Menden. Innenstadtgrundschule darf nur zwei Eingangsklassen bilden. Knappes Votum zugunsten der Bischof-von-Ketteler-Schule Lendringsen

Es ist der große Showdown in der letzten Sitzung des Mendener Stadtrates im Kalenderjahr 2023. Die Frage, ob eine zusätzliche Eingangsklasse an der Josefschule Menden oder an der Bischof-von-Ketteler-Schule Lendringsen eingerichtet werden soll, spaltet das Gremium. Im Schulausschuss haben CDU, SPD und AfD gemeinsam für den Grundschulstandort in Lendringsen gestimmt. Diese Mehrheit steht nun plötzlich auf der Kippe - auch, weil mehrere Ratsmitglieder fehlen. Die CDU geht aufs Ganze, Fraktionschef Bernd Haldorn beantragt eine geheime Abstimmung. Damit steht fest: Es gibt ein ehrliches Votum, Abweichler darf sich keine Fraktion erlauben.

„Ich kenne mich damit ja inzwischen gut aus“, bemerkt Bürgermeister Dr. Roland Schröder und hat dabei im Blick, dass sich geheime Abstimmungen in Menden zuletzt gehäuft haben. Es gibt eine Sitzungsunterbrechung - eine Wahlkabine muss aufgebaut werden. Zeit, das zuvor Gehörte noch einmal Revue passieren zu lassen.

CDU, FDP und Grüne erneuern Standpunkte

Für die CDU hat der schulpolitische Sprecher Peter Maywald das Wort ergriffen. Er hat Beispielrechnungen zur Klassengröße aufgemacht und erklärt, in der Josefschule fehle der Raum für eine weitere Klasse, außerdem solle das Schulkonzept der Bischof-von-Ketteler-Schule unterstützt werden. Die Argumente sind nicht neu, wurden so auch schon im Schulausschuss vorgebracht.

Das ist nicht unsere Aufgabe, sondern die der Schulleiter.
Peter Köhler

Eine weitere Parallele: Es waren die Fraktionschefs Stefan Weige (FDP) und Peter Köhler (Bündnis 90/Grüne), die sich dagegen aussprachen. Weige beanstandete persönliche Angriffe Maywalds gegen Josefschulleiter Ralf Beyer und dass die CDU nicht eine Entscheidung für das kommende Schuljahr im Blick habe, sondern mittel- und langfristige Entwicklungen. Köhler verwies darauf, dass die Raumsituation an der Josefschule nicht so sei, wie Maywald sie dargestellt habe. Ralf Beyer habe erklärt, dass es Räume für drei kleine Klassen gebe, aber nicht für zwei große. Zugleich kritisierte Köhler, dass sich die CDU in Schulkonzepte einmische: „Das ist nicht unsere Aufgabe, sondern die der Schulleiter.“

Ralf Beyer und viele interessierte Eltern sitzen auf der Tribüne, als der Bürgermeister die Sitzung wieder eröffnet. Extra für sie hat Schröder den Tagesordnungspunkt vorgezogen. Melanie Bähr, Leiterin des Bürgermeisterbüros, ruft die Namen aller Anwesenden auf - zum Schluss den des Bürgermeisters. Jedes Ratsmitglied stimmt mit Ja, Nein oder Enthaltung. Grundlage ist der Beschluss des Schulausschusses, wonach die zusätzliche Eingangsklasse nach Lendringsen gehen würde.

CDU, SPD und AfD können sich keine Abweichler leisten

Spannung liegt in der Luft. Einmal durchgezählt, ist klar: In CDU, SPD und AfD darf es keine Abweichler geben. Stimmzähler aus allen Fraktionen kommen schnell zum Ergebnis, das der Bürgermeister verkündet. 26 Ja-Stimmen und 24 Nein-Stimmen, dazu eine Enthaltung. Das Votum des Schulausschusses ist bestätigt. Die Reaktion ist verhalten. Weder gibt es Freude auf der anderen Seite, noch Missmut von der Tribüne. Vor der Schulausschusssitzung im November hatte es noch deutliche Proteste gegeben, jetzt muss das Ergebnis wohl erstmal sacken. Eltern und Schulleiter verlassen den Ratssaal.

Während man an der Bischof-von-Ketteler-Schule aufatmen darf, herrscht an der Josefschule Menden Ernüchterung. Schulleiter Ralf Beyer muss nun einen Weg finden, wie er die zwei Klassen, die nach aktuellem Stand jeweils 29 Schülerinnen und Schüler haben werden, unterbringen kann. Dabei sind die Anmeldezahlen zudem nur vorläufig. Zum einen kann es sein, dass es noch weitere Anmeldungen gibt - etwa nach Zuzügen. Zum anderen könnte es sein, dass Kinder des jetzigen ersten Jahrgangs noch einmal zurückgestellt werden.

Zügigkeiten für alle Mendener Grundschulen festgelegt

Obwohl sich der Fokus nach der politischen Vorgeschichte vor allem auf die Josefschule Menden und die Bischof-von-Ketteler-Schule Lendringsen richtet, werden mit der Entscheidung auch die Zügigkeiten für die übrigen Grundschulen in Menden festgelegt. Der Überblick:

  • Albert-Schweitzer-Schule Lahrfeld mit Teilstandort Schwitten: 5 Eingangsklassen
  • Josefschule Menden: 2 Eingangsklassen
  • Anne-Frank-Schule: 2 Eingangsklassen
  • Bodelschwinghschule Platte Heide: 3 Eingangsklassen
  • Josefschule Lendringsen: 2 Eingangsklassen
  • Bischof-von-Ketteler-Schule Lendringsen mit Teilstandort Hüingsen: 4 Eingangsklassen
  • Nikolaus-Groß-Schule Bösperde: 3 Eingangsklassen

Mit Ausnahme der Entscheidung zu Josefschule Menden und Bischof-von-Ketteler-Schule Lendringsen wurde damit der von der Stadtverwaltung gemachte Vorschlag umgesetzt.