Lendringsen. Adventskranz, Weihnachtsbäume – in den Kirchen geht es rund um Weihnachten festlich zu. In St. Josef Lendringsen ist das diesmal etwas anders.

Wer St. Josef während der Adventszeit schon einmal besucht hat, kennt den etwa drei Meter im Durchmesser großen Adventskranz, der alljährlich von Küsterin Petra Homberg im Altarraum in die Höhe gezogen wird. Doch dieses Jahr muss die Josef-Gemeinde auf ihren großen Kranz verzichten. Im WP-Gespräch verrät Petra Homberg die Gründe. Spoiler: die Zeit und das Ehrenamt spielen dabei eine ganz große Rolle.

Etwa alle zehn bis elf Jahre fällt Heiligabend auf einen Sonntag und somit den vierten Advent. Für Kirchen und insbesondere den Küster oder die Küsterin bedeutet das einen enormen Aufwand, da nach der Weihnachtsmesse ja die Adventszeit endet. Somit muss nach der Messe der Adventsschmuck wieder abgebaut werden.

Vier bis fünf Tannen sind durchschnittlich notwendig und fünf Stunden Arbeit von drei bis vier Helfern um den gewaltigen Adventskranz vorzubereiten. Das jedoch ist dieses Jahr nicht das Problem von Küsterin Petra Homberg: „Dass Heiligabend auf den vierten Advent fällt stellt uns vor die Herausforderung, dass wir binnen 2,5 Stunden den gesamten Adventsschmuck abbauen müssen. Und diese Herausforderung ist uns einfach zu groß.“ Verständlich, wenn man beachtet, dass Heiligabend jeder gern bei der Familie verbringt und nicht im Akkord Adventsdeko in der Kirche abbauen möchte.

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Dass in der Kirche kein Adventskranz hängt, erlebt Homberg in Ihrer rund 20-jährigen Zeit als Küsterin erst das zweite Mal. Vor dieser Zeit wurde der Kranz immer vom früheren Küster Helmut Allhoff sowie dem Kirchenchor gesteckt. „Das waren dann natürlich ganz andere Helferzahlen. Da wurde dann auch mal mit angepackt, es gab einen Teller Erbsensuppe und sicherlich auch mal das ein oder andere Bier. Aber heute sind die Helfer leider nicht mehr so zahlreich vorhanden, wie damals“, beklagt die Küsterin.

Es wird klar, was neben der Zeit auch fehlt. Die Hilfe von Ehrenämtlern. Homberg zufolge ist die Bereitschaft sich in sozialen Ehrenämtern zu engagieren deutlich gesunken. Für Lendringser ist sie dabei die Inkarnation des Ehrenamtes: Seit 40 Jahren ist sie Teil der Bieberschlümpfe, hat sich stets für die Ärmeren und Schwächeren eingesetzt und hat dieses Jahr sogar den Bundesverdienstorden erhalten. Doch seit Corona spätestens ist das Interesse spürbar gesunken selber im Ehrenamt etwas zu bewegen. „Das Ehrenamt hat mich schon immer erfüllt. Es ist eine sozial wichtige Arbeit sich auch fernab des eigenen Berufes in der Gemeinschaft zu engagieren“, beschreibt es Homberg treffend. Umso trauriger ist es, dass sie in vielen Bereichen mit immer weniger Mitmachern arbeiten muss.

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Den Kranz abzubauen ist nicht so einfach wie man es sich vielleicht vorstellt. Laut Homberg muss Tannengrün direkt wieder abgesteckt und entsorgt werden. Anschließend muss der Rohling aufwändig mit Seilen wieder auf die Orgelbühne gehoben werden. Kein leichtes Unterfangen, wenn man die Größe des Kranzes berücksichtigt. Und selbstverständlich fällt dabei auch einiges an Dreck an. Wer sich noch mal die Zeit vor Augen holt, dem wird auffallen, dass das Unterfangen sehr eng getaktet wäre.

Doch ganz auf den Adventsschmuck verzichten muss die Gemeinde am Bieberberg nicht. Pastor Uwe Knäpper hat sich des Themas angenommen und wird sich mit der Kommuniongruppe um die Krippe kümmern.