Menden. Tagespflege, ambulanter Pflegedienst und barrierefreie Service-Wohnungen sind nicht das Einzige, was im Neubau an der Gartenstraße entsteht.
Ein roter Kran ragt in die Höhe, Flatterband weht im Wind und eine Baustellenampel regelt den Verkehr in der Mendener Gartenstraße: Hier tut sich etwas auf einem großen Gelände, das einst unter anderem ein Spielcasino und eine Werkstatt beherbergte. Aber was?
Der Grundstein für das „Projekt G26“ an der Gartenstraße 26 ist gelegt und mehr noch: Bodenplatte, Stützpfeiler und auch die Grundlage für das erste Stockwerk sind bereits erkennbar. Im Herzen von Menden entsteht derzeit ein großer Neubau. Geplant ist ein Multifunktionsgebäude „mit differenzierten Wohnangeboten und Tagespflege“. Verantwortlich für den Bau sind die heimische Firma G26 Grundstücks GmbH & Co KG, die den fertigen Komplex an die Mecklenburgische Liegenschafts-GmbH aus Hannover verkauft und ihn dann wieder mieten wird - um das Gebäude schließlich selbst zu vermieten an die Aiutanda GmbH. Klingt kompliziert, sei aber keine unübliche Praxis, sagt Klaus Luig vom Mendener Architekturbüro 3L Architekten, das als Dienstleister und Projektpartner ebenfalls mit im Boot ist. „Das ist ein zehn Millionen Invest“, so Luig. Rund 4000 Quadratmeter Nutzfläche werden gestaltet. Die Fertigstellung ist für Ende 2024/Anfang 2025 geplant.
Rund 40 private Parkplätze entstehen auf dem Gelände
Die Aiutanda GmbH möchte sich an der Gartenstraße auf die Bedürfnisse von älteren und pflegebedürftigen Menschen ausrichten. In Betrieb nehmen möchte die Firma das Gebäude vermutlich im Februar oder März 2025 - vorausgesetzt, dass alles nach Plan verläuft. „Wir investieren in Projekte mit allen Wohnformen“, sagt Thomas Adamzik. Er ist Regionalleiter der Aiutanda Südwest. Jan Krämer, Geschäftsführer der zuständigen Firma Aiutanda Westfalen, erklärt, wie das Gebäude genutzt werden soll. Etwa 40 Parkplätze entstehen im Erdgeschoss in Form einer luftigen Garage, ein Teil im hinteren Bereich des Geländes soll ein begrüntes Dach bekommen. Auch Stellflächen für Fahrräder sind vorgesehen. Im Haupthaus finden ein ambulanter Pflegedienst und eine Tagespflege ihren Platz. Die Tagespflege sei dabei auf 25 Personen ausgelegt.
Service-Wohnen auf 55 bis 80 Quadratmetern möglich
Darüber wird sogenanntes Service-Wohnen etabliert. Dabei handelt es sich um 22 Wohnungen zwischen 55 und 80 Quadratmetern. In den Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen können Menschen einziehen, die selbstständig leben möchten und sich zeitgleich die Option auf Hilfe offenhalten wollen, erklärt Jan Krämer. Frei nach dem Motto: Alles kann, nichts muss. „Es gibt verschiedene Servicepakete“, sagt Adamzik. Diese Pakete und Leistungen können zusätzlich gebucht werden.
Die Kaltmiete werde vermutlich, so die Verantwortlichen, bei 14 Euro pro Quadratmeter liegen. Laut Projektleiter Marco Jaschke von den 3L-Archtitekten werden die Betriebskosten nicht allzu hoch ausfallen. Das Haus verfüge über eine Wärmepumpe und auch eine Photovoltaik-Anlage werde auf dem Dach installiert. Er spricht von KfW 55, sprich einem von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) entwickelter Standard für energieeffiziente Häuser. Der Neubau soll demnach also nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus benötigen.
Senioren-Wohngemeinschaft mit Rundum-Betreuung geplant
Im Dachgeschoss ist außerdem eine Senioren-Wohngemeinschaft mit Rundum-Betreuung für zwölf Personen geplant. „Wir wollen die Möglichkeit für alle schaffen, hier zu wohnen - auch mit Pflegegrad fünf“, sagt Thomas Adamzik. Denn genau das sei die Besonderheit der Aiutanda GmbH. Von Hilfsmitteln wie Betteinlagen bis zur Intensivausstattung, von Service-Wohnungen bis zur stationären Pflege sei hier alles möglich.
Denn es komme immer häufiger vor, dass Ehepaare im Alter getrennt würden, wenn eine der beiden Personen erkranke, während die andere noch fit und eigenständig sei. „Hier könnte ein Partner in der WG wohnen und einer in einer Wohnung“, sagt Adamzik - räumlich also nur durch eine Etage getrennt. Zudem gebe es die Möglichkeit im Haus zu verbleiben und die „Stationen“ zu wechseln, anstatt komplett umziehen zu müssen im Falle einer Pflegebedürftigkeit.
Zunächst sollte eine Kita auf dem Gelände realisiert werden
Claudia Mertens und Veronika Lenze aus Menden stecken hinter der G26 Grundstücks GmbH & Co KG. Das Grundstück gehörte Familie Mertens, sagt Klaus Luig vom Architektenbüro. Durch ihre Kinder haben sie zueinander gefunden und sich schließlich für die Gründung der Firma entschieden. Zunächst wollten die Frauen eine Kita auf dem Gelände realisieren, was jedoch scheiterte. „Ich finde das für Menden sehr schade“, sagt sie. Das Konzept sei großartig gewesen. Dennoch blickt sie nach vorne. Nun stehen eben Senioren im Fokus. „Das Projekt macht mich froh und stolz“, sagt auch Veronika Lenze.
Erste Anfragen gibt es bereits. Die konkreten Kontaktdaten wollen die Verantwortlichen in den kommenden Wochen gut sichtbar am Gelände selbst anbringen lassen, damit sich Interessierte melden können.