist in der Öffentlichkeit immer noch viel zu wenig bekannt“, sagt deshalb auch Matthias Eggers. Anders als im europäischen Ausland wisse kaum jemand in Deutschland, „was genau Zöliakiekranke beachten müssen und wie herausfordernd ihr Leben ist“.
Höhere finanzielle Belastungen
Die Mütter der beiden Schülerinnen machten in diesem Zusammenhang auch auf die erhöhte finanzielle Belastung aufmerksam, da glutenfreie Produkte oft weitaus teurer seien als andere Lebensmittel. Sie wünschten sich hier Zugeständnisse durch die Politik – etwa durch Steuererleichterungen – oder Unterstützung durch die Krankenkassen.
Die Politiker zeigten sich interessiert und auch sehr betroffen von den Schilderungen der Schülerinnen und ihrer Mutter und sagten zu, ihre Anliegen weiter zu verfolgen und in die entsprechenden Ausschüsse und Gremien weiter zu tragen.