Fröndenberg/Unna. Ein Besuch in der Synagoge in Unna ist ein nachdrückliches Erlebnis. Denn es handelt sich um ein modernes Haus.
Die Jüdische Gemeinde „haKochaw“ will sich nicht verstecken. Ganz im Gegenteil: Seit ihrer Gründung im 13. Mai 2007 tut sie alles dafür, ein ganz normaler Teil der Gesellschaft zu sein. Kein leichtes Unterfangen angesichts der Geschichte, die auch zu Misstrauen führen könnte. „Wir öffnen unsere Synagoge für alle Interessierten und wollen die Gemeinsamkeiten betonen“, sagt Alexandra Khariakova, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde.
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An diesem Dienstag empfängt sie besondere Gäste. Heike Niemand, Barbara Streich und Anne Kling vom Frauennetzwerk Fröndenberg besuchen die Synagoge. Mitgebracht haben sie einen Scheck über 300 Euro. Mit dem Geld soll die Arbeit der Gemeinde unterstützt werden. Wichtiger als das Geld aber ist die Botschaft, dass das Frauennetzwerk künftig noch enger an der Seite der Jüdischen Gemeinde stehen will.
Alexandra Khariakova hat die engagierten Frauen vor einigen Wochen darüber informiert, wie die Gemeinde aufgestellt ist und was sie leistet. Der Besuch in der Synagoge hat bleibende Eindrücke hinterlassen. Dazu gehört, dass die Polizei regelmäßig vor Ort ist, um die Sicherheit der Gemeinde zu garantieren. Aber auch die Freude und der Humor, mit dem Alexandra Khariakova über jüdisches Leben informiert, begeistert.
Die Frau, die vor 27 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam, kann symbolhaft dafür stehen, wie liberal die Gemeinde ist. Anders als etwa in der orthodoxen Gemeinde in Dortmund sind die Frauen in der Gemeinde „haKochaw“, was soviel bedeutet wie „der Stern“, gleichberechtigt. Mit Alexandra Khariakova ist eine Frau Vorsitzende, mit Natalia Verzhloska ist sogar die erste Rabbinerin in NRW für die religiöse Arbeit zuständig. „Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass schon 1936 die erste Rabbinerin in Berlin ordiniert wurde“, erzählt Khariakova. „Damals gab es das Wort Rabbinerin noch nicht, sie wurde Fräulein Rabbi genannt.“
Eine wichtige Funktion übernimmt die Jüdische Gemeinde auch bei der Betreuung von Geflüchteten aus der Ukraine. „Wir sind dafür zuständig, mit ihnen die Anträge ein Bleiberecht zu stellen“, berichtet Khariakova. Darüber hinaus organisiert „haKochaw“ Hilfstransporte in das Kriegsland. Am Dienstag, kurz vor dem Besuch der Frauennetzwerk-Delegation, erreichte ein mit Spenden finanzierter Generator sein Ziel in der Ukraine. Ein Handyfoto zeugt davon. Drei weitere kleinere Generatoren werden folgen.
Die Jüdische Gemeinde hat das einst evangelische Haus an der Buderusstraße in Unna-Massen zu einer Synagoge umgebaut. Eingeweiht wurde die Synagoge am 4. Juli 2019. Seither stand sie nicht nur für jüdische Gottesdienste, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerte offen. Die nächste Lesung dort ist am 19. Februar, wenn Mirjam Müntefering ab 15 Uhr ihren Krimi „Mord und Wischmopp“ vorstellt. Infos und Tickets gibt es unter anderem im i-Punkt Unna , Tel. (02303) 103-777, und bei Drucker-Domain, Bismarckstraße 11 in Unna, Tel. (02303) 779960.