Menden. Die Rallye „Monte Menden Classic“: ein Erlebnis für Teilnehmer und Zuschauer. Wer alte Autos liebt, kommt hier einmal mehr voll auf seine Kosten.

Freude am Fahren: Das ist an diesem Samstagmorgen beim Start zur Oldtimer-Rallye „Monte Menden Classic“ in Reinstform zu erleben. Echte Schnauferl anno 1930 gibt’s ebenso zu bestaunen wie Autos, die für viele Zuschauer noch zum normalen Straßenbild als junge Menschen gehörten. Heute, als Junggebliebene, feiern sie hier so manches Wiedersehen. Vom Käfer bis zum Mustang ist unter den rund 80 Fahrzeugen alles dabei, was die Herzen der Automobilfans höher schlagen lässt. Und gemeinsam haben sie eines: „Die sind heute meist in einem besseren Zustand als zu der Zeit, als sie verkauft wurden“, lacht Moderator Lutz Althof.

Schnauferl-Leidenschaft: Aufgebaut, aufpoliert und mit Liebe zum Detail hergerichtet

Uralt-Bulli mit junger Besatzung: Bulli steht übrigens für „Bus und Lieferwagen“. Er war das Arbeitspferd der 60er und 70er Jahre. 
Uralt-Bulli mit junger Besatzung: Bulli steht übrigens für „Bus und Lieferwagen“. Er war das Arbeitspferd der 60er und 70er Jahre.  © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Althof nimmt am Start am Südwall gewohnt kenntnisreich jeden einzelnen Wagen der Schnauferl-Parade ab. Er kann zu jedem Gefährt etwas sagen und hat natürlich recht: Es ist unglaublich, wie schön diese Autos aufpoliert, wie liebevoll und detailreich sie bis zum letzten Gardinenfenster hergerichtet sind. Und es ist doch spannend sich vorzustellen, dass der Citroen, der gerade über die Startlinie rollt, einst das Modell des Gangsterbosses Al Capone war. Das war der Killer, der seinem Richter sagte: „Wissen Sie, Euer Ehren: Mit Freundlichkeit und einem Gewehr kommt man weiter als mit Freundlichkeit alleine.“ Auch das Mörderpärchen Bonnie und Clyde fuhr übrigens diese Sorte Citroen.

„Bulli“ ist nichts anderes als die Kurzform von Bus und Lieferwagen

Beim nächsten Modell erfahren die Zuschauer von Althof, dass der niedliche beigefarbene Samba-Bulli mit seiner schier unendlichen Fensterreihe heute nicht mehr unter 100.000 Euro zu haben ist. Und dass der Ausdruck „Bulli“ nichts anderes war als die Kurzform für „Bus und Lieferwagen“: „Der Bulli war das Arbeitspferd der 60er- und 70er-Jahre“, weiß der Oldie-Experte, der selbstredend auch alle PS- und die Stückzahlen kennt.

Besitzern sind Stolz und Freude anzusehen: Hier geht’s ums Ankommen

Mehr Sportwagen geht nicht: die ferrarirote Corvette. 
Mehr Sportwagen geht nicht: die ferrarirote Corvette.  © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Das profunde Wissen um solche Oldie-Geschichte(n), um ihren Wert als Geldanlage und um die antiquierte Technik der historischen Fahrzeuge sind aber nur das eine. Das andere ist der schiere Spaß, am Steuer eines solchen Oldtimers zu sitzen. Wer in die Gesichter der stolzen Besitzer blickt, sieht allen hier Stolz und pure Freude an. Und natürlich waren die Pandemie-Absagen der vergangenen drei Jahre für alle eine Enttäuschung. Doch so wie es jetzt aussieht, ist zumindest hier alles wieder gut.

Auch lokale Promis fahren gerne alte Autos. Das sieht man zum Beispiel an Peter Schnurbus. Der CDU-Politiker rollt mit Joachim Schattner im Mercedes-Benz 190 Baujahr 1959 an den Start. Dirk Hesse mag’s auch hier sportlich, er fährt einen Porsche 911 Targa – wie Jendrik Niehaves.

Siegerehrúng bei Familienfest „Menden dreht auf!“ im Gewerbepark Hämmer

Der Samba-Bus, ein VW Bulli mit unendlicher Fensterreihe, ist heute nicht mehr unter 100.000 Euro zu haben. Und wo gibt es heute noch ausklappbare Frontscheiben? 
Der Samba-Bus, ein VW Bulli mit unendlicher Fensterreihe, ist heute nicht mehr unter 100.000 Euro zu haben. Und wo gibt es heute noch ausklappbare Frontscheiben?  © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Aber Porsche hin oder her, bei der Rallye Monte Menden geht es wesentlich gemütlicher zu als bei der Rallye Monte Carlo. Mit den betagten Schätzchen wird nicht mehr um die Ecken gefegt. Gemütlich wird zu den diversen Anlaufstellen gejuckelt, wo diverse Aufgaben auf die Oldie-Pilotinnen und -piloten warten. Dabeisein und Ankommen – darum geht’s hier.

Vorsicht Gangsterkarre! Mit dem Citroen 11 von 1955 kam die Polizei nicht mit. Vorgänger dieses Typs wurden von Gangsterboss Al Capone und dem Killerpärchen Bonnie und Clyde gefahren, weiß Moderator Lutz Althof.
Vorsicht Gangsterkarre! Mit dem Citroen 11 von 1955 kam die Polizei nicht mit. Vorgänger dieses Typs wurden von Gangsterboss Al Capone und dem Killerpärchen Bonnie und Clyde gefahren, weiß Moderator Lutz Althof. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Trotzdem gibt’s am Ende natürlich eine Siegerehrung. Die ist zusammengelegt mit „Menden dreht auf!“ im Gewerbepark Hämmer, wo heute die große Party anstelle von „Menden à la carte“ steigt. Bis in den späten Samstagabend hinein darf dort dann die Tour gefeiert werden.