Dellwig. Zwei Jugendliche brechen am Wochenende ins Freibad Dellwig ein. Deren Schneise der Verwüstung macht die Ehrenamtler sprachlos.
Im Freibad Dellwig herrscht ein Gefühl der Rat- und Fassungslosigkeit. Am vergangenen Wochenende sind Vandalen zunächst über einen Zaun geklettert und später dann ins Freibad eingebrochen. Im Kiosk sorgten sie für Verwüstung – und legten später ein Feuer unter dem Abdach. Wie die Ehrenamtlichen auf den Schock am Morgen reagierten und warum das Bad am Sonntag trotzdem öffnete.
Eine Schneise der Verwüstung
Mitten in der Nacht auf Sonntag bemerkt eine Frau zunächst verdächtige Personen, die sich rund um das Freibad in Dellwig herumtreiben. Sie ruft die Polizei. Als die Beamten eintreffen, kraxeln die beiden 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen gerade wieder zurück über den Zaun. In ihren Rucksäcken finden die Beamten mehrere Lebensmittel, die aus dem Kiosk des Freibades stammen. „Die beiden Beschuldigten aus Fröndenberg sind noch in der Nacht nach Einleitung von Strafverfahren ihren Eltern übergeben worden“, wie die Polizei mitteilt.
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Das ganze Ausmaß der blinden Zerstörungswut wird allerdings erst am frühen Sonntagmorgen deutlich, als die ersten Ehrenamtlichen grade im Freibad ihren Dienst antreten wollen. Dirk Weise, Geschäftsführer der gemeinnützigen Freibad GmbH, erklärt das Vorgehen im Gespräch mit der Westfalenpost. Nachdem die beiden Vandalen zunächst über einen Zaun kletterten, zogen sie unter das Abdach weiter. Das Ziel war wohl zunächst der Kiosk des Freibades. „Sie haben die Tür zum Kiosk massiv beschädigt“, so Dirk Weise. Die beiden Störenfriede wollen die elektronischen Jalousien des Kiosks hochdrücken, können sich letztendlich über ein Verkaufsfenster Zugang zum Kiosk verschaffen. „Dort haben sie schwerste Verwüstungen angerichtet“, berichtet Weise. Sie brechen eine Eistruhe auf, kippen den Kühlschrank um und verteilen Mayo und Ketchup kreuz und quer im Verkaufsraum. Doch dabei bleibt es nicht. Im Kassenbereich kramen die Wüteriche Dokumente zusammen und krallen sich gleich noch ein paar Bücher vom Büchertisch. Unter dem holzbeschlagenen Abdach zünden sie den Dokumenten- und Bücherhaufen an. „Diese Zerstörungswut können wir nicht verstehen und überhaupt nicht nachvollziehen“, sagt Weise. Nur dem Zufall ist es geschuldet, dass durch den Brand nicht noch mehr passiert ist. Was geschehen wäre, wenn die Flammen auf das Dach übergegriffen hätten, will sich Dirk Weise nicht einmal vorstellen. Videoaufnahmen zeigen laut Weise den Weg der Zerstörung, den die beiden Unholde auf ihrem Streifzug durch das Freibad eingeschlagen haben. „Sie waren vermummt und trugen Handschuhe, vermutlich um Fingerabdrücke zu vermeiden“, berichtet Dirk Weise. Das Team der Ehrenamtlichen, die das Freibad betreiben, ist „wütend, sprachlos und erschüttert“.
Dutzende helfende Hände
Doch in der Hochphase der Saison, mitten in den Sommerferien, wollen sich die Helferinnen und Helfer, die das Chaos am Morgen entdecken, nicht entmutigen lassen. Die ersten Ehrenamtler bemerken die Schäden gegen 7.45 Uhr am Sonntagmorgen. Polizei und Vorstand begutachten die Schäden. Binnen einer Stunde trudeln fast 40 Helfer im Bürgerbad ein. „Wir sind mit einer Menschenkette dann die Liegewiese abgegangen, haben Becken, Wiese und Technik kontrolliert“, erklärt der Freibad-Geschäftsführer. Gegen 9 Uhr, rund eine halbe Stunde vor offizieller Öffnung des Bades, entscheidet Weise zusammen mit seinem Stellvertreter: „Wir machen auf.“
Den Eingang verlegen die Vereinsmitglieder kurzerhand an den Notausgang, eine provisorische Kasse entsteht, während andere den Unrat aus Kiosk und Vorraum des Bades noch aufräumen. „Parallel dazu haben wir mit einer Bierzeltgarnitur, einem Pavillon und unserer Ersatzeistruhe einen kleinen Kiosk auf dem Rasen aufgebaut.“ Ein Dellwiger Bäcker, der inzwischen von den Vorfällen gehört hat, steuert spontan 300 Brötchen bei, um auch Gegrilltes anbieten zu können. Gegen 15.30 Uhr am Sonntagnachmittag sind dann auch die letzten Überbleibsel der Zerstörung im Kiosk beseitigt.
Freibad-Einbruch
Der Einbruch samt blinder Zerstörungswut im Freibad Dellwig erinnert an ähnliche Vorfälle in der Nachbarstadt Holzwickede. Dort brachen unbekannte Täter am 22. Juni in das städtische Freibad „Schöne Flöte“ ein und zerstörten mehrere Büroräume.
Und das Bürgerbad wäre nicht das Bürgerbad, wenn neben den zahlreichen Ehrenamtlichen nicht auch die Gäste mit anpacken. „Da krieg’ ich noch immer Gänsehaut“, gibt Dirk Weise zu. Denn selbst die Badegäste bieten nach den nächtlichen Vorfällen ihre Hilfe an. „Ich habe als Geschäftsführer ja schon viel erlebt, aber das war eine völlig andere Dimension“, sagt Weise.