Menden. Die Mendenerin Annette Freund wird über einen Facebook-Aufruf zur Leih-Oma. Jetzt ist Nele (2) an ihrer Seite. Eine Erfolgsgeschichte.

Wer die besten Buden bauen kann? Die zweijährige Nele strahlt. „Oma Nette!!! Oma Nette!!!“ Jetzt muss auch Annette Freund (68) lachen und kitzelt ihre kleine Enkelin durch. Nele quietscht vergnügt und auch Opa Dietmar Freund kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich bin total glücklich“, sagt er. „Das ist ein ganz neues Lebensgefühl.“ Denn dass Dietmar Freund jetzt eine kleine Enkelin hat, die ihn durchs Haus und über die Spielplätze jagt, hat er seiner Frau zu verdanken – und Facebook.

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Vor rund acht Monaten startet Annette Freund aus Bösperde in dem sozialen Netzwerk Facebook den Aufruf, der ihr schon so lange auf dem Herzen liegt. „Gibt es in Menden oder näherer Umgebung kleinere Kinder, die keine Oma in der Nähe haben? Ich bin noch fit und habe keine Enkel. Ich würde gerne meine Großmutter-Qualitäten kennenlernen und entwickeln. Deshalb möchte ich mich als Leih-Oma bewerben. Würde mich gerne mit einem Kind (bevorzugt ab 2 Jahren) beschäftigen: spielen, Bilderbücher anschauen, vorlesen, spazieren gehen, Ausflüge machen.“

Langsame Annäherung – und große Gefühle

„Dass so etwas daraus wird, hätte ich nie gedacht“, sagt Sandra Lauenstein (40). Sie verliert ihre eigene Mutter während der Schwangerschaft mit Nele. Und auch die übrigen Großeltern sind nicht mehr fit genug und wohnen weit weg. Es gibt keine Entlastung für Sandra Lauenstein und ihren Partner Christian Klute (42), keine Großeltern-Nachmittage im Kindergarten für Nele. Zumindest nicht, bis Annette Freund in das Leben der Familie tritt. „Die ersten Wochen habe ich ganz allein genossen“, sagt die 68-Jährige. Quasi eine exklusive Enkel-Oma-Zeit. Endlich. Herrlich.

Doch auch Annette Freunds Mann wird irgendwann neugierig. „Ich habe gesagt, sie soll ihn einfach mal mitbringen“, erinnert sich Sandra Lauenstein. Wenige Wochen später holt Neles Oma dann schließlich auch ihren Mann Dietmar Freund mit ins Boot. Auch hier funkt es sofort. „Das war eine Explosion der Gefühle, die man wiedergefunden hat“, sagt Dietmar Freund, der bereits eine erwachsene Tochter mit seiner Frau hat. „Opa ist fürs Lachen zuständig und erschreckt Nele – und dann flitzt sie schnell zu mir“, sagt Annette Freund und kitzelt Nele durch. „Es ist schon schön, das zu teilen.“ Aber Neles ungeteilte Aufmerksamkeit sei natürlich auch klasse, sagt sie und grinst.

Das war eine Explosion der Gefühle, die man wiedergefunden hat
Dietmar Freund

Einmal die Woche holen Oma und Opa Nele jetzt aus dem Kindergarten ab und immer wieder sonntags gibt es Familientage, an denen alle zusammen Ausflüge machen. Feuerwehrfest, Hämmerfest oder auch Ponyreiten – gemeinsam macht alles noch mehr Spaß. „Es ist ein schöner Zufall, dass das alles so passt“, sagt Dietmar Freund und ergänzt mit Blick auf seine Frau: .„Ich fand das total mutig und bin ihr total dankbar.“ Denn der erste Versuch über ein Patenprojekt der Stadt war gescheitert.

Entlastung für die Eltern, Spaß für die Kleine und Lebensfreude für Oma und Opa

Nicht nur für Sandra Lauenstein und ihren Lebensgefährten ist das Ehepaar Freund ein Geschenk. Auch Nele profitiert von ihrer Bonus-Oma und ihrem Bonus-Opa. „Nele geht so darin auf. Das hätte sie von familiärer Seite so nicht mitgekriegt“, sagt Sandra Lauenstein und beobachtet, wie Annette Freund und Nele sich austoben. „Sie erzählt viel und weiß auch schon, wann Opa und Oma dran sind.“ Nach ein paar Tagen ohne die Beiden würde Nele auch ungeduldig fragen, wann „Oma Nette“ und „Opa Dieta“ denn wiederkommen.

Und auch auf Annette und Dietmar Freund hat das Zusammensein mit Nele positive Auswirkungen. „Dietmar ist eigentlich nicht mehr so mobil“, sagt Annette Freund. Jetzt komme es aber nicht selten vor, dass er auch mal im Sandkasten liege. Ihr Mann lacht. „Nele hat ein Tempo drauf. Sie ist so sportlich. Das fühlt sich an, als wäre ich im Sportcenter gewesen“, sagt er. Besonders schön seien für ihn die Rituale mit der Kleinen. Eis essen, gemeinsam tanzen und Musik hören oder auch verstecken spielen. „Ich kenne jetzt alle Verstecke im Haus.“ Und Nele? Die isst am liebsten „Nille mit Streuseln und Augen“ (Vanilleeis mit Streuseln und Zuckeraugen) mit Oma und Opa. Einfach köstlich. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die Mut macht.