Menden. Der Streit um Rodenbergschule wirft ein Schlaglicht auf die angespannte Lage bei der Unterbringung von Geflüchteten und Obdachlosen.

Mit dem Aufbau von Betten in der leerstehenden Rodenbergschule als Notreserve für Geflüchtete in Menden hat die Erste Beigeordnete Henni Krabbe den Unmut der Mendener CDU auf sich gezogen. Die Union hat sogar „unverzüglich“ eine Sonderratssitzung zur Rodenbergschule beantragt, die nun am kommenden Mittwoch stattfinden soll. Hinter diesem Konflikt steht purer Druck, wie die WP in Erfahrung gebracht hat. Denn die letzte verbliebene Einrichtung für Flüchtlinge in Menden an der BIschof-Henninghaus-Straße 37/39 ist so gut wie belegt, ebenso die Aufnahmeeinrichtung für obdachlose Männer am Steinhauser Weg in Lendringsen.

Rodenbergschule soll Mitte 2025 behinderte Schüler aufnehmen

Wie berichtet, soll die Rodenbergschule laut Ratsbeschluss vom November 2023 zu einer Einrichtung für Kinder mit körperlichen Behinderungen umgebaut und eingerichtet werden. Diese Kinder, einige davon aus Menden, werden heute noch an der Felsenmeerschule in Hemer unterrichtet. Im Spätsommer 2025 könnte die Rodenbergschule an der Wilhelmstraße wieder als Förderschule in Betrieb gehen – was sie vor dem Intermezzo als Dependance des Hönne-Gymnasiums bereits war.

In Hagen für Flüchtlinge sogar zwei Sporthallen blockiert

Aus Sicht der CDU hat sich Krabbe mit dem Bettenbau eigenmächtig über den Ratsbeschluss hinweggesetzt. Die Beigeordnete betrachtet die Maßnahme dagegen als laufendes Geschäft der Verwaltung. Sie hat erklärt, dass keine Absicht bestehe, dem Ratsbeschluss zuwiderzuhandeln. Die Nutzung von zwei Räumen als Notfallreserve ist aus ihrer Sicht aber in der Übergangsphase vertretbar. Denn die Lage bei den Zuweisungen nach Menden habe sich im letzten Quartal ähnlich zugespitzt wie in anderen Städten auch. Bekanntlich hat etwa die Stadt Hagen zuletzt zwei Sporthallen in Boelerheide und Vorhalle für geflüchtete Menschen in Beschlag genommen. Sie bleiben für die betroffenen Vereine auf Monate blockiert.

„Henni, zieh!“ Für WP-Karikaturist Tommes wird die Sonderratssitzung am Mittwoch zum Showdown um die Rodenbergschule.
„Henni, zieh!“ Für WP-Karikaturist Tommes wird die Sonderratssitzung am Mittwoch zum Showdown um die Rodenbergschule. © Thomas Jahn | Tommes

Nur noch ein Platz für Flüchtlinge und einer für Obdachlose frei

Die WP hakte in Menden nach: Wie sieht die Unterbringungssituation aktuell aus? Laut Stadtverwaltung hat Menden für Geflüchtete aktuell 133 belegte und noch zwölf freie Plätze. Davon sind allerdings elf bereits für angekündigte Menschen reserviert. Menden hat seine Zuweisungsquote aktuell zu 95,6 Prozent erfüllt, allerdings kann es bis zu den 100 Prozent noch 38 weitere Aufnahmen geben. Für den Januar sind bisher neun weitere Zuweisungen angekündigt.

In Einrichtungen ein reges Kommen und Gehen

Die Statistik kann bei Unterbringungen immer nur eine Momentaufnahme sein: In Aufnahmeeinrichtungen herrscht reges Kommen und Gehen. Es gibt Menschen, die in ihre Herkunftsländer zurückkehren, weitaus mehr wechseln indes in reguläre Mietwohnungen in Menden und machen Plätze in Einrichtungen wie an der Bischof-Henninghaus-Straße wieder frei. Dort werden auch wohnungslose Single-Frauen mit und ohne Kinder untergebracht. Auch hier kann täglich jemand an die Tür klopfen. Bei den Zuweisungen kann sich ebenfalls beständig etwas ändern.

Zwei Standorte ausgefallen, Teamleiter wechselt in andere Stadt

Vorläufig weggefallen sind kürzlich mehrere Flüchtlingswohnungen am Bieberkamp. In den zusätzlich möglichen Bleiben am Vogelsang arbeiten derzeit die Handwerker. Zugleich ist die Stelle des „Teamleiters Integration“ in Menden ausgerechnet jetzt vakant, hier laufen aktuell Bewerbungsgespräche. Der in Menden allseits anerkannte Dennis Bröcking ist erst kürzlich als Abteilungsleiter in eine Nachbarstadt gewechselt.

Auh für Obdachlose am Steinhauser Weg wird der Platz knapp

Für wohnungs- und obdachlose Männer sind in Menden 28 Plätze vorgesehen, allesamt im ehemaligen Flüchtlingsheim am Steinhauser Weg. Die Stadt hat vor kurzem bekanntlich beschlossen, die gemeinsame Unterbringung von Obdachlosen und Flüchtlingen aufzugeben und diese beiden Gruppen räumlich und betreuerisch voneinander zu trennen. Am Steinhauser Weg, der jetzt nur noch für obdachlose Männer da ist, sind aktuell 27 Betten belegt.

Folglich ist auch dort nur noch ein einziger Platz frei.