Menden/Lendringsen. Fahrzeugführer, die nach einem Unfall flüchten, sind ein Problem. In Menden kam der Polizei jetzt der Kollege Ölspur zur Hilfe.
Eine Ölspur quer durch Lendringsen bis zum Hexenteich führte zu dem Unfallauto, welches nach der Kollision mit einer Frau einfach davon gerast war. Aber wer war den Wagen gefahren? Der 24-jährige Halter musste sich dafür vor Gericht verantworten. Alkohol und Betäubungsmittel im Blut hatte die Polizei am Tattag bei ihm auch noch festgestellt, er aber jede Beteiligung bestritten. So stand Aussage gegen Aussage.
Spur endet am Tennisplatz
Die Spur endete auf dem Parkplatz am Tennisplatz des TC Rodenberg nahe des Hexenteichs, dort fanden die Polizeibeamte auch tatsächlich einen verwaisten Pkw. Die Beschreibung auf den Unfallwagen passte genau. „Wir sind der Ölspur durch diverse Straßen quer durch Lendringsen gefolgt“, berichtete nun in der Gerichtsverhandlung ein damals beteiligter Polizist. Der Schaden des Autos, welches auf seinem Weg Öl verlor, war das Glück der Ermittler, sonst hätte man die Spur im wörtlichen Sinne möglicherweise verloren.
Auch interessant
Was war zuvor geschehen? Es war ein Sonntagnachmittag Mitte August im letzten Jahr. Eine heute 70 Jahre alte Mendenerin war am Geldautomaten in der Lendringser Sparkasse, ihr Auto direkt davor an der Hauptstraße geparkt, in welchem der Ehemann sitzen blieb. Direkt davor parkte ein anderes Auto, und als die Frau vom Geldautomaten zurück war, setzte dieses zurück. Die 70-jährige musste sich geistesgegenwärtig auf die eigene Motorhaube abstützen um dem Auto auszuweichen. Trotzdem wurde sie noch an einem Bein getroffen. Der andere Pkw kollidierte leicht mit dem Auto der 70-jährigen Mendenerin. Der Fahrer des Unfallwagens stieg daraufhin aus um seinen verursachten Schaden zu begutachten. Zum Glück sei ja nur das Nummernschild am anderen Pkw beschädigt, soll er laut Zeugenaussagen gesagt haben, dieses werde er bezahlen.
+++ Auch interessant: Maiwandern in Menden – Polizei und Ordnungsamt vorbereitet +++
Der Ehemann aber, so berichtete er selber in seiner Vernehmung vor dem Amtsgericht, bestand darauf, die Polizei zur Klärung zu rufen. Was dem Unfallfahrer offensichtlich nicht passte: „Keine Polizei, keine Polizei!“ soll er gerufen haben. Und dann, um die Identifizierung zu erschweren, das eigene Kennzeichen abgerissen haben und davon gerast sein. Womöglich aus guten Gründen, wie sich später noch herausstellen sollte. Die Frau begab sich später ins Krankenhaus, schlimmere Verletzungen am Bein hatte sie zum Glück nicht erlitten, nur Prellungen und Schürfwunden, klagte aber noch mehrere Tage über Schmerzen.
Hinweise von Anwohnern
Als die Polizei dann schließlich zum Unfallort kam, wollte man sich auf die Suche nach dem Flüchtigen machen. Dank der Hinweise von Anwohnern, die ein Auto durch Lendringsen hatten rasen sehen, und vor allem dank der Ölspur des Wagens war die Suche schnell von Erfolg gekrönt. Auf dem Parkplatz nahe des Hexenteichs fanden die Beamten zunächst nur das verwaiste Auto, dann aber in der Nähe auch einen jungen Mann, der auf die Beschreibung des Ehepaares vom Tatort in Lendringsen passte: sowohl von seinem südlich anmutenden, dunkelhaarigen Äußeren her bis auch zur Kleidung. Auch die Halterfrage des Pkw war schnell geklärt. Problem für den heute 24-jährigen Mendener: Nicht nur hatte er keinen Führerschein, sein Auftreten ließ auf Alkohol- und Drogengenuss schließen, was die anschließende Blutprobe auf der Wache auch bestätigte.
Sammelsurium an Vergehen
Letztlich kamen hier mehrere Vergehen zusammen: Fahren ohne Fahrerlaubnis sowie unter Alkohol- und Drogeneinfluss, fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung und die Unfallflucht.
Den Führerschein hatte der 24-Jährige wegen einer vorherigen Verurteilung verloren, was zusätzlich negativ ins Gewicht fiel.
Weitere neun Monate ist der „Lappen" nun zusätzlich futsch. 1000 Euro muss der Mann an Schmerzensgeld an sein Unfallopfer zahlen und 150 Sozialstunden ableisten.
Nur bestritt es der junge Mann vehement, in der Lendringser Innenstadt den Unfall verursacht und selber gefahren zu sein. Ein Freund habe am Steuer gesessen. Wer das sei, wollte er in der Gerichtsverhandlung wie auch schon den Polizisten am Tattag nicht verraten. Im Prozess selber schwieg er komplett, ließ über seinen Anwalt aber die Vorwürfe bestreiten. So musste sich das Gericht auf Zeugenaussagen stützen. Ganz sicher über die Identität des Angeklagten war sich nur der Ehemann des Opfers. „Ich erkenne ihn auch heute wieder“, sagte der 72-Jährige im Saal, der auch schon bei der Polizei aus mehreren Lichtbildern das des hier Angeklagten ausgewählt hatte. Alle anderen Zeugen, inklusive des Opfers, waren sich nicht sicher, sagten Sätze wie „Er könnte es schon sein“ oder sprachen von großer Ähnlichkeit mit dem Mann auf der Anklagebank.
Richterin von Schuld überzeugt
Sein Verteidiger sah das alles als nicht ausreichend an für eine Verurteilung. Aber die Vorsitzende Richterin war überzeugt von der Schuld des 24-jährigen Mendeners: „Alle Indizien zeigen in seine Richtung.“ Zudem hatte der Beschuldigte am Hexenteich einen Teil seines Autoschlüssels bei sich, ein anderes Stück davon war auf dem Boden vor der Lendringser Sparkasse liegen geblieben. Das Urteil: drei Monate Haft auf Bewährung.