Menden. Die Stadt Menden will den alten Hof Riekenbrauck fürs Gewerbegebiet abreißen. Doch erst sind Rauchschwalben und historische Gemäuer dran.
In den Holzener Feldern, mitten im neuen Industriegebiet Hämmer-Süd, liegt der mittlerweile aus Sicherheitsgründen umzäunte frühere Bauernhof Riekenbrauck, der bald abgerissen werden soll. Laut Bebauungsplan soll auch aus diesem Gelände eine Gewerbe- und Industriefläche werden. Doch mit der Planierraupe ist es in der heutigen Zeit nicht getan: Erst müssen Arten- und Denkmalschutz geklärt werden. Deshalb hat die Stadt Menden ein umfangreiches Rückbau-Konzept erstellt, und demnach sind jetzt erst einmal Biologen und Mittelalterforscher an der Reihe. Weil die Stadt als Hofherrin die Kosten für deren Untersuchungen und Maßnahmen tragen muss, spielten diese Punkte auch eine Rolle bei der Erhöhung des Quadratmeterpreises für Hämmer-Süd von 75 auf 100 Euro. Diesen Aufschlag hat der Stadtrat jüngst abgesegnet (die WP berichtete).
Mehrere Rote-Liste-Arten leben rund um die alte Hofstelle
Doch was hat es mit dem Arten- und Denkmalschutz auf sich? Thomas Höddinghaus leitet im Rathaus die Projektgruppe für Hämmer-Süd und kennt die Antworten. „Auf dem Hof leben mehrere Rote-Liste-Arten, etwa Fledermäuse, Rauchschwalben, Schleiereule und Waldkauz.“ Während für die fünf Fledermausarten das Offenlassen von Flugkorridoren in den Wald ausreichte, gibt es bei den Rauchschwalben ein Problem. „Die Biologen haben bei ihrer noch laufenden Untersuchung gut 30 Nester gefunden, für die es laut Gesetz dann doppelt so viele neue Angebote geben muss“, berichtet Höddinghaus. Die könnten in dem Nachweis bestehen, dass die Hämmer-Schwalben Ausweichstandorte gefunden haben, oder auch im Bau eines Schwalbenhauses mit 60 Nistplätzen. Diese würden den Tieren in acht Metern Höhe angeboten. Mit Masten und Fundament kostet so etwas bis zu 20.000 Euro. Und welche Alternative auch immer gefunden wird: Es muss sie immer vor dem Abriss geben.
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Mittelalter gesucht: Wissenschaftler forschen nach Spuren aus dem 13. Jahrhundert
Ähnlich komplex verhält es sich mit der Mittelalterforschung: Weil Historiker beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unter der heutigen Hofstelle frühere Behausungen bis zurück ins 13. Jahrhundert vermuten, muss zunächst auch danach gesucht werden. Laut Dr. Michael Baales, dem Leiter der Olper Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen, werden dafür mit dem Bagger Einschnitte in den Boden vorgenommen. Man suche dabei nach Spuren im Erdreich oder Bruchsteinkellern, die von einst hier vorhandenen Bauten zeugen. Sollten sie gefunden werden, muss ihre Dokumentation erfolgen. Erst danach darf der Hof zum Abriss freigegeben werden, denn spätestens die anschließende Bebauung bedeutet unweigerlich die Vernichtung des Bodendenkmals.
Abriss verzögert sich weiter: „Wir reden hier nicht von ein paar Wochen“
Angesichts der wissenschaftlichen und artenschutzrechtlichen Vorbehalte kann Thomas Höddinghaus derzeit noch nicht sagen, wann der Hof-Abriss vonstatten gehen kann. Sicher sei nur: „Wir reden hier nicht von ein paar Wochen.“