Menden. Wegen Corona waren sie begehrt wie nie: Wohnwagen und Wohnmobile. Heute normalisiert sich der Markt, sagt der Mendener Händler Thomas Kissmer.

Sommer, Sonne, Wohnwagen und Campingstühle: Es hätte nicht besser laufen können für die WP-Redaktion zum Auftakt unseres „Heimaturlaubs“. Am ersten Tag sind wir zu fünft bei Familie Kissmer am Bräukerweg 69 zu Gast, wo Thomas und Heike Kissmer seit Jahrzehnten ihren Camping- und Caravanhandel betreiben, mittlerweile auch mit Tochter Annika. Sie verkaufen, verleihen und reparieren mit ihrem Team hier Wohnwagen und Wohnmobile samt Zubehör. Drei Angestellte zählen zur Werkstatt-Truppe, eine Kraft ist zudem für das Ladengeschäft zuständig, wo sich selbstredend auch alles ums Campen und Zelten dreht. Genau der richtige Ort also für Urlaubs-Geschichten.

Normalisierung des Marktes nach Corona – die höheren Preise blieben

Doch auch die Arbeit ruft: Kaum haben wir uns – draußen unterm Sonnenschirm auf bequemen Campingstühlen oder gleich drinnen in den Wohnwagen – die WLAN-Anschlüsse verschafft, fragen wir Thomas Kissmer auch schon Löcher in den Bauch.

Die WP-Redaktion Menden macht Heimaturlaub

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    Zuletzt war die WP in der Coronazeit hier, als Wohnwagen und Mobile nachgefragt waren wie verrückt. Zugleich waren auch große Hersteller von coronabedingten Produktionsausfällen und Lieferengpässen betroffen, sodass die enorme Nachfrage vielfach nicht befriedigt werden konnte. „Heute“, berichtet Kissmer, „hat sich das wieder etwas normalisiert“. Geblieben sind indes die um 20 Prozent höheren Kaufpreise gegenüber 2019 – und die höhere Zahl an Wohnmobilisten im Märkischen Kreis.

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    Verkauf aus Menden meist in den MK und den Raum Hagen

    Aus dem Märkischen Kreis und aus dem Raum Hagen kommen denn auch die meisten Kundinnen und Kunden von Thomas Kissmer, wie er berichtet. Ausreißer gebe es aber immer wieder: Ein gerade verkaufter Wohnwagen geht in Kürze nach Gütersloh, vor Jahren hat Thomas Kissmer ein Exemplar sogar an einen Kunden aus dem russischen Kaliningrad verkauft. „Der konnte nur Russisch. Die Verhandlungen haben wir mit Händen und Füßen geführt, es gab Probleme mit dem Ausfuhrkennzeichen und mit der Bestätigung vom Straßenverkehrsamt. Aber am Ende ist er glücklich losgefahren, und wir haben nie wieder etwas von ihm gehört.“

    Unfassbarer Komfort: Die Küche hätte mancher gern zuhause

    Auch so lässt sich eine Zeitung machen: Die WP-Redaktion auf „Heimaturlaub“ zwischen den Wohnmobilen bei Camping + Caravan Kissmer.
    Auch so lässt sich eine Zeitung machen: Die WP-Redaktion auf „Heimaturlaub“ zwischen den Wohnmobilen bei Camping + Caravan Kissmer. © Annika Kissmer / Privat

    Die meisten Wohnwagen der Marke Bürstner auf dem Hof am Bräukerweg sind nagelneu und liegen preislich um die 30.000 Euro. Ob mit oder ohne Führerhaus: Was Mobile heute an Komfort bieten, ist unfassbar. Vom Etagenbett für die Kinder über Küchen, die mancher gerne zuhause hätte, bis hin zum ferngesteuerten „Mover“, der jeden Wohnwagen sicher in die Parklücke auf dem Campingplatz bugsiert.

    Gebrauchte günstiger: Doch Schnäppchen im Netz können teuer werden

    Gebrauchte Wohnwagen und -mobile sind deutlich günstiger und obendrein oft schon komplett ausgestattet. Das Vordach, der Mover, der ganze Hausrat, all das müssen Neuwagenkäufer noch obendrauf rechnen. Doch der Gebrauchtmarkt, räumt Kissmer ein, spielt sich meist im Privaten ab, auf Internet-Plattformen wie mobile.de. Die dortigen Kaufpreise könne er als Händler nicht bieten, allerdings aus gutem Grund: „Wir geben beim Wiederverkauf ein Jahr Garantie. Also müssen wir die Fahrzeuge vorher vernünftig warten. Mit uns geht der Kunde auf Nummer sicher. Auf dem freien Markt kann man Schnäppchen machen, es wird aber auch viel Schrott verhökert.“ Gekauft wie gesehen – da liege das volle Risiko fast immer beim Käufer. Und spätestens bei Fahrwerks- oder Feuchtigkeitsschäden wird der Traum von der großen Freiheit ganz schnell zum Alptraum vom großen Reparaturkredit.

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    Zahl der Vermietungen lässt bereits nach – 2024 günstigere Preise erwartet

    MK ist ein Wohnmobil-Land

    Laut aktueller Landes-Statistik von IT.NRW kommen im Kreis auf 10.000 Einwohner allein 101 Wohnmobile. Das macht bei aktuell 410.000 Einwohnern um die 4100 rollende Wohnungen mit MK-Kennzeichen. Genaue Zahlen für Menden gibt es dazu nicht.

    Landesweit liegt der Schnitt aber mit 93 auf 10.000 deutlich niedriger als im heimischen Kreis.

    Der Corona-Hype bei Wohnwagen und -mobilen kippt indessen, zeigt sich Kissmer sicher. Die Zahl der Vermietungen lasse nach, seit man wieder fliegen und bahnfahren kann und Hotels keine Einschränkungen mehr haben. Sich einen Wohnwagen zu leihen, kostet ab 49 Euro am Tag aufwärts. Und in der Boom-Zeit machten viele Neulinge auch Erfahrungen mit überfüllten Plätzen und hohen Standgebühren. Im nächsten Jahr rechnet der Mendener, der im Urlaub selbst gern auf Achse ist, verstärkt mit Mobilen aus der Coronazeit auf dem Gebrauchtmarkt. „Bei dem größeren Angebot kommen wir dann auch bei den Preisverhandlungen wieder in die alten Realitäten“, erwartet Kissmer.

    Das Lieblingsziel der Mendener Caravan-Familien ist Kroatien

    Seine Kunden reisen derweil in der halben Welt herum, doch der eindeutige Favorit war bisher – Kroatien. Ob das mit dem jetzt eingeführten „Teuro“ dort so bleibt, ist unklar. Ist Kroatien mit so einem Gespann nicht sehr weit? „Wieso, man kann doch so viele Zwischenstopps einlegen, wie man will!“, antwortet der erfahrene Mobilist. Klar. Man hätte drauf kommen können.