Menden. Menden trauert: Der legendäre Gastronom „Menne“ Oberkampf ist am Montag im Alter von 78 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben.
Wenn von „Menne“ die Rede ist, dann weiß in Menden wohl jeder, um wen es geht: Jetzt ist die Wirte-Legende Franz-Josef „Menne“ Oberkampf im Alter von 78 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Für die ganze Stadt ist das ein unersetzlicher Verlust, denn hier ist ein echtes Mendener Urgestein heimgegangen. Wie sein Sohn Daniel berichtet, entschlief Menne Oberkampf am Montagabend friedlich zuhause im Kreise seiner Familie, „mit dem Glockenschlag seiner geliebten Vincenzkirche“.
Größte gastronomische Familientradition weit und breit fortgeführt
Jahrzehntelang hat er mit seiner Ehefrau Ursula im Haus Oberkampf am Kirchplatz die wohl größte gastronomische Familientradition weit und breit fortgeführt. Denn die begann schon im Revolutionsjahr 1848 – und findet heute mit seinem Sohn Daniel als gelerntem Restaurantfachmann und Koch ihre Fortsetzung. Für Daniel Oberkampf und die ganze Familie ist vor allem wichtig, dass der Vater nach siebenwöchigem Krankenhausaufenthalt am Ende zuhause war und nicht mehr leiden musste.
In jungen Jahren Torhüter, mit 25 die Verantwortung für den Betrieb übernommen
Wer war Franz-Josef Oberkampf, den alle Mendener nur Menne nannten? Nach dem Tod seiner Eltern musste er mit gerade 25 Lenzen die alleinige Verantwortung für das schon damals arrivierte Gasthaus im Herzen der Stadt übernehmen. Zuvor war er der Familientradition gefolgt, laut der alle seine Wirte-Vorfahren als erstes den Bäckerberuf erlernen mussten (siehe Infobox). Menne nahm die Herausforderung an – und wie: Unter seiner Leitung wuchs der Familienbetrieb zum ersten Haus am Platz, mit großer Strahlkraft weit in die Region hinaus. Ob Schützenvereine, Klassengemeinschaften bei ihren Treffen oder die heimischen Lions-Freunde: Für alle ist das Haus Oberkampf bis heute ein beliebter Treffpunkt. Anfangs durften sich die Kicker von Menden 09, aber auch Handballer im Haus Oberkampf umziehen. Menne selbst war in seinen jungen Jahren übrigens Fußballtorwart.
Bei „Menne“ gab’s auch für die Prominenz keine Extrawürste
Zu den Gästen zählten im Laufe von fünf Jahrzehnten als Gastronom auch mancher Promi, wie Oberkampf zu seinem 70. Geburtstag der WP erzählte. Doch Extrawürste für noch so bekannte Persönlichkeiten gab es bei ihm nicht: „Uns ist jeder Gast so wichtig wie ein König.“ Und obwohl Menne ein begnadeter Geschichtenerzähler war und damit seine Gäste vortrefflich unterhalten konnte: Wirklich intime Dinge behielt er zuverlässig für sich.
Menden einst bei der Kneipendichte europaweit in der Spitzengruppe
Franz-Josef Oberkampf hat für viele denkwürdige Frühschoppen und Abende in seinem Haus gesorgt. Dabei war die Aufgabenteilung immer klar abgesprochen: Er war der Frontmann mit seinem Team ganz nah am Gast, seine Ursula die unumschränkte Chefin in der Küche. Das war schon so zu Zeiten, als sich direkt nebenan noch die Gaststätte „Kubikmeter“ befand, auf der anderen Straßenseite das „Alt Menden“, hinzu kamen an Ostwall und Stadtmauer weitere Gasthäuser – noch bis in die 1970er Jahre hinein befanden sich an der Hauptstraße mehrere Dutzend Wirtschaften. Menden durfte sich damals rühmen, in Bezug auf die Kneipendichte gemessen an der Zahl der Anwohner mit führend in Europa zu sein. Doch Oberkampf warnte schon damals: „Es werden nicht alle überleben können.“ Und so sollte es kommen.
Früheren Nachbarbetrieb ins „Haus Oberkampf“ einbezogen
Tatsächlich hat er dann viele Kollegen kommen und gehen sehen, die ihre Betriebe nicht mehr rentabel führen konnten. Kollegenschelte betrieb er jedoch nie, im Gegenteil: Als Vorsitzender und Sprecher des Wirtevereins in Menden vertrat er auch deren Interessen in der Öffentlichkeit. Als für den benachbarten „Kubikmeter“, das später „Cheers“ hieß, das Aus kam, fasste Oberkampf 2008 seine wohl weitreichendste unternehmerische Entscheidung: Mit einem großen Umbau bezog er die Nachbarräume ins Haus Oberkampf ein. Das bedeutete noch einmal deutlich mehr Platz, worauf mittwochs der „Mendener Abend“ eingeführt wurde. Dabei wird ab 18 Uhr ein Buffet angeboten, viele regionale Gerichte gehören regelmäßig dazu.
Philosophie: „Ein Gasthaus muss für den Menschen da sein“
Über die Jahrzehnte verfolgten Franz-Josef und Ursula Oberkampf vor allem eine Philosophie: „Ein Gasthaus muss für den Menschen da sein.“ Doch was so einfach klingt, muss Tag für Tag mit Leben gefüllt werden, vielfach auf Kosten der eigenen Kräfte. Als Familienmensch achtete „Menne“ Oberkampf allerdings auch auf die Privatsphäre: Heiligabend gehörte nicht seinen Gästen, sondern seiner Familie. Er war ein großzügiger Mann, wirkte vielfach auch als Wohltäter für seine Stadt, und er liebte das Schützenwesen. Schließlich schaffte Oberkampf, was heute nicht mehr viele schaffen: Ab Mitte der 2010er Jahre bahnte er den Übergang des Familienbetriebs auf seinen Sohn so an, dass er wirklich nahtlos verlaufen konnte.
Seelenamt am kommenden Donnerstag, 6. September, in St. Vincenz
Franz-Josef Oberkampf wird am Donnerstag kommender Woche zur letzten Ruhe gebettet. Das Seelenamt in seiner geliebten St.-Vincenz-Kirche beginnt um 14 Uhr. Anschließend geht es zur Beisetzung in die Kapelle des katholischen Friedhofs. Die Familie bittet die Trauergäste nach der Beisetzung im Stillen auseinanderzugehen.