Bösperde. Die 24 Appartements des Service Wohnen plus in Bösperde füllen sich mit Leben. Ein Besuch vor Ort: Wie fühlen sich die Senioren?

Vor Jahrzehnten büffelten sie hier, nun kniffeln Reinhild Lehmkuhl (82) und Hildegard Spanke (90) um die Wette im Gemeinschaftsraum. Dort wo heute der Neubau der GBS glänzt, stand nämlich früher die Nikolaus-Groß-Schule, die beide Seniorinnen besuchten. Die Erinnerung verbindet. Die beiden Frauen gehören zu den ersten Mietern des neuen Service Wohnen plus Angebots in der Heidestraße, das vom Schmallenbach-Verbund angeboten wird. „Sie hat mir schon Bilder von früher gezeigt. Das hier war unser Schulhaus“, sagt Reinhild Lehmkuhl mit Blick auf ihre Kniffel-Partnerin.

Der Wohnpark Holzener Heide soll Begegnungen schaffen. Auf dem Gelände des Wohnparks befinden sich 41 Wohnungen, die die GBS selbst vermietet. Auch die Schaltzentrale des Ambulanten Dienstes vom Schmallenbach-Verbund und dessen Tagespflege. Ein neues Angebot gibt es nun seit rund vier Wochen: Das Service Wohnen plus des Verbundes – mit 24 Appartements und einem Gemeinschaftsbereich. Die 24 Kleinstappartements füllen sich langsam mit Leben. „Ich halte es sehr gut aus hier“, sagt Reinhild Lehmkuhl und grinst. „Nett sind sie alle.“

Altes Haus ist zu groß und nicht mehr praktisch

Mit 82 Jahren ist Reinhild Lehmkuhl noch recht fit unterwegs, doch ihr großes Haus ist ihr zu anstrengend geworden. „Ich habe in Bösperde ein Haus mit 1400 Quadratmetern Grundstück“, sagt sie. Dass sie im hohen Alter noch einmal umzieht, hätte sie bis vor wenigen Monaten nicht gedacht. Doch als ihr Mann im August 2022 stirbt, entscheidet sie, dass sie es alleine nicht mehr schafft und eine Veränderung braucht. Zunächst denkt Reinhild Lehmkuhl über eine Wohnung der GBS auf dem Gelände nach. „Aber da müsste ich ja trotzdem alles allein machen“, sagt sie. Gekocht hat sie ihr ganzes Leben lang, sie hat jetzt schlichtweg keine Lust mehr darauf – Essen auf Rädern kommt da gelegen.

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Und auch sonst: Sie will zwar weiterhin eigenständig leben, aber trotzdem eine gewisse Sicherheit und Unterstützung haben. Ihre Wahl fällt schließlich auf die Service Wohnen plus Alternative. Dort mietet sie nun ein Appartement und zahlt zusätzlich eine Servicepauschale. Eine Servicekraft ist zwei bis drei Stunden pro Tag vor Ort und steht den Mietern zur Seite – für Fragen, kleine Hilfestellungen oder für die Einbindung ins Quartier.

An moderne Technik gewöhnen

Verantwortlich für diesen Bereich ist Petra Simons-Fleck. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Silke Habekost hat sie sich im Vorfeld bei der Ausstattung und Gestaltung viel Mühe gegeben. Die passenden Farben, gemütliche Stühle, breite Flure, seniorengerechte Technik. Auch nachgebessert haben sie bereits und eine hochmoderne Spülmaschine gegen eine einfachere Variante getauscht. Es ist ein Lernprozess.

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„Mit dem komplizierten Herd kann ich schon kochen“, sagt Reinhild Lehmkuhl, die ja eigentlich gar nicht mehr kochen wollte, es aber scheinbar doch nicht so richtig lassen kann. So ist es ja schließlich auch gesellig und man lernt nebenbei neue Leute kennen – oder entdeckt alte Bekannte wieder. Bald ziehe eine Dame ein, die sie womöglich kennen könnte, auch aus der Schule.

Große Umstellung ist auch emotional ein Thema

Aber natürlich ist ein Umzug im hohen Alter nicht für alle auf Anhieb leicht. „Wenn man sein Zuhause verlässt, dann macht das ja auch was mit einem“, sagt die Rentnerin. Noch laufe nicht alles rund, aber es pendle sich ein. Sie ist froh über den Schritt und hat es sich gemütlich gemacht. Mitgenommen hat sie aus ihrem großen Haus nicht viel. „Was brauche ich denn noch?“, sagt sie. „Aber alles zurückzulassen tut schon weh.“ Ähnlich geht es auch den anderen Mietern. Auch Hildegard Spanke ist aus einem Haus ausgezogen. Wichtige Erinnerungsstücke hat sie mitgenommen in ihr Appartement mit Blick auf die Kirche.

Ehepaar Weymann hat sich zwei Appartements gesichert – in einem sind Wohnzimmer und Küchenzeile untergebracht, in dem anderen der Schlafbereich. Horst Weymann (90) pendelt regelmäßig zum alten Haus nach Fröndenberg und versorgt dort die Katze. Auch seiner Frau Brigitte Weymann (84) macht die Umstellung manchmal noch zu schaffen. „Das Heimweh bleibt“, sagt sie. 1500 Quadratmeter Grundstück hatten sie, nun sind es deutlich weniger. Dafür hat Horst Weymann aber Hilfe bei der Pflege seiner Frau – und die Gewissheit, dass auch er, wenn es jemals nötig werden sollte, die Dienste hinzubuchen kann. Alles kann, nichts muss. Beide können hier gemeinsam alt werden. Auch ist im neuen Zuhause alles seniorengerecht und es gibt keine lästigen, gefährlichen Treppen mehr. Ein klarer Vorteil.

Ausmisten und neue Freundschaften knüpfen

Auf die Frage, wie sie es geschafft hätten, zu entscheiden, was den Weg ins neue Zuhause schafft und was nicht, lachen beide. „Wir sortieren immer noch“, sagt Brigitte Weymann und lacht wieder. „Ich habe den ganzen Schrank noch voller Blusen“, sagt Horst Weymann und fasst sich an den Kopf. Derweil steht in der neuen Küchenzeile schon das Gebäck bereit. „Wir haben unseren Rhythmus“, sagt der fitte Senior. „Und mit dem Nachbarn bin ich schon per Du.“ Und wer weiß, ob daraus nicht auch eine neue Freundschaft werden kann.

Es sind noch Appartements frei. Weitere Informationen gibt es unter 02373/3994390.