Menden. In Menden ist ein eigentlich vor Jahrzehnten zugeschütteter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zum Teil wieder freigelegt.
Als Kind, daran erinnert sich Norbert Kirchhoff genau, hat er immer bei Fliegeralarm hier Schutz gesucht. Mittlerweile allerdings ist ein Teil der einstigen Stollenanlage, die jahrzehntelang zugeschüttet war, wieder freigelegt.
Ganz in der Nähe ist WP-Leser Norbert Kirchhoff aufgewachsen. Deshalb weiß er der 88-jährige Mendener genau, was sich hier verbirgt: An der Ecke Galbreite/Richard-Rinker-Straße war einst ein Bunker, erzählt er.„Ich kenne den noch aus meiner Kinderzeit“, erzählt Norbert Kirchhoff. Der Bunker sei damals „von den Zwangsarbeitern ausgebaggert“ worden. „Bei Fliegeralarm haben wir da drin nächtelang gesessen.“ Ob es sich um einen städtischen Bunker oder eine Anlage eines Unternehmens gehandelt habe, wisse er nicht.
Es gebe zwei Eingänge – einmal von der Seite der Galbreite aus, und einmal von der anderen Seite, wo sich heute das Unternehmen Aust befindet. „Unter dem Kreuz treffen sich die beiden Seiten“, weiß Norbert Kirchhoff. „Man konnte also unter dem Galbusch-Kreuz durchgehen.“
Nach dem Krieg seien die Gänge von der Stadt dicht gemacht worden, damit niemand den Bunker mehr betreten könne. Nach seiner Erinnerung sei der Bereich damals einfach mit Erde zugeschüttet worden. Nun allerdings habe der Regen im Laufe der Jahre einen Teil der Erde vor dem Bunkereingang weggespült, berichtet Norbert Kirchhoff, der sich bei der WP-Redaktion meldete: „Die Natur hat das wieder ein bisschen frei gelegt. Da ist fast ein halber Meter weg.“
Bei der Stadt sei, so erklärt Stadtsprecher Johannes Ehrlich auf WP-Nachfrage, „generell recht wenig zu Bunkern oder Stollenanlagen, die als solche genutzt wurden, bekannt“. Die meisten Hinweise beruhen auf den Aussagen von Zeitzeugen, erläutert Johannes Ehrlich, „da zum Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Nazis viele Informationen vernichtet wurden. Es mag auch sein, dass Info zentral von einer Gauleiterversammlung verwaltet wurden. Pläne oder Bauzeichnungen liegen in unserem Archiv nicht vor.“ Auch hätten die Nazis offenbar selbst Anlagen zerstört oder zugeschüttet und dies nicht dokumentiert.
Genaugenommen handelt es sich bei der Anlage an der Galbreite nicht um einen Bunker, sondern um einen Stollenanlage, betont Stadtarchivar Stephan Reisloh. Die Unterscheidung sei eine baurechtliche Frage: „Ein klassischer Bunker ist deutlich besser ausgebaut und ausgestattet. Eine Stollenanlage hingegen ist eher schlicht und sollten im Luftkrieg Schutz bieten.“
Die Stadt könne sich „vorstellen, dass das Unternehmen ,Richard Rinker’ eine derartige Anlage hatte. Das Unternehmen war zu Kriegszeiten wohl rüstungsrelevant“, ergänzte Johannes Ehrlich. Die städtische Abteilung Umwelt und Bauverwaltung wolle nach dem Hinweis von Norbert Kirchhoff nun „prüfen, ob weitere Maßnahmen zum Beispiel zur Verkehrssicherung nötig sind“.