Menden. 2022 ein Schlag gegen Kokain-Handel, jetzt eine Stich-Attacke: Die obere Kolpingstraße in Menden gerät wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Auf Hochtouren laufen die Ermittlungen der Polizei zur Stich-Attacke vom Samstagabend auf dem Bürgersteig der Kolpingstraße in der Mendener Innenstadt: „Eine abschließende Bewertung gibt es noch nicht, aber nach jetzigem Erkenntnisstand war der 36-jährige Mendener, den es dort getroffen hat, kein Zufallsopfer“, erklärte Marcel Dilling. Laut dem Sprecher der MK-Polizei werden konkrete Hintergründe gerade ausgeleuchtet, sie seien aber noch nicht klar.
Ermittlungen wegen Verdachts gefährlicher Körperverletzung
Wie berichtet, ist ein 59-Jähriger aus Hagen dringend verdächtig, den Mendener am Samstag gegen 18.20 Uhr vor einer Gaststätte an der Kolpingstraße niedergestochen zu haben. Der Mann flüchtete, konnte kurz danach aber gefasst werden. Ermittelt werde aktuell wegen gefährlicher Körperverletzung, was kein Verbrechens-Tatbestand ist, wie Marcel Dilling gegenüber dieser Zeitung betonte.
Vor einem Jahr: SEK-Einsatz an Kolpingstraße gegen Bande von Kokaindealern
Unter dem WP-Bericht über die Tat und den Schauplatz finden sich im Internet – wie schon nach dem spektakulären SEK-Zugriff vor einem Jahr gegen eine Kokaindealer-Bande – erneut Stimmen von Mendener Leserinnen und Lesern, die den Abschnitt der Kolpingstraße von der dortigen Polizeiwache bis zur Balver Straße als Kriminalitäts-Brennpunkt charakterisieren. Das aber, erklärte Dilling, geben die nackten Zahlen aus der Einsatz-Statistik der Polizei nicht her: „Mit durchschnittlich sechs Straftaten pro Monat im Jahr 2022 ist die Kolpingstraße für eine Innenstadt-Straße in der Statistik nicht auffällig.“
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Im Jahr 2022 sechs Straftaten pro Monat – überwiegend Kleinkriminalität
Zwar sei damit die ganze Straße gemeint und nicht nur der „Zockermeile“ genannte Abschnitt, wo sich Spielhallen, Wettbüros, Gaststätten und Imbisse aneinanderreihen. 2022 sei in den ersten Monaten zudem noch von Corona geprägt gewesen, als Deliktzahlen durchweg niedriger lagen als vor 2020. Andererseits seien auch Straftaten dabei, die überhaupt erst auf der Polizeiwache begangen wurden, etwa Widerstand gegen Blutproben. Und: Im Spektrum der Delikte für die Kolpingstraße findet sich laut Dilling zum allergrößten Teil Kleinkriminalität wieder, etwa Schwarzfahren oder Computerbetrügereien.
Auch für Razzien braucht die Polizei Anfangsverdacht als Rechtsgrundlage
Letztere seien schlimm genug, aber eben keine Schwerverbrechen. Hier müsse man eher über das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger reden, sagte Dilling weiter. „Das nehmen wir grundsätzlich sehr ernst und versuchen dem auch entgegenzuwirken, etwa durch vermehrte Präsenz.“ Zugleich gelte für die Tat in Menden ebenso wie für den tödlichen Schuss in Lüdenscheid, wo kürzlich ein 23-Jähriger in der Innenstadt ums Leben kam: „Schwere Straftaten geschehen in den seltensten Fällen zufällig. Die allermeisten haben eine Vorgeschichte und eine Beziehung zwischen Täter und Opfer.“ Das Risiko, als Unbeteiligter betroffen zu sein, sei folglich extrem gering. Und für drastische Schritte wie die dann gern geforderten Razzien brauche die Polizei eine Rechtsgrundlage, einen Anfangsverdacht. Dafür reichten Befindlichkeiten nicht aus, hier müssten schon Strafanzeigen oder konkrete Hinweise vorliegen.
Appell: Zeugen sollen Beobachtung von verdächtigen Handlungen der Polizei melden
Deshalb gilt laut Dilling: „Wer etwas beobachtet, was kriminell erscheint, muss die 110 wählen. Wir gehen Hinweisen nach und sehen dann auch, ob und wo sich Kriminalitäts-Schwerpunkte bilden.“ Das gäben die aktuellen Zahlen für die Kolpingstraße bei weitem nicht her.