Menden. Die Johanniter organisieren erstmals in Menden einen Hospizhelferkurs. Ziel ist es, Sterbende und Trauernde würdevoll zu begleiten.

In Menden werden ehrenamtliche Mitarbeiter im Hospizdienst gesucht. Der Ambulante Hospizdienst der Johanniter bietet erstmals in der Hönnestadt einen Hospizhelferkurs an. Ziel soll es sein, Menschen darin zu schulen, Sterbende und Trauernde würdevoll in der Zeit des Abschieds zu begleiten. Der Kurs startet am 31. Januar 2024.

Themen Tod und Trauer für viele immer noch ein Tabu

Die Themen Tod und Trauer seien nach wie vor für viele Menschen ein Tabu, stellt Bettina Wichmann, Leiterin des Ambulanten Hospizdienstes für Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Johanniter-Unfall-Hilfe, Regionalverband Südwestfalen, fest. Wird jemand mit einer palliativen Diagnose oder einer lebensverkürzenden Erkrankung konfrontiert, könne der Hospizdienst unterstützen: „Wir machen palliative Beratung – telefonisch und natürlich auch vor Ort.“

Kooperation geschlossen

Der Regionalverband Südwestfalen der Johanniter-Unfall-Hilfe hat eine Kooperation mit der Seniorenresidenz Menden an der Kolpingstraße geschlossen. „Eine Pflegeeinrichtung ist für die meisten die letzte Station des Lebens“, sagt Einrichtungsleiterin Franziska Rehermann. „Manche bleiben nur ein paar Tage bei uns, andere über Jahre. Ein Grundthema ist immer auch der Tod.“ Die ausgebildete Diakonin und Seelsorgerin berichtet, dass sie deshalb überlegt habe: „Wie gestalte ich das Thema für unsere Kunden?“ Mit den Johannitern habe sie sofort auf einer Wellenlänge gelegen, so dass nun die Kooperation geschlossen wurde: „Wir haben nicht die Kapazitäten, dass jemand zum Beispiel stundenlang bei jemandem am Bett sitzen kann.“ Deshalb sei die Arbeit der Johanniter „eine tolle Ergänzung der Pflege durch die psychosoziale Betreuung“.

Bislang kommen die Ehrenamtlichen der Johanniter für den Hospizdienst aus verschiedenen Städten des Märkischen Kreises, aber nicht aus Menden. Das soll sich nun ändern, wünscht sich Bettina Wichmann

Optimal sei es, wenn Ehrenamtliche nicht Vollzeit berufstätig sind

„Wir suchen für Menden dringend Ehrenamtliche“, betont Bettina Wichmann. Optimal sei es, wenn jemand nicht Vollzeit berufstätig sei, damit ausreichend Zeit für das ehrenamtliche Engagement bleibe. Freuen würde sich Bettina Wichmann auch über jüngere Mendenerinnen und Mendener, die sich zu Hospizhelfern ausbilden lassen möchten.

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Sterbende und Trauernde sollen würdevoll in der Zeit des Abschieds begleitet werden - das ist das Ziel des Hospizhelferkurses (Symbolbild).
Sterbende und Trauernde sollen würdevoll in der Zeit des Abschieds begleitet werden - das ist das Ziel des Hospizhelferkurses (Symbolbild). © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Wenn jemand keine Angehörigen mehr habe, seien die Hospizhelfer besonders gefragt. Aber auch, wenn ein Patient eine große Familie habe, mit der er eng verbunden sei, sei die Arbeit der Hospizhelfer wichtig. Manche Erkrankten wollen ihre engsten Angehörigen vor ihrer eigenen Trauer, ihrer Verzweiflung, schützen; und manche Angehörigen wollen genauso den schwer Kranken nicht mit ihren eigenen Gefühlen belasten. Hier könne ein Gespräch mit einem Hospizhelfer entlastend wirken, betont Bettina Wichmann: „Es gibt Grenzen dafür, was jemand zu Hause leisten kann.“

Sprechen und weinen Sie gemeinsam.
Bettina Wichmanns Rat an ein älteres Ehepaar, bei dem jeder dachte, er beziehungsweise sie muss für den anderen „stark“ sein - auch wenn der Ehemann nur noch wenige Tage zu leben hatte.

Im Fokus stehe die psychosoziale Unterstützung des Patienten und der Familie. Bettina Wichmann nennt als Beispiel ein älteres Ehepaar, das sich gegenseitig schützen wollte. Der todkranke Ehemann „hat immer gesagt, dass er für seine Frau stark sein muss“, erinnert sie sich. „Und die Ehefrau ist zum Weinen rausgegangen.“ Die beiden beherzigten schließlich den Tipp: „Sprechen und weinen Sie gemeinsam.“ In den letzten zehn Tagen, bevor der schwerstkranke Mann starb, sei es beiden gelungen, offen miteinander umzugehen und dem anderen ihre Ängste und Gefühle zu zeigen.

Es gibt einen Unterschied zwischen Mitfühlen und Mitleiden.
Bettina Wichmann

Wer an dem neuen Hospizhelferkurs teilnehmen möchte, sollte im letzten Jahr nicht von einem eigenen Trauerfall betroffen gewesen sein, erklärt Bettina Wichmann. Auch müsse klar sein: „Es gibt einen Unterschied zwischen Mitfühlen und Mitleiden.“ Teilnehmende müssten über ausreichend Fingerspitzengefühl verfügen und sich auch zurücknehmen können: „Sie dürfen sich nicht in etwas reinsteigern oder gar übergriffig werden.“ Im Kurs gehe es auch darum, „sich mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen“.

Interner Austausch und externe Supervision

Um Erlebtes zu verarbeiten, bieten die Johanniter den Ehrenamtlichen sowohl einen internen Austausch mit kollegialer Beratung als auch eine externe Supervision an, erläutert Bettina Wichmann, die viele Jahre in der Lungenklinik in Hemer gearbeitet hat. Auch wenn das Thema Tod und Trauer kein leichtes sei, werde auch etwas Positives zurückgegeben: „Ein Lächeln, ein Dankeschön, die Zufriedenheit – wir bekommen ganz viel zurück.“

Neuer Kurs beginnt am 31. Januar 2024

Der neue Hospizhelferkurs der Johanniter umfasst circa 100 Lerneinheiten und findet jeweils einmal wöchentlich mittwochs von 15.30 bis 18.45 Uhr und zusätzlich an zwei Samstagen von 10 bis 16 Uhr statt. Der Kurs findet in der Seniorenresidenz Menden an der Kolpingstraße 15 bis 17 statt, beginnt am 31. Januar und endet mit der Zertifikatsübergabe am 10. April 2024. Interessenten können sich melden per Mail an hospiz.suedwestfalen@johanniter.de oder per Telefon unter (02371) 21913-216. Teilnehmende müssen einen Kostenbeitrag von 59 Euro entrichten.