Dellwig. Das Dellwiger Freibad-Team werkelt gerade an einer geborstene Leitung. Wie die Arbeiten laufen – und was das für die Freibadsaison bedeutet.
Für das Bürgerbad Dellwig ist es so etwas wie der Super-GAU. Ein Rohrbruch mitten in der Freibadsaison. Und doch ist genau das nun passiert. Bei der Reparatur kann das Freibad-Team auf die Unterstützung des gesamten Ortsteils – und darüber hinaus zählen. Wie der Schaden entdeckt wurde und was das nun für die Freibadsaison bedeutet.
Fünf Meter tief, sechs Meter lang
Eine gewisse Anspannung ist Dirk Weise anzumerken. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Freibad GmbH führt ein Telefonat nach dem anderen am Mittwochmorgen. Kein Wunder. Tags zuvor entdeckten die Ehrenamtler mehr oder weniger zufällig einen Rohrbruch. „Wir haben uns gedacht: Huch, die Wiese ist aber nass. Dabei hat es gar nicht so viel geregnet“, schildert Dr. Annette Reeske-Manthey, zweite Vorsitzende des Freibad Fördervereins. Wirkte die Wiese auf den ersten Blick erst wie ein nasser Schwamm, ist den Ehrenamtlern das Ausmaß spätestens dann bewusst geworden, als sie die Pumpe für das Hauptbecken anschalteten. Aus dem nassen Wiesenschwamm wurde so eine blubbernde grün-graue Matsche.
+++ Hintergrund: Erst Einbruch, dann Rohrbruch im Freibad Dellwig +++
Wie enorm der Zusammenhalt im Dorf wie auch unter den Ehrenamtlern selbst ist, zeigt die Tatsache, dass keine Stunde nach Entdeckung des Rohrbruchs schon ein Bagger eines Vereinsmitglieds auf der Wiese stand. Gut 15 Stunden später prangt nun ein fünf Meter tiefes Loch auf dem Rasen vor dem Hauptgebäude. Das Wasser sprudelt am Mittwochmorgen nicht nur aus der geborstenen Leitung, sondern tröpfelt auch von oben beständig herab. Allerdings ist es mit einem einfach Loch nicht getan. Auf einer Länge von bis zu sechs Metern müssen die Leitungsstränge in fünf Metern Tiefe ausgebuddelt werden, erklärt Dirk Weise. „Ein paar von uns machen sich gleich auf den Weg nach Minden, um dort ein Ersatzrohr zu bekommen.“ Bis zu 400 Kilogramm wiegt der Ersatz.
Gänzlich abschreiben will man die Freibadsaison trotz des Zwischenfalls allerdings nicht. Mehr noch: Klappt die Reparatur, könnte die Summer-Splash-Veranstaltung am kommenden Sonntag, 23. Juli, sogar ohne Einschränkungen stattfinden. Damit das funktioniert, sind bereits gut zwei Dutzend Ehrenamtler am Mittwochmorgen im Einsatz. Die einen schmieren Brötchen, kochen Kaffee, die anderen organisieren, telefonieren oder werkeln am Rohrbruch selbst. Und auch eine Gruppe von Frühschwimmern will sich zumindest solidarisch zeigen. Statt im Becken Bahnen zu ziehen, gibt’s ein gemeinsames Frühstück. Gleichwohl hat sich das Problem scheinbar noch nicht bei allen herum gesprochen. Ganz gemächlich schlendert ein älterer Mann in blauer Badehose in Richtung Becken, bereit für einen Sprung ins kühle Nass. Doch daraus wird nichts. Zumindest am Mittwochmorgen.
Rohrleitungen knapp 50 Jahre alt
Ein Rohrbruch im Freibad ist immer so etwas wie die Operation am offenen Herzen. Vor allem weil sich das Problem nun deutlich anders darstellt als vor einigen Jahren. Seinerzeit pflügten Helferinnen und Helfer den gesamten Rasen um. Eine Abwasserleitung wart geborsten; in diesem Zuge erneuerte der Förderverein gleich alle Abwasserleitungen. Das Problem diesmal: Es ist keine Abwasserleitung durch die das Wasser fließt, sondern eine Hauptdruckleitung für das Becken. „Als wir das Wasser aus dem Loch gepumpt haben, haben wir gleichzeitig das Becken leer gepumpt“, sagt Dirk Weise. Im kommenden Jahr wird das Freibad Dellwig 50 Jahre alt – entsprechend in die Jahre gekommen sind auch die Leitungen mittlerweile. „Ein Rohrbruch in der Dimension ist aber schon außergewöhnlich“, erklärt der Freibad-Geschäftsführer. Ein Mahnmal des letzten fatalen Rohrbruchs steht noch heute direkt am Beckenrand. Das geborstene Stück aus massivem Plastik prangt hochkant neben den Beckenduschen. Ein langer, schmaler Riss ziert das Rohr. Ähnliches befürchten Dirk Weise und die Ehrenamtler nun auch. „Es gehört zum Schwimmbadbetrieb dazu, dass auch mal etwas kaputtgeht.“
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Ein dickes Lob gibt’s vom Geschäftsführer vor allem für alle helfenden Hände aus Dellwig und darüber hinaus. „Das kann ich den Leuten nicht hoch genug anrechnen.“ Selbst Badegäste selbst, berichtet Annette Reeske-Manthey, hätten am Tag des Zwischenfalls spontan ihre Hilfe angeboten beim Aufstellen von Bauzäunen. Doch nicht nur das. Umliegende Freibäder – darunter auch das Löhnbad – bieten Saisonkarteninhabern aus Dellwig nun kurzerhand freien Eintritt an. Dazu zählen das Elsebad in Schwerte, das Heidebad in Iserlohn, das Freibad Schleddenhof in Iserlohn und das Freibad Bornekamp in Unna.