Menden. Keine Sporthalle für Geflüchtete, sagen Mendens Sozialpolitiker. Dafür nehmen sie notfalls doch Betten in der Rodenbergschule in Kauf.
Auf keinen Fall sollen in Menden, anders als in Hagen, Sporthallen für Geflüchtete blockiert werden. Darin zeigen sich am Mittwochabend alle Mendener Sozialpolitiker im Beisein des Bürgermeisters und des gesamten Verwaltungsvorstands einig. Der Notfall-Vorschlag der Stadtverwaltung wird zurückgewiesen. Allerdings gibt es auch ein Einsehen in deren Nöte bei der Unterbringung. Dafür öffnet CDU-Sprecher Robin Kroll sogar für die zuletzt noch strikt abgelehnte Belegung der leerstehenden und bald für körperbehinderte Schüler vorgesehenen Ex-Rodenbergschule an der Wilhelmstraße wieder ein Hintertürchen.
Auskömmliche Unterbringung: Konzept wird ein Jahr ausgesetzt
Und es gibt weitere Kompromisse: Zähneknirschend stimmen alle Fraktionen bis auf Grüne und Linke einer „Verdichtung“ der Belegung im großen Übergangsheim an der Bischof-Henninghaus-Straße 37/39 zu. Damit müssen allerdings auch die bisher geltenden Regeln des noch frischen Unterbringungskonzepts aus 2021 für ein Jahr ausgesetzt werden. Dieses Konzept sollte ein halbwegs auskömmliches Miteinander der Kulturen und Nationen in der großen Einrichtung sicherstellen. Jetzt muss dort enger zusammengerückt werden, und das könnte Konflikte schüren. Dem will der Sozialusschuss mit mehr Betreuungspersonal entgegenwirken.
An der Henninghausstraße bald 168 statt heute 145 Plätze
Die Belegung der beiden Häuser an der Henninghausstraße soll von heute 145 auf 168 Plätze aufgestockt werden. Davon sind 32 Plätze für Obdachlose oder für von Obdachlosigkeit bedrohte Frauen und Kinder vorgesehen. Männliche Wohnungslose sind, wie berichtet, seit kurzem ausschließlich in der Ex-Flüchtlingsunterkunft am Steinhauser Weg untergebracht. Dass das Plus von insgesamt 23 Betten an der Henninghausstraße möglich wäre, ist laut der Ersten Beigeordneten Henni Krabbe kürzlich bei einer Begehung festgestellt worden.
CDU-Kritik am Stadt-Konzept: Private Anbieter fehlen
Kritik von CDU und SPD erntet die Verwaltung in der Sitzung dennoch: „Das ganze Konzept der Stadt ist enttäuschend, denn es ist schlicht einfallslos“, sagt Robin Kroll. So gebe es darin nur den Blick auf stadteigene Leerstände, nicht auf mögliche private Angebote. Warum von freien städtischen Räumen die allermeisten nicht für eine kurzfristige Belegung zur Verfügung stehen, führt ISM-Betriebsleiter Martin Niehage aus.
Städtische Leerstände sind kurzfristig nicht zu beziehen
Demnach sind leer stehende Wohnungen oder Schulräume wie in Lendringsen entweder nach langen Leerständen verschimmelt, ohne eigene Eingänge für Geflüchtete unerreichbar oder bereits für anderweitige Nutzungen verplant. Und die Unterkunft Bieberkamp 44 a und b, die noch bis Ende 2024 angemietet waren, hat die Stadt jetzt gekündigt. Dort waren nach einer Brandschau gravierende Mängel festgestellt worden, die Gefahren für Leib und Leben der Bwohner bedeuten und die in diesem Jahr nicht mehr zu beheben sind.
Stadt Menden: 1,3 Millionen an Zuschüssen für Unterbringung 2024
„Mir fehlen bei alledem hier komplett die möglichen privaten Angebote“, beharrt Kroll. So hätte man auch bei den Kirchen oder bei Schützenvereinen nachfragen können. Der Christdemokrat spricht dabei außerdem einem Mendener Investor aus der Seele, der an diesem Abend auf der Zuschauertribüne sitzt. Er bietet der Stadtverwaltung nach eigenen Angaben seit einem Jahr unter anderem ein Gelände zur Aufstellung von bis zu zwölf Containern für 48 Bewohner im Bereich Fröndenberger-/Carl-Benz-Straße an. Doch das Mendener Rathaus, das dank eines weiteren Zuschusses von Land und Bund über 1,3 Millionen Euro zur Unterbringung in diesem Jahr verfügt, habe die Kommunikation nach dem Auftakt einfach eingestellt. Der Gesprächsfaden soll jetzt wieder aufgenommen werden.
Lichtblick Wohncontainer: Zehn Module kommen im Mai
Einen Lichtblick gibt es bei alledem aber auch: Die im letzten Jahr bestellten zehn Wohnmodule, die für knapp 1,2 Millionen Euro Landesgeld auf dem großen Platz an der Franz-Kissing-Straße stehen sollen, sind im Mai wohl tatsächlich wie versprochen da. Damit der Immobilienservice der Stadt den Behausungen für 40 Menschen jetzt buchstäblich den Boden bereiten kann, stimmen Sozialausschuss und Integrationsrat an diesem Abend dem Entwurf der Anordnung dieser Container zu. ISM-Betriebsleiter Martin Niehage kann demnach die Anschlüsse für zehn Mini-Häuser so legen lassen, dass eine kleine Siedlung um einen Gemeinschaftsplatz in der Mitte entsteht. Das Aufbau-Konzept lässt zudem das Aufstellen weiterer acht lieferbarer Container auf dem Gelände zu.