Menden. Mit der Auflösung des Platte Heider Grundschul-Verbundes sollen auch die alten Schulnamen Anne Frank und Bodelschwingh zurückkehren.
Das wird viele eingesessene Mendener freuen: Ab 1. August 2024 soll es ganz offiziell wieder eine „Anne-Frank-Schule“ und eine „Bodelschwinghschule“ in Menden geben. Nach der beschlossenen Trennung der beiden Standorte der heutigen Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide mit den Standorten Robert-Leusmann-Straße und Malvenweg sollen die früher schon selbstständigen Schulen wieder die Namen zurückerhalten, die sie vor der Fusion schon hatten. Das haben die Mendener Schulpolitiker am Dienstagabend einstimmig dem Stadtrat empfohlen, der noch das letzte Wort hat. Abzuwarten ist dafür auch noch das Votum der Schulpflegschaft.
Auch Schulverwaltung empfiehlt die Rückkehr zu den angestammten Namen
Auch hier ist allerdings eine Zustimmung zur Rückbenennung zu erwarten. Denn: In verschiedenen Anträgen aus der Elternschaft wurde „immer wieder auf die hohe Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit den ehemaligen Schulstandorten verwiesen. Zudem wird hier deutlich der Wunsch geäußert, den Zustand vor der Schulzusammenlegung wieder herbeizuführen“, heißt es in der aktuellen Beschluss-Empfehlung der Schulabteilung im Rathaus.
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Schluss mit „Teilstandorten“ und bloßen Adressangaben als Schulnamen
Dazu dürfte nicht zuletzt die Unaussprechlichkeit der aktuellen Schulnamen beigetragen haben. Jedes i-Dötzchen hätte den Namen seiner eigenen Grundschule korrekterweise mit „Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide, Teilstandort Robert-Leusmann-Straße“ oder „Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide, Teilstandort Malvenweg“ angeben müssen. Diese rein bürokratischen Bezeichnungen gingen auf die Vorschrift zurück, dass eine zusammengelegte Schule einen vollkommen neuen Namen tragen musste. Nicht nur im Mendener Volksmund blieb es stattdessen auch wegen der besseren Unterscheidbarkeit bei den hergebrachten und nun ausgemusterten Schulnamen.
Namen von NS-Dichterinnen wurde aus dem Stadtbild getilgt – und der von Anne Frank
Der mittlerweile verstorbene frühere Leiter der Anne-Frank-Schule, Norbert Oehlenberg, setzte sich bei unterschiedlichsten Gelegenheiten immer wieder für die Rückbenennung ein. Wie etwa 2016, als es in Lendringsen um die Straßenumbenennungen der Ina-Seidel- und der Maria-Kahle-Straße ging, weil diese beiden Dichterinnen Adolf Hitler während der Nazi-Diktatur verherrlicht hatten. Da erinnerte Oehlenberg daran, dass mit dem Namen der Anne-Frank-Schule in Menden auch eine ehrende Erinnerung an das ermordete jüdische Mädchen verschwand. Dabei nimmt das Tagebuch der Anne Frank bis heute Millionen junger Menschen für das Schicksal der Verfolgten des NS-Regimes ein. Und ist vielfach auch fester Bestandteil der Unterrichtslektüre.
In Eltern-Befragung große Mehrheit für städtische Bodelschwingh-Grundschule
Dass auch die nie wirklich aus dem Stadtgedächtnis geratene Bodelschwinghschule am Malvenweg am 1. August 2024 wieder als eigenständige städtische Gemeinschaftsgrundschule an den Start geht, ist vor allem Elternwille. Und wie berichtet, hatte es vor den Sommerferien eine großangelegte Elternbefragung dazu gegeben, ob die neue Einrichtung eine Gemeinschafts-, eine Bekenntnis- oder eine Weltanschauungsschule werden soll. 67 Prozent der Antworten plädierten für die städtische Schule. Katholisch oder evangelisch sollte die Bodelschwinghschule ebenso wenig werden wie eine etwa eine Waldorfschule. „Es freut uns immer noch, das sich an dieser Befragung so viele Mütter und Väter beteiligt haben“, erklärte Miriam Sdunek, Teamleiterin Schule und Sport bei der Stadt. Allerdings habe die Schulverwaltung des Kreis der befragten Eltern auch über die aktuelle Schülerschaft hinaus auf mögliche künftige Bodelschwingh-Eltern im alten Schulbezirk ausgedehnt.
Schulpflegschaft des Verbundes wird noch befragt – dann entscheidet der Stadtrat
Noch ist der letzte Schritt zur alten und neuen Bodelschwingh- und Anne-Frank-Schule nicht getan: Da die Entscheidung über den Namen von erheblicher Bedeutung ist, müssen auch die Eltern aus der Pflegschaft ihr Plazet dazu geben. Das ist Schulgesetz in Nordrhein-Westfalen. Das Ergebnis der Befragung soll den Politikerinnen und Politikern bis zur entscheidenden Ratssitzung vorgelegt werden, verspricht die Mendener Stadtverwaltung.