Menden. Am Jahresende sollen die Plätze rund ums Rathaus fertig sein – mit neuem Zeltdach. Warum es höher, größer und schöner sein soll als das alte.
Daran hängen zahllose schöne Erinnerungen: Für viele Menschen in Menden war der Abbau des Rathaus-Zeltdachs am 14. Dezember 2021 nach 30 Jahren ein schmerzhafter Einschnitt, zumal keine andere Stadt weit und breit ein ähnliches Wahrzeichen aufweisen kann. Doch die zeltlose Zeit im Herzen der Stadt soll bald vorbei sein: Spätestens am Jahresende, sagt Martin Niehage vom Immobilienservice Menden ISM, sind die Plätze am neuen Rathaus komplett wiederhergestellt, und zwar mit einem neuen Zeltdach. Und das soll höher, größer, schöner und heller werden als das alte.
Großes Zelt hat allein 870 Quadratmeter Fläche
Dabei werden im Herbst genau genommen zwei Zelte errichtet: „Wir bauen Dach 1 und Dach 2“, sagt Niehage. Das Hauptzelt wird wie sein Vorgänger an den Rathauswänden und an zwei formgebenden Masten mit bis zu 19 Metern Höhe befestigt sein. Mit 870 Quadratmetern ist es größer als das alte Zeltdach, denn es deckt auch die Außenbereiche ab. Unter dem alten Zelt konnte es vor allem bei Seitenwind immer wieder passieren, dass es auch in laufende Veranstaltungen buchstäblich hineinregnete. Das soll jetzt ausgeschlossen sein.
Zweites Dach soll auch Haupteingang und Platz vorm Bürgerhaus schützen
Zusätzlich wird noch das Zelt 2 errichtet, das den Bereich des Rathaus-Haupteingangs schützt – auch jenseits der Glasbrücke, vor der das alte Zeltdach endete. Dieses zweite Zelt, das seinerseits zwei Elementen hat, weist insgesamt 166 Quadratmeter Stofffläche auf. Damit sollen fürs künftige Bürgerhaus auch Veranstaltungen möglich sein, die drinnen wie draußen stattfinden.
Teflonhaltiger Schirm aus Polytetrafluorethylen weist jeden Regen ab
Der Stoff, aus dem das Zeltdach besteht, ist leicht beigefarben und ein extrem reißfestes, teflonhaltiges Membrangewebe, das Regen buchstäblich abperlen lässt. Das Material wird Polytetrafluorethylen oder kurz PTFE genannt. Es gilt als „Kunststoff der Superlative“ und findet auch in der Industrie nahezu universell Anwendung. PTFE wird als chemikalien- und temperaturbeständig beschrieben, mit hervorragenden Gleit-Eigenschaften und sehr gutem Isolationsverhalten. Und: Es weist Wasser komplett ab.
Trotz Wunderstoffs: Bei hohen Schnee- und Eislasten weiter Sperrungen
Doch auch der Wunderstoff wird eines nicht verhindern können, sagt Niehage: „Weil wir aus Kostengründen keine Heizdrähte in den Stoff einarbeiten lassen, wird es auch in Zukunft zeitweilige Sperrungen geben müssen.“ Wenn im Winter hohe Schnee- und Eislasten auf dem Zeltdach liegen, die mit einem Mal abrutschen könnten, dann werde wegen der Lawinengefahr kein Durchgang möglich sein. Zuletzt hatte es diese Lage und die Warnschilder vor Lawinen noch im Februar 2021 gegeben. Gleiches passiert auch wieder, wenn Sturm angesagt ist.
Künftig acht Versorgungs-Poller für Nachschub an Strom und Gas
Deutlich besser als früher soll dagegen nicht nur der Regenschirm für Veranstaltungen aller Art sein, sondern auch die Energieversorgung des Platzes. Wo man früher auf langen Leitungen für Strom und Wasser stand, sorgen künftig acht Versorgungs-Poller für Nachschub. „Das macht den Platz multifunktional und freut nicht nur die Schausteller der Pfingstkirmes oder die Anbieter bei Menden à la Carte“, zeigt sich Martin Niehage sicher.
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Zuwendungsfähige Kosten bei 1,21 Millionen Euro: Große Einweihung geplant
Das Ganze hat indes auch seinen Preis: 1,21 Millionen Euro an förderfähigen Kosten müssen für das Zelt hingeblättert werden, damit das pralle Leben wieder auf den geschützten Platz zurückkehren kann. Und das soll laut Jenni Gröhlich vom Mendener Stadtmarketing geschehen, so bald es irgend geht: „Wir freuen uns mit allen Veranstaltern unheimlich auf dieses Zeltdach – und wir wollen es mit einem wirklich großen Fest einweihen!“
Altes Zelt schützte 30 Jahre lang zahllose Veranstaltungen
In den 30 Jahren seines Bestehens hatte schon das alte Zeltdach unzählige Veranstaltungen beschirmt. Mario Götze schoss hier 1000 jubelnden Mendenern beim Public Viewing das entscheidende 1:0 im WM-Finale, für Menden à la Carte sorgte es für Schlemmerfreuden, die Pfingstkirmes-Schaukel machte hier ebenso oft Station wie zahllose Stars und Sternchen der Musik. Häufig wechselten Open-Air-Veranstalter bei schlechten Wetterprognosen rasch noch unter den Riesenschirm. Mit dem „Zeltdach-Festival“ des Mendener Phono-Forums der Familie Kickermann trägt eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe dieses Bauwerk sogar im Namen.
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Bürgermeister: Unter neuem Zeltdach neue schöne Erinnerungen sammeln
Bürgermeister Roland Schröder hatte zum Abbau des alten Zeltes auch darauf Bezug genommen und gesagt: „Auch wenn an diesem Zeltdach viele Erinnerungen an schöne Veranstaltungen hängen, ist das kein Abschied. Denn der Abbau ist der Anfang von etwas Neuem, das uns viele Verbesserungen bringen wird – und ein neues Zeltdach, unter dem wir neue schöne Erinnerungen sammeln können.“