Lendringsen. Diese Ausstellungseröffnung bleibt unvergessen: Mit einer besonderen Performance startet die Schau „Auf ganzer Linie“ auf Gut Rödinghausen.

Jeder Schritt mit den nackten Füßen ist sorgsam gewählt. Langsam, bedächtig schreiten fünf Models vom Kutscherhaus in Richtung Eingangsportal von Gut Rödinghausen. Ihre nackte Haut bedeckt lediglich Metall. Das, was die vielen interessierten Gäste erleben, ist keine Modenschau. Die besondere Performance bildet den Auftakt zu einer wirklich sehenswerten Ausstellung. Im Rahmen des Kunstfestes Passagen stellen Angelika Summa und Angelika M. Schäfer Kunstwerke aus Metall aus.

Auch interessant

Die Körperskulpturen von Angelika Summa sind beeindruckend. Das gilt auch für die Leistung der Models, mit denen die Künstlerin aus Würzburg zusammenarbeitet. Ihr Körper ist Teil des Kunstwerkes. Als sie in Richtung Gutshaus schreitet, während der 30 Minuten in unterschiedlichen Ausstellungsräumen und auch beim Verlassen des Herrenhauses ist ihre Mimik starr. Sie wirken unglaublich zerbrechlich. Die sphärischen Klänge, die auf Gut Rödinghausen zu hören sind, verstärken diesen Eindruck noch.

Dass die Gäste beeindruckt sind, zeigt sich nicht nur daran, dass sie viele Fotos machen. Sie sind auch still. Der Reiz, das Kunstwerk anzufassen, ist groß – doch das ist tabu. Das gilt übrigens auch für alle anderen Exponate, die Angelika Summa und die in Hilchenbach lebende Angelika M. Schäfer in ihrer Ausstellung „Auf ganzer Linie“ zeigen.

+++ Lesen Sie auch: Oldie-Rallye „Monte Menden“ in altem Glanz +++

Keine Frage: Diese Performance ist der erste ganz große Höhepunkt beim am Freitag eröffneten Kunstfest Passagen. Selbst Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck, die mit Fug und Recht auch als Kunstexpertin bezeichnet werden darf, ist beeindruckt. Sie lächelt, wenn sie die zarten Models betrachtet. Und sie freut sich über das positive Echo, das sie von allen Seiten bekommt. Diese Performance macht Kunst zum Erlebnis.

Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck dankt den Künstlerinnen Angelika M. Schäfer (links) und Angelika Summa (rechts), dass sie ihre Kunst auf Gut Rödinghausen zeigen.
Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck dankt den Künstlerinnen Angelika M. Schäfer (links) und Angelika Summa (rechts), dass sie ihre Kunst auf Gut Rödinghausen zeigen. © WP | Dirk Becker

Jutta Törnig-Struck ist es auch, die eine Einführung in die Ausstellung gegeben hat. Sie berichtet davon, wie sehr sie die Werke von Angelika M. Schäfer und Angelika Summa begeistert haben, als sie diese in der historischen Fabrikanalage Maste-Barendorf in Iserlohn erstmals gesehen hat. „Das müssen Sie unbedingt sehen“, sagt sie. Tatsächlich dreht sich bei der Eröffnung fast alles um die Körperskulpturen. Etwa 25 dieser Skulpturen, in die ein Mensch hineinschlüpfen kann, habe sie inzwischen angefertigt. Einige sind schon verkauft. Wie zeigt man diese Skulpturen in den eigenen vier Wänden? „Ich habe extra Ständer dafür geschweißt“, verrät die Künstlerin.

Im Eingangsbereich von Gut Rödinghausen hängt eine Körperskulptur an der Wand. Auch das ist eine Möglichkeit, die Kunst zu präsentieren. Das Schöne: Wer die Performance verpasst hat, kann zumindest dieses Exemplar betrachten. Die Ausstellung „Auf ganzer Linie“ ist noch bis zum 22. Oktober während der Öffnungszeiten (Mi. und Do. 9 bis 16 Uhr, Sa. und So. 10 bis 18 Uhr) auf Gut Rödinghausen zu sehen. Sicher werden viele der Gäste noch einmal wiederkommen, die auch schon zur Eröffnung am Samstag gekommen sind. Denn ohne die Körperskulpturen wirken die Exponate von Angelika M. Schäfer und Angelika Summa noch einmal ganz anders. Sie sind es wert, nicht nur flüchtig betrachtet zu werden. Der Zauber, den alle Werke ausstrahlen, steckt im Detail.

Auch interessant

Der Auftakt zur Ausstellung ist furios. Er zeigt, wie lebendig Kunst sein kann, wie abwechslungsreich. Und sie passt auch noch perfekt zum Industriemuseum.