Menden. Volkskrankheit Rückenschmerz: Dr. Kathrin Opitz klärt im WP-Medizinforum kurzweilig auf – auch über den kürzesten Weg zum Bandscheibenvorfall.

Wer sich einen richtig schmerzhaften Bandscheibenvorfall zufügen will, der hebe eine Wasserkiste aus dem Einkaufswagen in den Kofferraum – gebeugt und seitwärts, denn das ist für den Rücken „die Höllenbewegung“. Für einen „Smartphone-Nacken“ reicht es dagegen schon, sich beständig zum Handy auf der Hand vorzubeugen. Und schon wiegt der eigene Kopf nicht mehr vier bis fünf Kilo, sondern bis zu 27. Auch das ergibt sehr bald ordentliche Verspannungen. Das und noch viel mehr erfahren am Donnerstagabend 60 Leserinnen und Leser im WP-Medizinforum von Dr. Kathrin Opitz. Sie ist seit Januar die Leitende Oberärztin der Wirbelsäulenchirurgie am St.-Vincenz-Krankenhaus in Menden, aber sie hätte ebenso gut TV-Moderatorin werden können: Kurzweilig, prägnant und vollkommen frei hält sie am Donnerstagabend ihren Vortrag – über alles, was ihre Patientinnen und Patienten in drei Worten zusammenfassen: „Ich hab’ Rücken!“

Humor und Kompetenz: Informativer Abend war sofort ausgebucht

Interessierte Zuhörer findet Dr. Opitz im WP-Medizinforum: Die 60 Plätze für den Info-Abend im Krankenhaus waren zuvor ruckzuck vergeben.
Interessierte Zuhörer findet Dr. Opitz im WP-Medizinforum: Die 60 Plätze für den Info-Abend im Krankenhaus waren zuvor ruckzuck vergeben. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

In Menden haben offenbar viele Rücken. Ruckzuck waren die Plätze für diesen Abend nach der Ankündigung ausgebucht, und jetzt wird viel nachgefragt. Die Fachärztin antwortet auf alles wie aus der Pistole geschossen, den Humor vergisst sie dabei nie, ohne zu überziehen. Sie erklärt die Wirbelsäule nicht nur ganz plastisch und anhand von Beamer-Bildern, sie teilt auch eine Kunststoff-Säule und Bandscheiben-Modelle aus, damit jede(r) im Saal weiß, wie sich sowas anfühlt. Sogar eine Fräse aus dem OP hat sie mitgebracht – eine ziemlich große übrigens.

Bräutigam für Hochzeit fitgespritzt

Dr. Kathrin Opitz hat indes auch ganz konkrete Tipps und Anekdoten aus ihrer eigenen Klinikpraxis im Gepäck. Wo die Kräftigung der Muskulatur ausreicht, um die Schmerzen wegzutrainieren, „da müssen Sie das auch zu Hause machen, so leid es mir tut“, schmunzelt die ehemalige Bundeswehr-Ärztin, die danach zehn Jahre in einem Hamburger Klinikum als Leitende Oberärztin praktizierte. „Wir reizen erst einmal alles aus, was mit Physiotherapie zu schaffen ist.“ Manchmal aber müsse es auch eine Spritze tun – so hat sie einen angehenden Bräutigam in Menden für dessen Hochzeit auch mal ganz schnell schmerzfrei bekommen.

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Zu Training und Tabletten: Viele praktische Tipps und Hinweise für Schmerzpatienten

Wo es Schmerzmedikamente brauche, würden sie oftmals zu gering dosiert eingenommen, sodass man mögliche Effekte gar nicht feststellen könne. „Drei Mal täglich eine Tablette über mehrere Tage: Erst dann kann man feststellen, ob es wirkt“, rät Dr. Opitz. Und wenn als letztes Mittel doch die Operation angeraten erscheint, sagt sie dem Publikum ganz klar: „Dann sind Sie der Boss. Denn von seltenen Krebserkrankungen abgesehen ist nichts an der Wirbelsäule lebensbedrohlich.“

Vitamin D3 und Calcium? „Das nehme ich selber auch“

In Menden werden Bandscheiben-Vorfälle offen mikrochirurgisch operiert, weil sich nach ihrer Erfahrung endoskopische Eingriffe nicht für alle Erkrankungsformen eignen. Prothesen für die Lendenwirbelsäule sind ihrer Meinung nach nicht ausgereift. Auch gibt Dr. Opitz an diesem Abend allen eindringlich mit auf den Weg, dass sie sich niemals ohne aktuelle Aufnahmen von schmerzenden Stellen behandeln lassen sollten. Die Ärztin verweist auf die Mendener Osteoporose-Selbsthilfe, auf Wassergymnastik und auf alles, was Schmerzpatienten gut tut. Eine Frau fragt, ob es sinnvoll sei, vorbeugend und unterstützend Vitamin D3 und Calcium einzunehmen. Auch hier könnte die Antwort nicht klarer nicht sein: „Das mache ich selber auch.“

Am Ende eines informativen Abends können sich die Mendener Gäste auch für Termine bei Dr. Opitz eintragen, und es wird reichlich Gebrauch davon gemacht. Denn „Rücken“ zu haben ist eine Volkskrankheit. Auch in Menden.