Menden. Sodbrennen ist unangenehm, aber auch gefährlich. In vielen Fällen kann eine OP helfen. Mendens Krankenhaus zählt dabei zur deutschen Spitze.
Plötzlich schießt Magensäure die Speiseröhre hinauf – als Sodbrennen ist dieses Phänomen bekannt. Das Brennen ist nicht nur unangenehm: Die Säure, die im Magen eine große Rolle bei der Verdauung spielt, ist auch so ätzend, dass sie an anderen Stellen im Körper gefährlich werden kann. So können etwa Schleimhäute angegriffen werden. Das WP-Medizinforum in der Cafeteria des St.-Vincenz-Krankenhauses machte Sodbrennen am Donnerstagabend zum Thema, Chefarzt Dr. Andreas Wallasch war dafür ein hervorragender Experte.
Tabletten sind keine Dauerlösung
Wallasch kennt Sodbrennen aus seiner täglichen Arbeit. Und er weiß auch: In vielen Fällen nehmen Menschen über eine lange Zeit und oft in der höchstmöglichen Dosis Tabletten, um das Problem in den Griff zu bekommen. „Es gibt keine Empfehlung, solche Tabletten über einen langen Zeitraum zu nehmen. Das ist allgemein bekannt“, machte Dr. Wallasch deutlich, dass die medikamentöse Lösung nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Vielmehr gibt es operative Lösungen, die zum Erfolg führen können – Tabletten sind dann nur noch in seltenen Ausnahmen ein Thema, etwa nach schwerem, fettem Essen.
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Um sein interessiertes Publikum auf einen Stand zu bringen, stellte Wallasch zunächst dar, was Sodbrennen eigentlich ist. Ein Zwerchfellbruch oder die Reflux-Krankheit können dazu führen, dass die Magensäure nicht im Organ verbleibt, sondern durch die Speiseröhre nach oben schießt. In beiden Fällen funktioniert der Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr richtig. Bei Reflux ist der verantwortliche Muskel, der untere Ösophagussphinkter, geschwächt und schließt nicht mehr.
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Wiederherstellen lässt sich der Verschluss mit anderen Mitteln. So berichtete Dr. Wallasch von der früher angewendeten Methode, Eigengewebe quasi wie einen Rollkragen um die Speiseröhre herumzulegen. Auch Manschetten sind eine Option. Wirklich innovativ ist das St.-Vincenz-Krankenhaus mit seinem Refluxzentrum aber seit dem 2016. Seither setzt Dr. Wallasch bei Bedarf minimal-invasiv sogenannte Linx-Implantate ein. Das Mendener Hospital zählt zu nur 20 in ganz Deutschland, die mit diesem Verfahren arbeiten.
Wallasch berichtete über 118 Patientinnen und Patienten, denen er die Implantate eingesetzt hat. Umfragen hätten ergeben, dass 95 Prozent die Operation wieder vornehmen lassen würden. Die meisten können anschließend komplett auf Tabletten verzichten. Eine Dreiviertelstunde dauert es, den 4500 Euro teuren Magnetring zu implantieren – die Kosten übernimmt die Krankenkasse. „Trotz des Magnetismus kann man damit auch noch in den MRT“, beantwortet Dr. Wallasch eine immer wieder gestellte Frage. Das Linx-Implantat könne lebenslang im Körper verbleiben.
Magnetischer Verschluss der Speiseröhre
Wie es funktioniert, zeigte der Chefarzt mit einer Animation. Der Magnetring verschließt die Speiseröhre. Kommt von oben Nahrung, öffnet er sich kurz, der Magnetismus sorgt aber dafür, dass er sich sofort wieder zusammenzieht. So bleibt die Säure im Magen. Dr. Wallasch ist sich sicher, dass die OP vielen Menschen helfen kann, die aktuell Tabletten nehmen oder das Sodbrennen als Leiden hinnehmen: „Die Patienten, die zu operieren sind, laufen oft noch draußen rum und wissen gar nicht, dass es das gibt.“ Insofern hat das WP-Medizinforum für wichtige Aufklärung gesorgt.