Lendringsen. Nach dem furchtbaren Unfall auf dem Bieberkamp in Lendringsen: Mutmaßliche Verursacher lassen den eingeklemmten Fahrer liegen und laufen weg.

Der schwere Verkehrsunfall vom Freitagabend in Lendringsen entwickelt sich zu einem Drama. Offenbar haben die mutmaßlichen Unfallverursacher den in seinem Auto eingeklemmten Unfallgegner einfach liegenlassen.

Am Freitagabend um 21.32 Uhr knallt es auf dem Bieberkamp so laut, dass eine Anwohnerin am Böingser Weg trotz geschlossener Fenster vor Schreck fast von der Couch fällt, wie sie berichtet. Nach Angaben der Polizei hat ein Audi-Fahrer, aus der Meierfrankenfeldstraße kommend, die Vorfahrt eines 65-Jährigen Pkw-Fahrers auf dem Bieberkamp missachtet. Nach dem wuchtigen Aufprall schleudern beide Fahrzeuge auf einen Grünstreifen, der Wagen des 65-Jährigen kracht gegen einen Baum und bleibt auf der Fahrerseite liegen. Dann passiert das Unglaubliche: Statt sich um den eingeklemmten Fahrer zu kümmern, der aus Hemer stammen soll, flüchten die offenbar unverletzt gebliebenen Audi-Insassen aus dem Wrack ihres Autos – und laufen davon.

Zeugen melden die Flüchtenden der Polizei: Kurz danach gefasst

Doch Zeugen sehen das und melden es der Polizei, die sofort eine Nahbereichsfahndung auslöst und beide kurz darauf auch fassen kann. Während sie zur Vernehmung auf die Polizeiwache gebracht werden, beginnt an der Unfallstelle der Kampf um das Leben des anderen Fahrers. Weil die Retter nicht an ihn herankommen, wird er zunächst durch die geborstene Seitenscheibe über einen gelegten Zugang medizinisch versorgt, wobei sich Notarzt und Sanitäter auf den Boden legen müssen. Angesichts der schweren Verletzungen wird der nachtflugtaugliche Rettungshubschrauber „Christoph Westfalen“ aus Münster alarmiert. Mit Säbelsäge und Hydraulikspreizer nehmen Wehrleute derweil das Autodach ab. Jetzt kann der Schwerstverletzte sehr vorsichtig in einen der Rettungswagen aufgenommen werden. Das ist schwierig, denn der Patient muss dabei wegen möglicher Wirbelverletzungen immer „achsengerecht“ liegen. Für die erwartete nächtliche Landung des Hubschraubers wird zeitgleich die große Kreuzung Bieberkamp/Lendringser Hauptstraße/Fischkuhle weiträumig abgesperrt.

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Rettungshubschrauber landet auf kleinem Parkplatz am Gerätehaus: Scheibe birst

Der Rettungshubschrauber „Christoph Westfalen
Der Rettungshubschrauber „Christoph Westfalen" aus Münster hebt mit dem Schwerstverletzten unmittelbar neben dem Gerätehaus am Lendringser Walzweg ab. Beim Landen auf dem engen Platz zerbarst dort eine Fensterscheibe. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Als der Hubschrauber eintrifft, dreht die Besatzung mehrere Runden über der Kreuzung – und entscheidet sich, möglicherweise wegen der Ampeln, für einen ganz anderen Landeplatz: Es wird die Freifläche neben dem Feuerwehrgerätehaus am Walzweg. Laien erscheint es unglaublich, dass der große ADAC-Helikopter trotz der Dunkelheit hier, auf diesem verhältnismäßig kleinen und umbauten Platz, überhaupt niedergehen kann. Jedenfalls hat der Rotor bei der Landung auch Gegenstände aufgewirbelt, die eine Fensterscheibe bersten lassen. Der betroffene Bewohner, selbst ein Feuerwehrmann, berichtet das und sagt: „Das ist egal. Hauptsache, der Patient überlebt.“

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Lange Behandlungsdauer im RTW – dann wird der Schwerstverletzte weggeflogen

Jetzt stehen der Rettungswagen, der den Verletzten schon während des Landeanflugs langsam hergefahren hat, und der Hubschrauber wie eingeparkt direkt nebeneinander,. Und doch wird der Schwerstverletzte noch lange im RTW versorgt. Bis er offenbar endlich so stabil ist, dass „Christoph Westfalen“ ihn aufnehmen kann. Der Helikopter fliegt den Schwerstverletzten schließlich um kurz nach 23 Uhr ins Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum.

Mit zahlreichen Fahrzeugen sind Feuerwehr und Rettungsdienst zur Unfallstelle angerückt. Die gesamte Kreuzung ist für die zunächst erwartete Landung des Hubschraubers nahe der Unfallstelle abgesperrt.
Mit zahlreichen Fahrzeugen sind Feuerwehr und Rettungsdienst zur Unfallstelle angerückt. Die gesamte Kreuzung ist für die zunächst erwartete Landung des Hubschraubers nahe der Unfallstelle abgesperrt. © WP | Thomas Hagemann

Die Polizei beginnt nach ersten Zeugenanhörungen den unmittelbaren Unfallort zu untersuchen. Die 30 Feuerwehrleute räumen weg, was schon wegzuräumen ist. Es handelt sich um den Rüstzug der Feuer- und Rettungswache, dazu kommen die Löschgruppen Lendringsen und der Rettungsdienst. Nach zweieinhalb Stunden ist ihr Einsatz beendet.

Die Polizei sagt am Wochenende nichts Näheres zu den mutmaßlichen Verursachern. „Unsere Ermittlungen dazu laufen“, heißt es aus der Kreisleitstelle. Auch zum Zustand des 65-Jährigen wird noch nichts bekannt. (Die WP berichtet weiter.)