Menden. Von der Hauptstraße auf den Champs-Elysées: Einzigartige Technik und unglaubliche Augen machen Galerien in aller Welt aufmerksam.

Mailand, Paris, Berlin, Tokio, Xian: Wäre Claudia Mölle nicht eine bildende Künstlerin, sondern spielte Fußball, dann würde die WP im Sportteil längst in großer Aufmachung über den international beachteten Aufstieg einer gebürtigen Mendenerin berichten. Doch in der Kunstszene geht es nicht um PSG, Inter oder Hertha. Hier muss sich Erfolg buchstäblich noch herumsprechen. Bei Claudia Mölle ist er heute nicht mehr zu überhören.

Wer verkauft und Preise gewinnt, macht sich auch hier irgendwann auf in Richtung Champions League. Die Stadt Menden hat zwei ihrer Werke für das Gut Rödinghausen erklärtermaßen angekauft, weil sie „im Moment noch bezahlbar“ seien. Die Betonung liegt auf „noch“.

Die Anfänge

Die Kunst habe sie immer schon begleitet – „nebenbei“, sagt die Mutter zweier erwachsener Söhne. Ob auf der Realschule Menden, am Placida-Viel-Berufskolleg oder in ihren zwölf Jahren als Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin auf der Intensivstation des St.-Vincenz-Krankenhauses. „Da geht es oft um Leben und Tod. Da sieht man viel“, sagt sie. Das klingt sehr sachlich. Doch vielleicht rührt es genau aus dieser Zeit, dass viele Menschen, die heute ihre Porträts betrachten, so gefesselt sind von den Augen.

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Irgendwann ist ihr „nebenbei“ zu wenig. Sie studiert Malerei und Grafik in Bochum, öffnet 2010 auf der Landesgartenschau in Hemer das „Stückwerk“, zu dem sie Holzarbeiten beiträgt. Bis heute ist sie Teil der Mendener Künstlergruppe „FreiraumGestalten“ und Dozentin an der VHS. Zugleich lernt sie selbst in der Meisterklasse von Prof. Dr. Qi Yang am Bochumer Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie. „Die sind kritisch, das ist ein fruchtbarer Austausch.“ Zugleich arbeitet Mölle als Dekorateurin. Bald will sie allein von ihrer Kunst leben können.

Die Technik

Aufsehen erregen Mölles Bilder auch, weil sie eine sehr spezielle Technik anwendet, die wenig verbreitet ist, unter weiblichen Künstlern zumal: „Stahlplatten mit Acryl, Tusche und Beize zu bearbeiten, ist für Frauen noch immer ungewöhnlich.“ Sie beizt und ätzt, lässt das Metall rosten, setzt Vergänglichkeit wie Tusche ein. Die Arbeit mit Metall erlernte sie vor Jahren bei einem Freund in Dortmund, der Skulpturen schuf. Wenn man so will, sind viele ihrer Skulpturen heute zweidimensional.

Das sorgt für große Neugierde und nicht nur gute Gefühle: „Wenn in der Ausstellung jemand sehr, sehr ausführlich nach Details deiner Technik fragt, dann bekommst du das Gefühl, dass sie imitiert werden soll.“

Die Seele

Nach ihrer Kunst gefragt, sagt Mölle sehr bestimmt: „Ich will berühren mit meinen Bildern.“ Gerade Augen machten etwas mit ihr, so sei sie „viel im Porträt und im Figürlichen unterwegs“. Dass sie dabei Schockierendes vermeidet, mache es nicht einfacher, auf dem hart umkämpften Kunstmarkt bemerkt zu werden.

Die Technik: Licht auf Metall sorgt für starke Effekte

Abbildungen der Malerei und der Skulpturen Claudia Mölles sind zu sehen auf der Website atelierclaudiamoelle.de

Ihre Metalltechnik: Mit verschiedenen Beizen wird ein Farbspektrum auf Stahl erzeugt. So entstehen abstrahierte Porträts, die dank der Metalloberfläche die Lichtverhältnisse der Umgebung aufnehmen, was für starke Effekte in den Bildern sorgt.

Kontakt: claudiamoelle12@gmail.com

An manchen Bildern hänge sie so sehr, dass sie sie nie verkaufen würde. „Bei anderen, die ich beim Kunden attraktiv platzieren kann, ist es ein gutes Gefühl zu wissen: Da hängt jetzt ein Mölle“, sagt sie und lacht. Dabei ist „ein Mölle“ längst eine Marke. Der Katalog des Pariser Herbstsalons „Salon d’Automne“ führt in alphabetischer Reihenfolge alle Künstlerinnen und Künstler auf, die seit 1903 im Salon auf dem Champs Elysées ausgestellt haben. Eine Handbreit unter Henri Matisse steht „Claudia Mölle, 2018, 2019“.

Die Ausstellungen

Der steile Aufstieg der Mendenerin lässt sich definitiv an ihren Ausstellungsorten festmachen. Stehen hier vorher noch vor allem Menden, Hemer, Balve oder Bochum, so beginnt das Jahr 2018 mit der „L’Art au coeur de l’Europe“ in Illzach, es folgen die „Proud Souls“ und „Open Minds“ in Berlin, die Kölner Galerie „Eyegen-art“, „Le Rustique“ in Mulhouse und ihr erster „Salon d’Automne“ im Grand-Palais in Paris.

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Anfang 2019 stellt Claudia Mölle im „Les Amazones des Beaux-Arts“ in Neuf-Brisach aus. Dort werden ihre Werke für Ausstellungen im National Art Center in Tokio und in der „Cité Internationale des Arts“ in Xian/China ausgewählt. Es folgen Illzach und die „5éme Exposition des Beaux Arts“ in Neuf Breisach, die Herbolzheimer „Amazones des Beaux-Arts“, die Künstlerinnen-Ausstellung „Wanderungen“ in Brandenburg (Doberlug-Kirchhain) und Polen (Ratibor und Naklo), die Artbox in Zürich, neuerlich die Galerie Eyegenart und der „Salon d’ Automne“, dann das Artbox-Projekt „Miami 2.0“ in Wynwood/Miami, USA. Den Abschluss 2019 bildete im Dezember der Topic Salon in Prag.

Weiter geht’s jetzt in einer Galerie in Mailand, im Februar nach Paris-St. Germain. Also doch PSG!

Die Preise

2018 gewann Claudia Mölle den ersten Preis der „L’Art au coeur de l’Europe“ – und, worauf sie besonders stolz ist, auch den Publikumspreis. 2019 war sie Halbfinalistin auf der „Swiss Art Artbox-Projekt Zürich“.