Fröndenberg. Seit 25 Jahren gibt es den Antikladen von Familie Becker in Fröndenberg-Bausenhagen. Von Nachhaltigkeit, Mundpropaganda und einem Aushilfsjob.

Es sind die Geschichten hinter den Möbeln, die so faszinieren. Äußerst idyllisch gelegen, aber auch ein bisschen ab vom Schuss, gibt es seit einem Vierteljahrhundert einen Antikladen in Bausenhagen. Wie hat das Familie Becker so lange geschafft? Zur Antwort gehört auch eine der eher neuen gesellschaftlichen Entwicklungen: Nachhaltigkeit.

Was für Elektrogeräte und Kleidung gilt, gibt es auch bei Möbeln: Massenware, billig und minderwertig gekauft, nach wenigen Jahren schon auf dem Müll. Thekla Becker schaut sich um in der Antik-Deele, blickt auf Tische, Kommoden, Schränke und Stühle. „Die sind 100 Jahre alt. Und bei gute Pflege halten sie noch mal 100."

Während das meiste der modernen Möbel nach der Nutzung eigentlich Sondermüll sei, sagt sie für die fast ausschließlich aus Massivholz gefertigten Stücke hier: „Die schneiden beim ökologischen Fußabdruck gut ab."

Martin und Thekla Becker verkaufen vor allem Möbelstücke aus vorletzter Jahrhundertwende

Nachhaltigkeit ist eine Entwicklung, die die Gesellschaft in den vergangenen Jahren immer mehr durchdrungen hat. Davon profitiert auch das Geschäft mit antiken Möbeln. Martin und Thekla Becker verkaufen vor allem Möbelstücke aus der vorletzten Jahrhundertwende, also etwas mehr als 100 Jahre alt, vor allem aus Eiche, Fichte sowie Nadelhölzern. Einzelne Teile in dem Laden sind gut 200 Jahre alt.

Jubiläumsaktion

Das Jubiläum der Antik-Deele in Bausenhagen wird seit Samstag eine ganze Woche lang gefeiert. Noch bis 23. September ist außer der Reihe der Laden, Hellkammer 1, neben der evangelischen Dorfkirche in Bausenhagen, täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Passend zur Jubiläumszahl gibt es 25 Prozent Rabatt sowie individuelle Beratung für die passenden Einrichtungsideen.

Ihre „Antik-Deele" feiert dieser Tage 25-jähriges Jubiläum am Standort in Bausenhagen. Idyllisch gelegen nahe der evangelischen Dorfkirche, einem der ältesten Gotteshäuser der Umgebung. Der Meditationsweg und andere Wanderstrecke gehen direkt daran vorbei, die Aussicht auf Ruhrtal und Sauerland ist traumhaft. Aber so ist es eben auch etwas versteckt, Laufkundschaft kommt hier zufällig wohl kaum vorbei. Wie schafft man da so ein Jubiläum, und auch noch mit antiken Möbeln, die doch eher ein Nischenprodukt sind? Es ist natürlich zuerst Mundpropaganda, unterstreichen Martin und Thekla Becker.

Möbelstücke werden liebevoll aufbereitet und aufwendig aufgearbeitet

Alte Möbelstücke, die sie in der Umgebung ankaufen, werden liebevoll und aufwendig aufgearbeitet bevor sie in den Verkauf gehen. Die Oberflächenbehandlung erfolgt mit einer Mischung – hier kommt wieder der Aspekt Nachhaltigkeit ins Spiel – aus natürlichem Bienenwachs. Diese Behandlung und Gestaltung des Holzes und der Service für ihre Kunden sei das Rezept, die sich zum Beispiel auch eine Farbe für das Möbelstücke aussuchen können, unterstreichen die beiden. Aufhellen ist auch eine Spezialität.

+++ Lesen Sie auch: Frömern: 2000 Jahre alte Gräber mit Grabbeigaben gefunden +++

Martin Becker: „Wir haben viele andere Läden kommen und gehen sehen.“ Die Deele in Bausenhagen gibt es seit einem Vierteljahrhundert, aber begonnen haben sie weit früher, 1985. Damals war es ein Aushilfsjob zur Studienfinanzierung bei einem Antik-Großhändler. Dann wurde es ein nebenberufliches Standbein mit Verkauf aus der heimischen Garage, es folgte der Sprung ins kalte Wasser der Selbstständigkeit und der erste „richtige" Antik-Laden auf einem Hof in Ostbüren.

In Bausenhagen aufreichend Platz für Verkaufsfläche, Lager und Werkstatt

So richtig glücklich wurden Beckers dann 1998 als sie die alte Kartoffelhalle der Familie Simon in Bausenhagen anmieten konnten: Hier war ausreichend Platz für Verkaufsfläche, Lager und Werkstatt, dazu rührig hilfsbereite Vermieter und die bereits angesprochene traumhaft schöne Umgebung. Ende des 20. Jahrhunderts gab es so was wie einen Antik-Boom, erinnert sich Thekla Becker. „Jeder musste so was haben." Das hat sich geändert: „Heute kommen Leute die es wirklich lieben und die Möbel schätzen."

Corona hat dem Laden und dem pandemiebedingten Rückzug vieler Menschen ins Private weniger geschadet, sagen die beiden. Da wollte man sich wenigstens das Zuhause schön machen in dieser Zeit. Eher spüre man da im Moment die Unsicherheit vieler Menschen durch räumlich nahen Krieg und heftige Inflation. Aber Martin Becker, zwar offiziell mittlerweile schon in der Zeit nach dem Berufsleben angekommen, sagt: „Es macht immer noch viel Spaß."

+++ Auch lesenswert: Holz, Filz, Metall: „Abwechslungsreich“ in der Kunstkirche +++

Beckers wollen noch ein bisschen weitermachen mit ihrem Beruf, der vor allem eine Leidenschaft ist. „Jedes Möbelstück hat eine Geschichte", beschreibt Thekla Becker die Faszination. Ihr Gatte ergänzt: „Und die Kunden wollen diese Geschichte auch wissen." Schränke, die auf Bauernhöfen oder Gutshäusern standen, wurden über Generationen weitergeben, Kleiderschränke tragen die Namen des frisch vermählten Brautpaares, im Holz manches Tisches finden sich Granatsplitter aus Kriegszeiten.

Leidenschaft für antike Möbel auch an die beiden Söhne weitergegeben

Natürlich sind Beckers so auch privat mit diesen antiken Möbeln ausgestattet. Und sie freuen sich, diese Leidenschaft auch an die beiden Söhne Johannes und Matthias weitergegeben zu haben. „Wir sind ein Familienbetrieb", betonen die beiden. Auch wenn mittlerweile längst erwachsen und ein paar Kilometer von Fröndenberg weg lebend, helfen die beiden immer gern: der eine in der Werkstatt, der andere bei technischen Dingen wie der Homepage. Diese ist natürlich mittlerweile von eklatanter Wichtigkeit in der heutigen Zeit.

Früher fuhren Beckers auf Antikausstellungen in der Umgebung, luden mehrere Autos voll mit ihren Möbeln. Und schleppte sie im schlechtesten Fall nach dem Wochenenden wieder zurück in den Laden. Heute kann man im World Wide Web tagesaktuell schauen was es Neues gibt. Einen richtigen Internetshop wollen die beiden aber bewusst nicht.

Und wie hat sich der Geschmack in den vergangenen Jahrzehnten geändert? „Es ist schlichter geworden, muss auch praktisch sein", sagt Thekla Becker. Aber schön und voller Geschichten sind diese alten Möbel natürlich trotzdem immer noch.