Menden. Chancen für beide Seiten: Arbeitgeber und mögliche Azubis treffen auf der Wilhelmshöhe aufeinander. Eine Neuerung zeigt dabei Wirkung.
Eine lohnenswerte Ausdehnung und vorweisbare Vermittlungserfolge: So lief die Ausbildungs- und Studienbörse auf der Wilhelmshöhe.
Zum ersten Mal öffnete die von der Stadt Menden ausgerichtete Veranstaltung auch am späten Nachmittag/frühen Abend ihre Türen im Saalbau. Gezielt sollte so zum Beispiel Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch mit ihren Eltern zusammen der Besuch ermöglicht werden und allen anderen, die an einem Vormittag/Mittag nicht können.
So wurde die Börse am Mittwoch und damit einen Tag vor der eigentlichen Hauptveranstaltung von etwa 50 Personen besucht, schätzt Andrea Swoboda, in der Stadtverwaltung verantwortlich für die Organisation. Keine Menschenmassen freilich, „aber für das erste Mal sind wir damit super zufrieden“, betont Swoboda. In den eineinhalb Stunden der Öffnung sei gerade durch diesen zusätzlichen Raum manch intensiveres Gespräch an den insgesamt 40 Ständen möglich gewesen. Und der Austausch oder die Neugier, wenn ein jüngerer Besucher alleine oder mit den Eltern unterwegs ist, sei manchmal auch ein anderer als am Donnerstag in den Klassenverbänden.
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Eine Einschätzung, die auch Julian Vogel teilt. In dem Elektromaschinenbau-Betrieb aus Hemer stellt der junge Mann die dritte Generation dar, die das Unternehmen nun in die Zukunft führt. Und dafür gelang ihm bei der Mendener Ausbildungs- und Studienbörse im vergangenen Jahr genau der Erfolg, den sich ein Unternehmen mit so einer Teilnahme eigentlich kaum besser malen kann. Gut zwei Monate vor dem eigentlichen Ausbildungsbeginn 2022 stand der Betrieb seinerzeit noch ohne neuen Azubi da. Auf der Wilhelmshöhe konnte Julian Vogel dann interessante und letztlich erfolgreiche Gespräche führen, blickt er nun 2023 zurück. Einen Ausbildungsplatz konnte er noch gleich für 2022 im Anschluss an die Börse besetzen, ein anderer damaliger Gast fängt nun dieses Jahr die Ausbildung zum Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik an. Vogel schätzt an der Mendener Veranstaltung die gesellige und überschaubare Atmosphäre im Vergleich zu deutlich größeren Berufsmessen. So gelang es ihm 2022 auch, einen der beiden späteren Azubis überhaupt erst neugierig zu machen auf den genannten Beruf, der vorher noch nicht so auf dem Zettel stand. Während der andere schon eine genauere Vorstellung hatte. „Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, aber auch anspruchsvoll“, beschreibt es Vogel selber. Und zukunftssicher: „Arbeitslos wird man nicht.“
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Der gleiche Erfolg, mit der Börse unmittelbar Nachwuchs zu rekrutieren, gelang im vergangenen Jahr auch der Mendener Firma Lohmann. Erfolge, die den Nutzen der Veranstaltung bestätigen. Sagt auch Organisatorin Andrea Swoboda, die weiß, dass sich in Zeiten von Fachkräftemangel die Arbeitgeber noch ein Stück mehr strecken müssen um attraktiv zu sein. „Die Aussteller sind sehr aktiv, mit Energie und Herzblut dabei.“ Der persönliche Kontakt habe doch unschlagbare Vorteile gegenüber etwa dem Informieren nur im Netz. „Ganz viele Schülerinnen und Schüler gehen von hier mit einem Lächeln nach Hause“, hat sie zudem beobachtet.
Etwa 700 Teilnehmer waren für den Donnerstag von den Mendener Schulen angemeldet, die Tür aber auch ausdrücklich offen für alle anderen Interessierten, gleich welchen Alters oder Werdegangs. So berichtet Swoboda von interessierten Gästen jenseits der 30 oder einem Paar mit kleinem Kind. Berufliche Werdegänge seien nun mal ganz unterschiedlich.. Zu den 40 Ausstellern gehörten neben Unternehmen, Handwerksbetrieben oder Dienstleistern aus Menden und Umgebung auch Bildungsinstitutionen und (Fach-)Hochschulen.
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„Du hast die Haare schön“ hätte auch das Motto lauten können beim Bildungszentrum BZH, wo im Märkischen Kreis etwa jungen Leuten mit Schwierigkeiten auf ihrem Berufsweg und bei einer ersten Orientierung geholfen wird. Als Neuerung vermittelt etwa auf der Wilhelmshöhe eine VR-Brille einen ersten Eindruck von weit über 100 Berufen. Und wer möchte, kann sich auch gleich die Haare stylen lassen. Christian Wagner und Andre Lemke erklären derweil das Vorgehen, die Analyse von Stärken und Schwächen, das große Netzwerk an Partnerbetrieben für den passenden nächsten Schritt zum Beispiel in Form eines Praktikums.
Überhaupt stand an vielen Ständen das Ausprobieren im Blickpunkt. Und wie schon in den vergangenen Jahren auch üblich hatten viele Aussteller vor allem junge Leute als Ansprechpartner an den Ständen. Etwas, dass die Hemmschwelle für die jüngeren Teilnehmer deutlich senke und Schilderungen aus der Berufswelt authentischer mache, so das Credo.