Lendringsen. Viele Menschen kennen das Gut Rödinghausen noch nicht. Die WP-Redaktion kommt zum Heimatbesuch. Es ist viel los im Herrenhaus.
Tag zwei beim Heimaturlaub: Die WP-Redaktion schlägt auf Gut Rödinghausen seine Zelte auf. Regenschauer machen das Arbeiten auf der Terrasse mit Blick in den herrlichen Park unmöglich. Doch das SB-Bistro bietet ideale Möglichkeiten. Es gibt Kaltgetränke und Kaffee in allen Varianten, dazu einen WLAN-Hotspot und Strom. Mehr brauchen wir nicht.
„Es gibt Menschen, die vor allem hierherkommen, weil sie sich hier wohlfühlen“, sagt Rudolf Finke. Der Geschäftsführer des Museums- und Heimatvereins Menden hat den Weg von Gut Rödinghausen zum Kulturort von der ersten Stunde an begleitet. Das Gut Rödinghausen liegt ihm am Herzen, ebenso wie die Museen im Herzen Mendens.
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Zu den Besucherinnen und Besuchern des Herrenhauses gehören aber auch Menschen, die das Gebäude aus ihrer Kindheit kennen. „Viele von denen sind heute älter, wollen ihren Nachfahren das Haus zeigen“, sagt Finke. Es gibt aber auch viele Gäste, die wenig über Gut Rödinghausen wissen. Viele kommen über Veranstaltungen an diesen historischen Ort. Gut Rödinghausen war über mehrere Jahrhunderte Wohnsitz der Freiherren von Dücker, einem der bekanntesten Adelsgeschlechter Westfalens. Diese Vergangenheit wird überall im Haus lebendig.
Damit sich jeder Gast wohlfühlt, gibt es viele engagierte Personen. Es gibt hauptamtliche Kräfte, die bei der Stadt Menden angestellt sind und den Besucherinnen und Besuchern etwas zum Gut und zur Ausstellung erzählen können. „Wenn jemand einen Audio-Guide haben möchte, geben sie den auch heraus“, sagt Johanna Schäckermann. Sie trägt am Tag des WP-Heimaturlaubs die Verantwortung, Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck weilt im Urlaub.
Am Tag unseres Besuchs ist viel los. Die Ausstellung „Heimaten“ mit Bildern von Karl-Heinz und Michael Rickert ist beendet. Alle Bilder müssen abgehängt werden, im Foyer hängen Martin Haupt, Christian Janßen, Guido Prünte und Bernd Kraus auch ein großformatiges Werk von Claudia Mölle auf.
Auch diese Arbeiten gehören zu den Aufgaben der städtischen Mitarbeiter. Sie arbeiten Hand in Hand mit den Ehrenamtlichen. Diese Menschen, die sich freiwillig für das kulturelle Leben am und im Gut einsetzen, sind vor allem an den Wochenenden im Einsatz. „Damit die Hauptamtlichen dann frei machen können“, erklärt Rudolf Finke.
Suche nach weiteren Ehrenamtlern fürs Gut
Das Gut Rödinghausen mit dem Industriemuseum Menden ist ein Publikumsmagnet. Im Jahr 2022 wurden 6000 Besucherinnen und Besucher gezählt. Zum Vergleich: Die innerstädtischen Museen (Stadtmuseum, Schmarotzerhaus, Poenigeturm) wurden im selben Zeitraum von rund 2000 Personen besucht.
Geöffnet ist das Gut Rödinghausen mittwochs und donnerstags von 9 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. An den übrigen Tagen ist es geschlossen.
Gesucht werden weitere Ehrenamtliche, die insbesondere an den Wochenenden in der Besucherbetreuung aktiv werden möchten. Interessierte können sich unter 02373/903-8770 direkt im Industriemuseum melden.
Nach umfangreichen Umbauarbeiten ist im Gutshaus seit September 2020 die Dauerausstellung zur Mendener Industriegeschichte zu sehen. „Viele Menschen sind überrascht, was alles in Menden hergestellt wurde“, sagt Rudolf Finke. Er setzt aber nicht auf den Blick zurück, sondern guckt nach vorne: „Ich verstehe Museen als Zukunftslabore. Alles, was hier im Industriemuseum gezeigt wird, war einmal Zukunft.“ Die Zukunft heute sei natürlich eine andere als früher. „Die Art, wie Menschen mit der Zukunft umgehen, hat sich aber nicht verändert.“ Was innovativ ist, wird skeptisch betrachtet – das ist an einem Wirtschaftsstandort wie Menden nicht anders als anderswo.
Gut Rödinghausen ist ein Erlebnisort. Kinder sind eingeladen, sich auf die Suche nach dem Gescheckten Nagekäfer zu machen. Der hat sich einst durch das Holz im Fachwerk gefressen, ist heute aber nur noch auf kleinen Schildern zu sehen. Außerdem gibt es eine Rallye, an der Kinder und Familien teilnehmen können. Erwachsene Besucher können von sprechenden Porträts mehr über die Industriegeschichte der Hönnestadt erfahren.
Das Selbstbedienungs-Bistro lädt zudem zum Verweilen ein. Der Betrieb eines „richtigen“ Cafés ist nicht möglich. „Hier ist es zum Beispiel verboten, Waffeln zu backen“, weiß Rudolf Finke zu berichten. Er und die vielen anderen Engagierten würden sich freuen, wenn demnächst noch mehr Menschen diesen historischen Ort besuchen würden. Gelegenheiten dazu gibt es viele. Und ein Besuch lohnt sich – nicht nur im Sommer.