Menden. „Herr, wirf Hirn herunter!“ Junger Mendener Feuerwehrmann an Straßensperre übel beschimpft. Bürgermeister hat aber auch Lob für die Mendener.
Lendringsen am Montagnachmittag: Als sich die ersten Sturzbäche auf den Bieberkamp ergießen, wird ein junger Feuerwehrmann abgestellt, um die Straße zu sperren. Als er das tun will, wird er von Autofahrern angepöbelt: Was das denn solle, man müsse da durch, was ihm eigentlich einfiele, man sei schließlich Steuerzahler. Unterdessen heben wenige Meter weiter die knallvollen Kanäle die Gullydeckel ab, gefährliche Fallen, die für Fahrer auf der bereits überfluteten Straße unsichtbar gewesen wären. Von den Sturzbächen mitgerissene Verkehrsschilder treiben durch eine Straße, die sich in einen reißenden Strom verwandelt hat. Die Motoren der Autos, deren Fahrer sich zuvor noch vorgewagt haben, saufen buchstäblich ab. Als weitere Einsatzkräfte die Lage des jungen Mannes erkennen, nehmen sie ihn aus der Situation heraus. Erst als eine Ordnungsamtskraft an der Sperre steht, wird es ruhiger.
Schröder entschuldigt sich im Ratssaal bei Feuerwehrmann für das Verhalten
Vor dem Haupt- und Finanzausschuss, dem höchsten Mendener Gremium nach dem Stadtrat, hat sich Bürgermeister Dr. Roland Schröder offiziell bei dem jungen Feuerwehrmann entschuldigt für das Verhalten einiger Bürger, „denn diese Leute werden das selbst nicht tun“. Und während der sonst besonnene Erste Bürger der Stadt diese Szenarien beschreibt, ist ihm die mühsam unterdrückte Wut auf diese Zeitgenossen deutlich anzumerken. „Da fehlt ganz einfach der Respekt. Wenn Feuerwehr, Polizei oder Ordnungsamt eine Straße sperren, dann tun sie das niemals ohne guten Grund. Das hat man als Autofahrer ganz einfach zu akzeptieren. Stattdessen werden Menschen, die sich in Notlagen für andere einsetzen, dafür beschimpft. Das ist für mich überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen. Da kann man nur noch sagen: Herr, wirf Hirn herunter!“ Es gab an dieser Stelle großen Beifall der Politikerinnen und Politiker.
Mitgefühl für alle Betroffenen, Lob für Einsatzkräfte und Nachbarschaftshilfe
Flutmüll wird gratis abgeholt
Nach dem Hochwasser geht es auch diesmal um die Abfuhr von Müll und Sperrmüll aus den überfluteten Kellern. Der Müll werde gesondert und kostenlos abgeholt, versprach Bürgermeister Schröder. Hier plane der Zweckverband für Abfallbeseitigung Sondertouren für Donnerstag und Freitag, deren Routen auf allen Kanälen bekannt gemacht würden.
All den Bürgerinnen und Bürgern, die unter dem Starkregen zu leiden haben, spricht der Bürgermeister danach im Namen von Rat und Verwaltung sein Mitgefühl aus. Ausdrücklich dankt er allen Einsatzkräften von Feuerwehr und Polizei, Ordnungsamt, den Hilfsverbänden, der Stadtwerke, der Stadtentwässerung, des Bauhofs und des Immobilienservices. Auch Feuerwehren aus Nachbarstädten wie Iserlohn und Plettenberg sind den Mendener Einsatzkräften zu Hilfe geeilt, und die Zusammenarbeit aller Beteiligten, stellt Schröder fest, habe in der Notlage „hervorragend funktioniert“. Das gelte allerdings auch wieder für die Hilfsbereitschaft der Mendenerinnen und Mendener untereinander. „Wer verschont blieb, hat den betroffenen Nachbarn in vielfältiger Art und Weise geholfen, mit ihnen die Keller geleert oder die Autos aus dem Schlamm gezogen. Auch das ist Menden, und darauf können wir stolz sein!“
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Kritische Fragen aus Lendringsen: Kanäle nach Bebauung zu schmal?
Als es zum Sitzungsende um Anfragen von Ratspolitikern geht, meldet sich der Lendringser Mirko Kruschinski (SPD) zu Wort: „Wir haben von Anwohnern des Bieberkamps und der Otto-Weingarten-Straße gehört, dass sie binnen zwei Jahren jetzt zum vierten Mal die Keller voller Wasser hatten. Und es wird gefragt, ob das nur am Klimawandel liegt – oder womöglich auch an den Baumaßnahmen der jüngsten Zeit, etwa am Kreisverkehr zum Bieberberg oder den Wohnneubauten der Gewoge“, berichtet der Sozialdemokrat. Wenn ein Kanal statt 20 Häusern jetzt 50 entwässere, könnte das bei Starkregen ja auch zu einer Überlastung mit regelmäßig fatalen Folgen führen. Der Bürgermeister sagt daraufhin zu, er werde das prüfen und die Antwort rasch zu Protokoll geben lassen.
Für Stadt gibt es keine Versicherung für kaputte Straßen und Wege
Eine weitere Frage aus dem Plenum betrifft die zerstörten Wege im Biebertal oder die kaputte Fahrbahn am Steinhauser Weg: „Sind wir als Stadt gegen so etwas nicht versichert?“ Diese Frage wird von Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier glatt verneint: „Das wäre schön, aber Elementarversicherungen beziehen sich nur auf Gebäude. Sonst müssten wir ja kein Geld mehr für Ausbesserungen und Sanierungen an Fahrbahnen ausgeben.“